Review von Flo
Jetzt weiß ich immerhin
wo meine Füße stehen
und das es meine sind
die hatte ich schon als Kind.
Genau das sind die Zeilen, warum ich der Meinung bin, dass Frank Ludes zu den begabtesten Textern der deutschsprachigen Punkszene gehört. Und das sind nicht nur so Texte, die hin und wieder mal auftauchen, bei Frank ist die von der ersten bis zur letzten Minute immer eine extrem hohe Qualität an Textsicherheit garantiert.
Mal einfach gestrickt, mal muss man einen Song erst 100-mal hören, dann tut sich die Wortgewalt erst auf. Aber ganz sicher ist, dass Frank sich nicht vor Wortwitz und wirklich intelligenten Reimen scheut. Sonst wäre es auch nicht Frank.
Frank bleibt Frank ist nun das zweite Album aus dem Hause FLOMB!. Seit dem Debütalbum Lautstärker, seit Frank solo unterwegs ist, sind ca. 3 Jahre vergangen. Zugegebenermaßen fühlt sich die Zeit deutlich länger an, andererseits finden sich auf Frank bleibt Frank zumindest einige Tracks wieder, die Frank über die drei Jahre immer mal wieder veröffentlicht hat.
Und doch gibt es mehr als genug Neues auf der Platte zu entdecken. Hier werden also nicht nur alte Kamellen neu aufgewärmt und verwurstet. Teils wurden auch bereits veröffentlichte Tracks neu arrangiert oder erweitert. Das nennt man dann wohl Fanservice, oder?
Zweifelsohne lässt sich aber irgendwie auch eine gewisse Selbstreflexion auf dem Album erkennen. Gefühlt wirkt die Platte deutlich intimer, persönlicher und nahbarer als alle Werke, die aus Franks Feder bisher entsprungen sind. Wer jetzt aber erwartet, dass Frank bleibt Frank eine Platte ist, die in Selbstmitleid oder verklärter Nostalgie versinkt, der täuscht sich. Frank bleibt Frank bleibt zu jedem Zeitpunkt ernst genug, ohne sich in Peinlichkeit oder Belanglosigkeit zu verlieren.
Bei den 14 Tracks, die Frank darbietet, wurde sich reichlich an Gastmusikern bedient. Neben Alex Pascow oder Andre Sinner, welche wohl die bekanntesten Vertreter sind, finden sich auch Olli Bockmist von Band ohne Anspruch, Stemmen von Notgemeinschaft Peter Pan und Bärbel Rotzky auf der Platte wieder. Wohingegen Andre Sinner, Olli, Stemmen und Bärbel Rotzky durchweg überzeugen können, lässt leider der Gastbeitrag von Alex Pascow zu wünschen übrig. Das klingt leider nach nichts.
Böse Zungen haben sich schon darüber gefreut, als Frank in irgendeinem Video mal eine Ukulele (oder wars eine Guitarlele?) zerschlagen hat („Dat is Punk, euer Frank!“), muss ich sagen, dass es mich sehr freut, mit Saufbauch ein Ukulelencover von Canalterror auf der Platte wiederzufinden. Und die Nummer ist so schön mittig auf der Platte platziert, dass man nicht drumherum kommt. Gerne mehr Ukulelen-/Guitarlelenversionen. Vielleicht mal eine EP in diese Richtung?
Klar, musikalisch wird auf der Platte Punkrock ohne große Experimente geboten, aber die Platte heißt ja nicht umsonst Frank bleibt Frank. Man weiß, was man bekommt. Die einzige Schwäche, die ich dem Album jedoch ankreiden muss, ist dass man immer noch ein wenig hört, dass das Schlagzeug aus der Dose kommt. Im Gegensatz zu Lautstärker wurde zwar ein großer Schritt nach vorne gemacht, jedoch können Drums aus der Dose niemals ein echtes ersetzen.
