Bubonix (2024) Photocredit - Peter Kunz

Letztes Jahr lieferten Bubonix mit Throught The Eyes ein Meisterwerk ab. Das Album lief bei mir rauf und runter und schaffte es in meine „Best-Of 2023“-Liste.

Danach sah ich sie zwei mal live. Einmal als Opener für die Spermbirds, im Kammgarn in Kaiserslautern, wo ich allerdings ein wenig enttäuscht war, da der Sound an dem Abend wirklich Brei war, also nicht die Schuld der Band. Und dann erst vor kurzem im Studio30 in Saarbrücken, was für mich einfach die perfekte Show war. Ich war so geflasht, dass ich mich entschied Thorsten einfach nach der Show an zu hauen, um ihn zu Fragen ob sie Lust auf eine HC- History hätten. Es stellte sich raus, dass Thorsten begeisterter Leser von unserer Seite ist und so stand dem ganzen nichts im Weg. Thorsten Polomski und Olei Conmoto standen mir Rede und Antwort. Das Ergebnis lest ihr hier.

AFL: Weißt du noch in welchen Club deine erste Hardcore / Punk Show stattfand? Gibt es den Club heute noch und hast du dort schon einmal selbstauftreten können?

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Olei: Meine erste Hardcore-Show war im Frühjahr 1993. Da spielten Slapshot im HOT in Koblenz. Die Band sowie den Jugendclub gibt es heute noch! Sogar mein Slapshot Longsleeve, was ich mir dort gekauft habe, gibt es noch. Ich war damals mit Thorsten da und seine Eltern haben uns gefahren. Anschließend sind wir mit Freunden zurück nach Limburg gefahren. Von dort aus ist Thorsten mit meinem Mofa zurück nach Hause gefahren. Im Hot habe ich tatsächlich mal gespielt, aber mit der Band Conmoto.

Slapshot 1993

Thorsten: Meine erste Hardcore/Punkshow war am Donnerstag, 25. Juli 1991, für 8 Mark im Kakadu im alten Kalkwerk Diez mit Notwist und Schwarze Feuer. Mein Vater fuhr mich dorthin. Die erste Notwist Platte und die schwarze Feuer 7“ hab ich immer noch. Aber der Abend mit Olei bei Slapshot war auch legendär und bleibt mir in guter Erinnerung. Da fing unsere gemeinsame HC-Reise an 🙂

AFL: Hast du einen absoluten Lieblingsclub (In deiner Heimat / in Europa)?

Olei: Mein Lieblingsclub ist der Schlachthof in Wiesbaden. Von Freunden für Freunde. Aufgewachsen sind wir allerdings im Kakadu in Limburger Kalkwerk, wo wir auch proben.

Thorsten: Ich wohne in Winterthur in der Schweiz und da gibt’s einige tolle Clubs. Die Clubs in denen ich am meisten war und bin, ist das Kraftfeld in Winterthur und in meiner St. Galler Zeit das Palace. Da gibt’s es sehr viele Acts außerhalb der Norm und eher in Nischen zu entdecken. Sonst bin ich auch gerne im Gaswerk in Winterthur, Helvti Winterthur, Dynamo Zürich, Rote Fabrik Zürich, Reitschule Bern, Cafe Bar Mokka Thun usw… Ich kann und will mich da nicht festlegen, denn da gibt’s noch viel mehr Clubs und Freiräume, die mit Herzblut und menschlicher Einstellung tolles zu bieten haben. Trotz allem wird das Kakadu im alten Kalkwerk, wo wir proben immer mein Lieblingsclub bleiben, da hab ich so viele gesehen, draus gelernt und dort fing meine Sozialisierung im alternativen Umfeld an. Zum Spielen fand ich geschichtlich den Kult Club Vera in Groningen sehr was besonderes. Kann und will mich da auch überhaupt nicht entscheiden, da wir in einigen tollen Clubs und Freiräumen spielen durften. Aber Olei hat schon recht und ich glaube unser Band-Interner Favourite Club ist der Schlachthof Wiesbaden.

AFL: Erinnerst du dich an deine erste Hardcore-Punk Platte, die du besessen hast?

Olei: Ui, ich glaube, das waren Die Toten Hosen mit ihrer Horrorschau. Die Hosen-Phase hat sich aber schnell gelegt. Danach gabs Metallica mit der Justice for All und recht früh gabs auch die Beneath the Remains von Sepultura

Thorsten: Meine erste Punk/Hardcore-Platte ist die Underground Hits 1 von 1982, erschien auf Agressive Rockproduktionen. Die A-Seite besteht aus deutschen Bands, wie Toxoplasma, Razzia, Neurotic Arseholes und Chaos Z, die B-Seite aus amerikanischen Bands, wie Angry Samoans, Black Flag, Bad Brains und Saccharine Trust. Ne Menge Killer Songs und ein guter Einstieg. Die Platte hat mich sehr geprägt und besitze ich noch heute.

AFL:Wie sieht für dich die perfekte Show aus?

Olei: United we stand, divided we fall!

