Wer Grade 2 schon einmal live erlebt hat, weiß, dass diese Band einfach nur Spaß macht und das beweisen sie auch wieder mit ihrem neuesten Werk, welches ebenfalls den Namen Grade 2 trägt.
Warum gerade dieses Album die Ehre der Selbstbetitelung hat und warum sie es ihrer Meinung nach verdient haben, dass sie mit Bands wie Social Distortion oder Rancid touren, lest ihr in unserem Interview mit den drei Mannen von der Insel!
…am Ende des Tages ist es das Ziel jeder Band, der Headliner zu sein. In unserem Fall ist das nicht anders.
AFL: Euer kommendes Album wird mit Grade 2 selbstbetitelt sein. Warum gerade das vierte Album? Social Distortion lehrten uns doch, dass das dritte Album immer selbstbetitelt sein sollte.
Jack: Das ist echt lustig, dass du das erwähnst, denn technisch gesehen ist dies unser drittes Album! Mainstream View war ursprünglich eine 8-Track-EP, also sehen wir es nicht als Album an. Aber ich kann verstehen, warum die EP als Album zu zählen scheint. Schließlich haben wir die EP erst nach der Veröffentlichung zu einer Compilation erweitert, wie ihr sie heute eben kennt. Wie dem auch sei, die Entscheidung für den eigenen Titel wurde im Laufe der Aufnahmen immer klarer und deutlicher.
Wir hatten irgendwie keine Idee für einen Titel, die alle überzeugte, und wir hatten auch keine Lust, einfach nur einen Songtitel als Namen für das Album zu verwenden. Also haben wir die Möglichkeit einer Selbstbetitelung in Erwägung gezogen, was ich anfangs strikt ablehnte! Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir der Gedanke.
Dieses Album markiert 10 Jahre Grade 2, das sind 10 Jahre, in denen wir als Band gereift sind, gelernt und uns weiterentwickelt haben (man bedenke, dass wir vor 10 Jahren 14 und 15 Jahre alt waren). All diese Jahre des Tourens, Aufnehmens, Schreibens und Zusammenarbeitens haben zu diesem Album geführt. Wir sind der Meinung, dass dies der Sound ist, auf den wir langsam hingearbeitet haben und der Grade 2 wirklich ausmacht.
Apropos Social Distortion. Ihr wart letztes Jahr mit Mike Ness & Co. auf Tour und habt mich in Hannover wirklich begeistert zurückgelassen. Und jetzt begleitet ihr neben der Tour mit Death By Stereo auch noch Rancid bei ein paar Gigs, das ist der Wahnsinn. Habt ihr nicht manchmal auch Angst, dass es irgendwann keine Steigerung mehr geben wird?
Sid: Hannover war ein Highlight – der Veranstaltungsort war unglaublich und das Publikum war voll dabei! Es ist toll zu hören, dass du dort warst und es genossen hast!
Wir sind sehr gespannt auf das Jahr, dass wir geplant haben. Die Tourneen waren und sind ganz sicher Traumtouren. Wir fühlen uns sehr glücklich, auf dem Radar dieser Bands zu sein. Das hat uns überhaupt erst die Chance gegeben, Grade 2 einem solchen Publikum zu präsentieren.
Was die Entwicklung der Band angeht, mache ich mir keine Sorgen, dass sie zum Stillstand kommen könnte. Wie ich schon sagte, waren diese Touren unglaublich, aber am Ende des Tages ist es das Ziel jeder Band, der Headliner zu sein. In unserem Fall ist das nicht anders.
Wie ich gerade sagte, ist eure Freude am Live-Spielen immer sehr spürbar und das zeigt sich auch in euren zahlreichen Touren. Spielt ihr tatsächlich immer gerne live oder sehnt ich euch auch mal nach ruhigen Abenden auf der Couch?
Jacob: Ehrlich gesagt gibt es nichts Schöneres als eine Live-Show zu spielen. Es ist das Unbekannte, dass dieses so großartig macht. Man weiß nie wirklich, was man am Abend erleben wird. Du könntest neue Fans auf einer riesigen Bühne wie der Brixton Academy gewinnen oder eine bleibende Erinnerung schaffen, wenn du vor 150 Leuten in Bristol spielst. Dennoch liebt es natürlich jeder von uns ab und zu auch eine Nacht zu Hause zu sein.
Mir ist gerade aufgefallen, dass es eine Sache gibt, die ich noch nicht über euch weiß, obwohl diese Frage offensichtlich ist und ihr sie wahrscheinlich schon hundert mal beatwortet habt… wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?
Jack: Ich, Sid und Jacob waren zu der Zeit in der Schule und haben mit unserem Freund Toby (der vor einiger Zeit am Schlagzeug eingesprungen ist) Ideen für einen Bandnamen gesammelt. Wir hatten dann die Idee uns Grade 8 zu nennen, weil die Musiknote 8 die höchste erreichbare Musiknote ist, wir aber hingegen unsagbar schlecht an unseren Instrumenten waren. Das führte dann dazu, dass Toby Grade 2 vorschlug, weil Sid früher den Grade 2 Buzzcut als Frisur trug. Und das war’s dann.
Es gibt also keine wirkliche Bedeutung dahinter, außer dass es Sids Haarschnitt im Jahr 2013 war!