Frank bleibt Frank ist aber dennoch ein wirklich rundes Punkrockalbum, bei dem Frank seine Textkünste wiederholt unter Beweis stellt. 40 Minuten Hörgenuss für die Ohren, bei denen es beinahe keine Durchhänger gibt. Schönes Ding, bei dem übrigens auch das Artwork zu überzeugen weiß. Frank bleibt Frank ist bereits erschienen und auf Vinyl, CD und digital erhältlich.
Review von Gunnar
Als mir Frank Ludes vor einigen Wochen sein neues FLOMB! Album Frank bleibt Frank zugesendet hat, hat er beiläufigen den Satz gesagt, dass es bis zum Release am 13. September 2024 ja noch etwas hin sei und ich so ja noch genug Zeit hätte, mir das Ding „schönzuhören“.
Dieser Satz war von ihm natürlich nur so daher gesagt und doch bekam er noch eine gewisse Bewandtnis. Denn nachdem ich das Album zum ersten Mal durchgehört hatte, stieß mir dieser Satz tatsächlich noch einmal so sauer auf, wie die Magensäure nach einem verfrühten Tequila-Shot.
Die 14 Tracks zündeten nämlich irgendwie überhaupt nicht, sie plätscherten eher so dahin und ich skipte manche sogar vor dem Ende weiter, was ich sonst eigentlich nie mache, wenn ich ein Album zum ersten Mal höre.
Deutscher Punkrock, der ebenso wie das Cover des Albums in schwarz-weiß daherkommt und dem einfach die musikalische Farbe fehlt!
…so oder so ähnlich hätte ich es wohl hier geschrieben, wenn ich nicht noch die besagte Zeit zugeschrieben bekam, um mir die Scheibe schönzuhören. Also verschwand die Scheibe erst einmal in den Untiefen meines Handschuhfachs, bis ich sie vor einer Woche wieder hervorkramte.
Und was soll ich sagen? Irgendwas ist in der Zwischenzeit passiert, denn auf einmal nahm ich das Album ganz anders wahr – nicht mehr schwarz-weiß, sondern so bunt wie bei einem ordentlichen Acid-Trip!
Woran es lag? Keine Ahnung! Vielleicht war es meine Stimmung beim ersten Hören, die Ausrichtung der Erdstrahlen oder die falsche Webrichtung des Toilettenpapiers, welches ich zu der Zeit benutzte. Ich weiß es einfach nicht und selbst Jonathan Frakes hätte darauf wohl keine Antwort. Darum grübel ich auch nicht mehr groß darüber nach, sondern freue mich, dass dieses Werk das Licht der Welt erblickt hat.
Also streicht bitte den obigen fett geschriebenen Satz und lest meinen Kurzeinblick in das Album!
1Ohrwurm des Albums – Saufbauch
Vor Frank und seiner Ukulele ist kaum jemand sicher. Egal ob …but alive, Alarmsignal oder auch Ludwig van Beethoven, da dürfen sie alle mal wie bei einer Hafendirne und so nun auch Canalterror mit ihrem Kult-Track Saufbauch. Ein Titel der in der 80er-Jahre-Urfassung schon tagelang im Kopf bleibt wurde von FLOMB! so modifiziert, dass er sich wohl nie aus den Gehirnwindungen heraus begeben wird.
2Rohrkrepierer des Albums – Der Typ den man Caddy nennt
Es hat bestimmt zehn Anläufe gebraucht, bis ich mir den Rock´n´Roll-Gedächtnistrack komplett anhören konnte und ganz ehrlich, ich werde es wohl nie wieder tun. Wer auch immer dieser Caddy war oder ist, er hat mir echt Schmerzen bereitet und es tut mir für die Minuten auf dem Tonträger echt leid.
