Dresden – Emotionen wie Hass und Wut gehören zum Hardcore, wie die Feige zum Ohr. Dass sich Hass und Wut aber nicht immer gegen das Establishment, sondern gegen Konzertveranstalter selbst richten können, musste Martin Schuster, Mitglied des örtlichen Konzertkollektivs nun selbst schmerzlich erfahren. Der Grund: Die organisierte Hardcore-Show begann pünktlich zur in der Facebook-Veranstaltung angegebenen Zeit! Wie es zu diesem skandalösen Vorfall kam, erfahrt ihr bei Szene Putzen.
Wir treffen Martin Schuster in den Räumlichkeiten eines Studentenclubs, wo die besagte Show vor knapp einer Woche stattgefunden hat. Hier zeigt er uns auf seinem Handy die von ihm erstellte Veranstaltung, die in dem sozialen Netzwerk Facebook geteilt wurde.
„Hier steht’s. Einlass 18:00 Uhr, Beginn: 19:30 Uhr. Bitte seid pünktlich!“, sagt Martin aufgeregt. „Da steht es doch schwarz auf weiß! Vier Bands haben an dem Abend gespielt, dabei dürfen wir hier drinnen nur bis 22:00 Uhr laut sein, sonst motzt der Nachbar obendrüber. Wann hätten wir dann bitte anfangen sollen?“
Wir möchten wissen, wie die Leute reagierten, als sie bei dem Konzert eintrafen.
„Die waren erst total verwirrt und fragten nach, ob sie sich in der Zeit geirrt hätten. Dann, als ihnen klar wurde, dass wir tatsächlich pünktlich zur angegebenen Zeit angefangen haben, wurden sie sauer.“ Er zählt auf: „Geld zurück, für ein halbes Konzert zahle ich nicht! Wie soll man da rechtzeitig kommen, ich musste noch vorglühen!? Ja ist denn Sommerzeit, oder was? Ungefähr so waren die Reaktionen. Und das waren noch die anständigen.“
Ähnlich waren auch die Reaktionen der Fans in den sozialen Medien. Ein Fan schreibt:
„Hallo geht’s noch? In der Veranstaltung stand Beginn 19:30. Also bin ich PÜNKTLICH um 21:00 dort erschienen, um die erste Band zu sehen. Da verzählt mir der Typ an der Kasse, die hätten heute mal zeitig angefangen. Ja was zeitig?! In Deutschland kommt nicht mal die Bahn pünktlich. Es ist gang und gäbe, immer später als angegeben anzufangen.“
Augenzeugenberichten zufolge sollen auch die Bands, die an dem besagten Abend spielten, wenig begeistert von der Abendplanung gewesen sein. Tobias, Sänger der Horrorpunk-Band Kadava-Liebhaba die den Abend eröffnete, äußerte sich später via Facebook-Statement.
„Sorry an alle Fans, die uns sehen wollten. Leider wurde unsere Bitte ignoriert etwas später auftreten zu dürfen. So mussten wir unser Bomben-Set vor der Handvoll Gutmenschen und Pedanten spielen, die sowieso ihr Leben nach der Uhr richten.“
Martin Schuster hatte nicht mir so viel Gegenwind gerechnet und zeigt sich resigniert. „Die Leute denken, Uhrzeiten bei Hardcoreshows wären wie die Zeitangaben auf Kochbeutel-Reis. Nur eine ungefähre Richtlinie.“
Und das nächste Mal: Junggesellinnenabschied ruiniert! Braut bekommt statt normalen Stripper einen „Eskimo-Callboy“!!
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*Szene Putzen ist unsere augenzwinkernde Liebeserklärung an Hardcore, die Subkultur und all ihre Eigenarten. Schließlich heißt es doch so schön: Was sich liebt, das neckt sich.