Wer den Suchbegriff Harms Way in die Suchleisten des World Wide Web eingibt, stolpert unweigerlich über diverse „Running Man“ Memes. Auch ansonsten liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei Harms Way um eine Meme-Band handelt. Alleine das Erscheinungsbild von James Pligge erinnert an die Karikatur eines Hardcore Frontmans. Also handelt es sich wirklich nur um eine Meme-Band? Absolut nicht!
Auf ihrem mit Spannung erwarteten fünften Album liefert die Band aus Chicago eine kompromisslose Wand aus Sound ab. Die atmosphärische Dichte kommt von der Anreicherung des ohnehin schon brachialen Hardcores der Band mit metallischen Einflüssen. Zwischen Breakdowns und groove Parts scheinen immer wieder Industrial- und Sludge-Elemente hervor. In Summe entsteht dadurch ein klaustrophobisches Klangbild, dass sich von Track zu Track nur wenig voneinander unterscheidet. Die Band bleibt hierbei überwiegend im mittleren Tempo, aber bei maximaler heaviness. Lediglich an zwei Stellen verlangsamt sich das Stampfen in kurze Atempausen. Die Songs Undertow und Wanderer bieten etwas Melodie, auf Undertow kommt ebenfalls etwas Abwechslung in die Vocals, da hier durch die Sängerin von King Woman unterstützt wird.
Wo wir schon mal bei den Vocals sind: Pligge shoutet wie ein Höllenhund über die Abgründe des menschlichen Lebens. Nur selten mischen sich cleane Gesangsparts und Background-Gesang unter das kraftvolle bellen. Bei genauerer Betrachtung der Texte auf dem Album wird klar, warum es sich bei Harms Way nicht um ein Meme handelt. Die Texte fügen sich hervorragend in das Gesamtkonzept des Albums ein. Sie sind zwar simpel und eingängig, aber gleichzeitig tiefgründig und vielschichtig. Wie der Titel des Albums erraten lässt, geht es um das Leid der menschlichen Existenz, dass zwar kollektiv erlebt aber individuell empfunden wird. Als Beispiel hierfür eignet sich eine Passage aus Heaven’s Call:
„Find a reason to take a breath. A broken promise, the hate infests. As I await my stomach torn. You’re better off to be unborn.“
Darüber hinaus brechen immer wieder Slogans hervor, die sich schnell im Kopf des Hörers festsetzen. Am besten lässt sich dies an den Songs Terrorizer („Terrorize the enemy. The enemy is you.“) und Cyanide („Like cyanide. Shatter the earth.“) festmachen.
Aber nicht nur das Hörerlebnis bietet ein stimmiges Gesamtkonzept, sondern auch das Artwork fügt sich optimal ein und unterstreicht die Atmosphäre von Common Suffering. Bei dem Cover des Albums bedient sich die Band bei dem Künstler Corran Brownlee. Seine Zeichnung „Dome“ veranschaulicht perfekt die thematische Ausrichtung der Platte. Die Menschen schweben kollektiv in einer Wolke, das Leid und der unvermeindliche Absturz werden aber individuell erlebt und empfunden. Ein besseres Cover hätte es für dieses Album nicht geben können.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich bei Common Suffering um das meiner Meinung nach bisher beste Werk der Band handelt. Nachdem ich es beim ersten Hördurchgang schwer verdaulich fand, habe ich doch danach wieder und wieder auf Play gedrückt. Einzig die geringe Unterscheidbarkeit zwischen den meisten Songs ist ein kleines Manko. Ich hätte mir ein oder zwei mehr Songs wie Undertow und Wanderer gewünscht, die der dystopischen Atmosphäre ein paar mehr Ebenen geben.
Für Fans von metallischem Hardcore kann ich eine deutliche Empfehlung aussprechen, aber auch für alle anderen Fans des Genres lohnt sich das reinhören definitiv. Und wer danach Lust auf einen Lacher hat, dem sei das Running Man Meme mit dem Gangnam Style Mashup sehr ans Herz gelegt.