3Bestes Duett des Albums – Bitte gehen Sie weiter
Den Doppelgesang gibt es auf dem Album des Öfteren zu hören. Mal hört man Alex Pascow, dann den Herrn Olli Bockmist oder auch Andre Sinner. Wer aber besonders hervorsticht sind Bärbel Rotzky und Vincent, die dem Titel Bitte gehen Sie weiter ihren ganz eigenen Rotz-Charme verpassen. Einfach genial dieses Zusammenspiel von Rotz und Melodie!
4Bester Track des Albums – Die Totale anvisiert
Der Opener des Albums war einer der wenigen Titel des Albums, der mir von Anfang an gefallen hat. Dieses ist aber nicht unbedingt der Grund, warum ich ihn als besten Titel des Albums deklarieren möchte. Denn mittlerweile gefallen mir viele Songs des Albums ebenso gut und doch hebt sich dieser noch einmal etwas von den anderen ab und vorhin ist mir beim hören auch aufgefallen warum. Er versprüht einfach die Lust und Freude, die Frank beim musizieren und schreiben hat. So kommt bei mir beim hören ein ähnliches Gefühl auf, als wenn ich Leute auf der Bühne stehen sehe, die vor bock aus dem grinsen nicht mehr rauskommen. Ich liebe es einfach glückliche Menschen zu sehen und zu hören und dieses Gefühl habe ich auch bei Die Totale anvisiert.
5Kreativer Höhepunkt des Albums – Johnny B Scheuert
Der kreative Höhepunkt wird bei Johnny B Scheuert erreicht. Nicht wegen des Liedtitels, sondern wegen einer wunderbaren Wortschöpfung. Denn Begriffsstutzigität muss einfach das Wort des Jahres werden. Konrad Duden und Gerhard Wahrig prosten sich bei dem Wort garantiert im Himmel zu!
6Fazit
Auch wenn Frank bleibt Frank und ich anfänglich Startschwierigkeiten hatten, so hat unsere Beziehung dann doch noch richtig gezündet. Die Tracks passen sich, mit einer Ausnahme, zu einem wundervoll abwechslungsreichen Potpourri an Punkrock zusammen, welcher hier und da allerdings etwas nachdenklicher als der Vorgänger Lautstärker daherkommt.
Aber warum auch nicht? Denn auch ernstere Themen haben natürlich ihren Platz verdient und finden sich hier wirklich perfekt ein.
Ebenso hat die Erwähnung der CD-Aufmachung hier auch noch ihren Platz verdient, denn die ist wirklich kreativ. Kein Digipak-Gatefolder-Kram, sondern einfach ein geiles Booklet und eine CD…mehr braucht es nicht, denn die CD wird das Abspielgerät eh nicht mehr so schnell verlassen.
4 von 5 Katzen in den Ofen
In eigener Sache
Gerade für die kleineren Bands und Künstler*innen wird es immer schwieriger physisch veröffentlichen zu können. Steigende Kosten im Zusammenspiel mit der Marktmacht von spotify & co sorgen dafür, dass wir immer seltener so schöne Platten und kreativ aufbereitete Booklets in den Händen halten können, wie es hier wieder der Fall ist.
Also bitte lasst uns dieses Stück (Sub)Kultur am Leben halten und bestellt gerade bei kleineren Künstler*innen und Bands die Platten gerne auch bereits vor Release. Danke!
Tracklist:
1 Die Totale Anvisiert
2 Das Nächste Schiff feat. Andre Sinner
3 Kaum Glanz Viel Schmuddel
4 Inkasso
5 Da Draußen feat. Alex Pascow
6 Felsenfest
7 Saufbauch Ukulele Cover
8 War Nicht Geplant Ist So Passiert feat. Stemmen
9 Bitte Gehen Sie Weiter feat. Bärbel Rotzky
10 Notausknopf
11 Der Typ Den Man Caddy Nennt
12 Johnny B Scheuert feat. Olli Bockmist
13 Stirb Oder Friss
14 Bis Zum Nächsten Tag