Thorsten: Olei sagts! Die perfekte Show fängt bei mir mit einem positiven Mindset an und hat für mich in erster Linie nix mit den materiellen Belangen drumherum zu tun. Dankbarkeit für den Weg, den man eingeschlagen und weitgehendst gewählt hat. Dafür dass man Punk und Hardcoremusik machen darf, sie uns nicht verboten wird und sich sehr weit offen äußern darf und nicht dafür verhaftet oder bestraft wird, wie z.B. im Iran. Dafür, dass wir uns einen Proberaum und die Instrumente leisten können, ein Dach über dem Kopf, was zu essen haben und das Land nicht verlassen müssen. Ich vergleiche nicht, bin dankbar, wenn Menschen eine Show mit Herzblut machen und die Besucher*innen uns ihre Zeit schenken und uns sehen wollen. Eine gemeinsame leichte Zeit mit viel Spaß und Energie, ohne toxisches und übergriffiges Verhalten, ist das Schönste. Inmitten des Struggles, der hier in der Welt geschieht, mal abschalten und mit stärkenden Messages heimgehen und vielleicht was davon mit in den Alltag nehmen.

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AFL: Was war deine absolute Lieblingsshow, die du besucht hast?

Olei: Avail in den Michael Barracks in Frankfurt-Höchst. Das war unfassbar. Kleiner Raum, Floor-Show, Tim Barry mit Zottel Mähne wie Chewbacca und Beau Beau als Cheerleader. Wahnsinn. Anschließend mit allen Leuten gefeiert und am nächsten Morgen ging es, glaube ich, in die Schule.

Thorsten: Oh, ja, Avail in FFM in den Michael Barracks war grandios, aber auch Shelter im Rose Club in Köln am 10. Januar 1993. war ein magisches Konzert, sowas kannte ich nicht und hatte ich auch noch nie vorher gesehen. Es roch nach Räucherstäbchen, es gab Energyballs und der Raum war voller Bhakti Yoga Devotees. Die Messages waren sehr klar und aufbauend, nicht negativ wertend, wie man es oft transportiert bekommt und die Band hatte physisch und spielerisch so eine positive Power, dass es mich bis jetzt noch berührt und mich auch prägte. Vor allem waren Olei, Steffen, unser erster Gitarrist und ich zusammen auf dem Konzert. Ein Konzert mit Freund*innen ist immer das Schönste.

AFL: Was war deine absolute Lieblingsshow, die du selbst gespielt hast?

Olei: Also, das ist ganz schwer zu sagen. Alle Shows haben etwas gehabt. Wir haben auch immer versucht, das Beste drauß zu machen. Egal, ob nur ein paar Leute da waren, oder im Vorprogramm bei ausverkaufter Hütte mit den Spermbirds.

Thorsten: Da bin ich ganz bei Olei. Aber ich lege es mir mit meinem Mindset und Meditation so, dass jede Show meine Lieblingsshow wird und gehe immer sehr dankbar auf die Bühne, unabhängig davon, wieviel Leute da waren, ob das Essen mir schmeckte, wir uns verhaspeln oder toxische Menschen den Raum einnehmen möchten. Ich wünsche von Herzen allen im Raum erstmal das Beste mit der Metta Meditation vor der Show und gehe ohne Wertung und Erwartungen rein.

Bubonix Live (2024)

AFL: Gab es eine Show, bei der du dich heute noch ärgerst, dass du nicht dabei sein konntest?

Olei: Ich hatte das tatsächlich nie. Es war immer gut, wo wir waren. Wir hatten uns einmal im Kalkwerk getroffen, samstags, Mittag und spontan entschieden, entweder zum Dynamo Festival nach Eindhoven zu fahren oder zur Rheinkultur nach Bonn. Und wir sind in Bonn gelandet und es hat mächtig viel Spaß gemacht. Ich habe es auch nicht bereut, nicht nach Eindhoven gefahren zu sein.

Thorsten: Ja, wir waren auch viel zusammen spontan unterwegs, das war schon ne geile Zeit. Ärgern wäre sehr übertrieben und mit Erwartungen verknüpft, ich gehe da frei ran, aber ich finde es schade, dass ich Fugazi nicht gesehen hab, weil ich mit mir am strugglen war; nicht hinwollte, obwohl ich eine Karte hatte, das Konzert hätte mich bestimmt positiv gepusht, aber das kann ich im Nachhinein nicht hellsehen. Olei hat sie jedenfalls an dem Abend in Mainz gesehen 🙂

AFL: Welche bereits aufgelöste Hardcore / Punk Band würdest du am liebsten noch einmal sehen?

Olei: Da hatten wir letzten noch drübber geredet. Eine TREND-Show würde ich gern wieder mal sehen. Also, los geht’s Jungs!!!