Daher heißt dieses Album auch Grade 2, weil es zeigt, wie wir uns als Band in den letzten zehn Jahren entwickelt haben.
Wenn man sich eure bisherige Karriere ansieht, liest sie sich wie ein Buch. Glaubt ihr, dass ihr alles hart erarbeitet habt oder war da auch viel Glück dabei?
Sid: Ich kann dir direkt sagen, dass wir unglaublich hart gearbeitet haben, um an dem Punkt zu sein, an dem wir jetzt sind. Es gab nie einen Plan oder eine Vorstellung davon, wo die Band in zehn Jahren landen würde oder ob wir überhaupt noch eine Band sein würden, aber wir sind hier.
In den Anfangsjahren der Band konnte keiner von uns Auto fahren. Also benutzten wir für jede Show, die wir spielten, öffentliche Verkehrsmittel, um dorthin zu gelangen. Man muss bedenken, dass wir auf einer abgelegenen Insel leben. Wir nahmen also neun Taschen für drei von uns mit. (Equipment, Merch und persönliches Zeug) Nahmen dann eine Fähre, einen Zug, einen Bus oder auch Flüge. Was auch immer, wir haben es getan, nur um zu einer Show zu kommen. Das ist die Geschichte in Kurzform und das deckt nur den Aspekt des Tourens ab. Wir haben uns wirklich den Arsch aufgerissen. Wir hatten früh die Möglichkeit auf Festivals vor großem Publikum zu spielen, haben dafür aber auch alles mögliche vorweg getan.
Es gab definitiv Leute, die uns viel beigebracht und uns geholfen haben, Türen zu öffnen, aber man kann nicht sagen, dass wir nicht dafür gearbeitet haben.
Man kann eine Weiterentwicklung von Platte zu Platte spüren. Eure Musik scheint nie stillzustehen und auch euer neues Album klingt wieder anders als der Vorgänger Graveyard Island. Was denkt ihr, ist der größte Unterschied zwischen dem neuen Album und seinen Vorgängern?
Jacob: Mit jeder Veröffentlichung entwickeln wir uns als Band weiter. Als wir Graveyard Island geschrieben haben, haben wir zum ersten Mal mit Tim Armstorng im Studio gearbeitet, und wir haben dabei so viel gelernt. Als es darum ging, dieses selbstbetitelte Album zu machen, hatten wir die nötigen Werkzeuge und das Vertrauen in das Material, dass wir hatten. Daher heißt dieses Album auch Grade 2, weil es zeigt, wie wir uns als Band in den letzten zehn Jahren entwickelt haben.
Seht ihr es als Vorteil, dass ihr euch als Band so gut kennt oder eher als Nachteil? Immerhin kennt ihr euch ja schon seit eurer Schulzeit.
Jack: Ein großer Vorteil, ganz sicher. Ich sehe es sogar als eine Notwendigkeit an. Ich könnte mir nicht vorstellen, jetzt eine Band mit Leuten zu gründen, die ich kaum kenne. Wir kennen uns jetzt so gut, dass wir alle genau wissen, was wir im Proberaum und auf der Bühne machen werden. Das hilft definitiv bei der Bandchemie und der Live-Performance.
Eure Landsleute von High Vis machen in unserem Land derzeit auch viel von sich reden. Kennst du sie und was hältst du von ihrer Musik?
Sid: Das stimmt, sie erobern alles im Sturm! Wir kennen sie nicht persönlich. Aber ihre Platten sind fantastisch und ihre Shows sind genial. Ich hoffe, dass es mit ihnen weiter bergauf geht und sie verdienen alles Gute, was ihnen widerfährt.
Auf eurer neuen Platte habt ihr 15 Songs in 35 Minuten. Zwei Songs sind über drei Minuten lang? Werdet ihr jetzt alt und werdet ihr als nächstes ein Konzeptalbum machen? 😉
Jacob: Ich denke, wir sind immer noch dabei, unser Handwerk zu verfeinern und haben noch einen langen Weg mit der Band vor uns. Wir sind immer noch jung und haben viel Hunger, Antrieb und Ehrgeiz, um in der Zukunft noch viele harte Alben zu produzieren. Ich glaube nicht, dass in nächster Zeit ein komplettes Konzeptalbum in Sicht ist, und mit 25 Jahren sind wir noch nicht bereit für unsere Pfeife und Hausschuhe!
Vielen Dank für euer neuestes Werk. Ich freue mich schon auf eure kommenden Konzerte. Haben Sie noch ein paar Worte für unsere Leser?
Vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Interview mit uns genommen hast und vielen Dank an alle, die das hier gerade lesen. Wir hoffen, dass euch allen unser neues Album gefällt, welches jetzt erschienen ist! See You All On The Street!
HEADLINER-TOURDATEN (MIT DEATH BY STEREO):
25.03.2023 – Vechta, Gulfhaus
27.03.2023 – Hamburg, Hafenklang
28.03.2023 – Berlin, Cassiopea
29.03.2023 – Regensburg, Tiki Beat
30.03.2023 – Dresden, Chemiefabrik
TOURDATEN DER SUPPORT-TOUR MIT RANCID:
12.06.2023 – Berlin, Columbiahalle
13.06.2023 – Wiesbaden, Schlachthof