Thorsten: Ich würde auch gerne nochmal Trend und WWK sehen. Das sind in beiden Bands super Menschen und haben mich teilweise politisch sehr geprägt. Musikalisch gehen WWK in die Richtung der Norweger SO MUCH HATE, aber mit deutschen Texten. Live waren beide Bands immer eine Wucht. Trend waren immer eine unberechenbare Band; du wusstest nie, was für waghalsige, teils selbstzerstörerische Eskapaden Stefan, deren Sänger auf sich nahm. Stefan Freisberg, Frontwildsau von Trend und Uwe Schöpping, Sänger und Bassist von WWK singen auch auf unserem Song „Affensauna“ der auf unserem letzten Album „Through The Eyes“ vertreten ist. Dafür sind wir sehr dankbar!

AFL: Gibt es eine Person, die dich in Sachen Hardcore/Punk besonders beeinflusst hat?

Olei: Das ist für mich ganz einfach. Thorsten Polomski.

Thorsten: Danke dir Olei, das kann ich nur zurückgeben, ohne dich hätte ich mich mit Youth of today, Gorilla Biscuits, Shelter und dem ganzen Posi und Youth Crew HC nicht so auseinandergesetzt, du warst schon immer der positivste in unserer Band und das hat mir auch geholfen! Ich will mich da nicht auf eine Person beschränken, da gehören einige dazu! Sonst haben Ötze, Axel und Jörn, Olei und mich schon sehr geprägt, was HC und Politik anbetrifft. Wir durften in den für uns damaligen Unmengen von Platten stöbern und uns ausleihen, was wir wollten. Ich nahm fast alles auf Tape auf. Vorallem haben mich auch die Fanzines, wie Zap, Trust, Ox, Maximum Rock ’n’ Roll usw., die sie mir liehen, auch sehr geprägt. Aber auch Patrick aus meinem Dorf zeigte mir sehr vieles, wie z. B. Ebullition Rec, das Heartattack Fanzine, das Plot, Slug and Lettuce, Wasted Paper und führte mich in die Vegan Straight Edge und DIY-Szene ein, die mich bis heute prägt. Jochen Metz und Jörg Schickel von Approach To Concrete, einer HC-Band im NY Style aus Limburg, haben mich auch sehr inspiriert und geprägt, gute Typen! Es gibt da noch einige, wie Sanne, Isa, Bene, Hebi, Falk usw., aber das würde länger werden. Ich danke allen Erwähnten hier! Von der Message her haben mich Advanced Chemistry, Rio Reiser (Ton Steine Scherben), Ian Mc Kaye (Minor Threat/ Fugazi), Ray Cappo (Youth Of Today/Shelter/Better Than A Thousand), Jello Biafra (Dead Kennedys), Kathleen Hannah (Bikini Kill/ Le Tigre), Michelle Cruz Gonzales (Spitboy) und Krishna Das zu Themen geöffnet und geprägt.

AFL: Was sind deiner Meinung nach die Top 3 Hardcore Frontmänner /-frauen?

Thorsten: Sarah De Castro (ex Bubonix/Conmoto), Denis Lyxzen (Refused), Ray Cappo (Youth Of Today/Shelter/Better Than A Thousand)

AFL: Was ist für dich die meist unterschätzteste Hardcore/Punk Band?

Olei: Das ist mir nicht wichtig. Jeder ist in dem gut, was sie oder er macht und liebt.

Thorsten: Olei sagts mal wieder und bin da ganz bei ihm! Bei den Unmengen von tollen Nischenbands gibts die meist unterschätzte Band für mich explizit nicht und will mich da nicht festlegen. Alle haben eine eigene Ausstrahlung und berühren die Leute, die sich dafür angesprochen fühlen, also no competition, aber hole mal frech aus. Klar ist es aus Veranstalter*innen und Künstler*innensicht gut, wenn alle Kosten gedeckt sind, aber ich finde gerade auf den Konzerten, wo 10-50 Leute sind, entdecke ich sehr viel Tolles. Dort ist es oft noch ungeschliffen, authentisch, fernab von einem Erfolgsdenken. Der Spaß und die Passion der Messages werden meistens mit so einer ehrlichen, ekstatischen Power transportiert, dass es mich oft berührt. Deshalb sollte man offen und neugierig sein, vor allem Bands entdecken und unterstützen, die nicht nur in den gängigen Medien zu finden sind, mit vorgefertigten Meinungen und Wertungen gepusht werden und/oder in ein musikalisches oder modisches Raster passen. Wir wollten uns doch mal im Punk und HC sozialisieren, weil wir nicht so konventionell, wie der Mainstream sein wollten, tun es in gewisser Weise trotzdem, laufen mit, konsumieren, was uns vorgelegt wird, anstatt frei und unbefangen die Welt der Klänge und Kunst zu entdecken. Wertung, Neid und Competition haben für mich in einer Community nix zu suchen. Das Wichtigste für mich ist, dass man authentisch ist, was politisch humanistisches und positives in sich trägt und es spreaded.

Danke dir, dass wir das Interview machen durften.

Bubonix
Bubonix
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– Playlist: Happy Release Day

1 Kommentar

  1. Hi alle zusammen. Vielleicht schmunzelt ihr etwas wenn ihr das lest, aber wir kennen uns ja. Bleibt eurer Musik treu 🤟🤟🤟🤟wir sehen uns irgendwann! Gruß an alle!

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