Christmas (2024)
Christmas (2024)

Es muss so 2009 oder 2010 gewesen sein, als ich Max Motherfucker kennenlernte. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie die Umstände waren. Ich glaube, ich hatte ein Konzert veranstaltet und irgendwie kamen Christmas als Vorband dazu. So glaube ich zumindest, dass es war. Die Show war jedenfalls im Ex-Haus in Trier. Damals hatten Christmas extrem provokante Fahnen auf der Bühne. Über diese Fahnen, die an sehr dunkle Zeiten erinnerten, aber anstelle einer Swastika ein Pentagramm hatten, unterhielt ich mich nach der Show mit Max. Herr Motherfucker, damals noch mit vollem langem Haar. So kam es, dass Max und ich uns dann auch immer öfter bei diversen Shows über den Weg liefen und uns anfreundeten. Und am Ende sind wir irgendwie beide bei AWAY FROM LIFE gelandet. Da am 06. Dezember das neue Christmas Album erscheint, nahm ich das als Anlass Max und Ratte mal über ihre Wurzeln zu Wort kommen zu lassen.

AFL: Weißt du noch in welchen Club deine erste Hardcore / Punk Show stattfand? Gibt es den Club heute noch und hast du dort schon einmal selbst auftreten können?

Ratte: Meine erste Punkshow fand im JUZ Tholey im Saarland statt. Leider gibt es den Laden nicht mehr. Ich war dort ein paar Jahre im Vorstand, konnte aber leider keine Konzerte spielen oder veranstalten, da es ein wenig Stress mit den Anwohnern gab.

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Max Motherfucker: Ich bin mir da gar nicht mehr so wirklich sicher. Die toten Hosen konnte ich 2002 in der Saarlandhalle Saarbrücken sehen. Das war jedoch eine riesige Halle. Wenn es um wirkliche Clubs geht, dann war das der Werkhof in Wiebelskirchen. Unweit von Erich Honeckers Elternhaus stand dieses Jugendzentrum mit Skatepark, in dem lokale Szenegrößen wir Rohrbruch oder Parkbank gespielt haben. Lokal bezieht sich hier aber auch wirklich auf die Stadt Neunkirchen, noch nicht mal den Landkreis.

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AFL: Hast du einen absoluten Lieblingsclub (In deiner Heimat / in Europa)?

Ratte: Es gibt wirklich sehr viele coole Clubs in Deutschland und in meiner Umgebung. Besonders cool finde ich den Sonic Ballroom in Köln, wo ich schon 2 mal spielen durfte. Das hat immer mächtig Bock gemacht!

Max Motherfucker: Auf einen Club sich festzulegen ist für mich unmöglich. In Deutschland sind das Wild at Heart in Berlin sowie auch der Sonic Ballroom in Köln am besten. Die Bands sind zum Greifen nah und es spielen stets qualitativ richtig gute Bands.
In Abertillery gab es das Dolls House. Hier haben wir unsere erste UK Show gespielt. Selten habe ich als Musiker solch eine Verbindung zu dem Publikum gespürt.
In allen drei Clubs wird man als tourender Musiker unglaublich gut behandelt. Das ist (leider) nicht selbstverständlich.

AFL: Erinnerst du dich an deine erste Hardcore-Punk Platte, die du besessen hast?

Ratte: Das müsste das Livealbum „Krach der Republik“ von den Toten Hosen gewesen sein, kurz nachdem sie rauskam.

Max Motherfucker: Auch bei mir waren es die Toten Hosen. Im Januar 1996 erschien Opium fürs Volk. Bis zu meinem Geburtstag im April hatte ich mir das Geld für die CD als siebenjähriger zusammen gespart. Damals war es für mich weltbewegend. Viele Texte hatte ich natürlich inhaltlich gar nicht verstehen können. Heute gehört das Album für mich zu den Schwächsten der Band. Es wird mir zu viel mit anderen Genres herumexperimentiert.

AFL: Wie sieht für dich die perfekte Show aus?

Max Motherfucker: Im Idealfall ist die Show gut besucht. Der Hauptpunkt ist aber die Band für mich. 2022 sah ich Bruise Control auf dem Manchester Punk Fest. Die Energie der Band, das von ihnen ausgelöste Chaos im Publikum war unglaublich gut. Ähnlich faszinierend ist es, wenn der Band egal ist, wer vor der Bühne steht und auch ob viele Leute vor der Bühne stehen. Bei einem mäßig besuchten Festival zum Tag der Befreiung in Düren sah ich Kannibal Krach. Viele der Gäste hat es gar nicht mehr interessiert, dass die Band zu einer sehr späten Stunde spielten. Diese Ignoranz hat bei der Band wiederum eine einzigartige Energie ausgelöst.
Die perfekte Show kann daher kann unterschiedlich aussehen!

Ratte: Die perfekte Show muss auf jeden Fall mit Freunden stattfinden! Dazu braucht es noch eine Prise Bier und Viel Spaß!

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AFL: Was war deine absolute Lieblingsshow, die du besucht hast?

Ratte: Ich erinnere mich an ein Knochenfabrik Konzert im P-Werk in Blieskastel. Claus hatte auf dem Weg dahin an der Raststätte einen kleinen hässlichen Babyelefanten aus einem Greifautomaten gezogen und ihn dann stolz präsentiert. Nach dem Konzert entschloss ich mich dazu, ein Shirt zu kaufen, welches dann aus Claus`s Gitarrenkoffer gezogen wurde.

Max Motherfucker: Turbonegro haben 2012 eine der letzten Shows im Abart Club Zürich gespielt. Die Band spielte sehr viele Klassiker in einem sehr kleinen, bis zum Anschlag gefüllten Club. Die Ansagen waren On-Point!

AFL: Was war deine absolute Lieblingsshow, die du selbst gespielt hast?

Max Motherfucker: Mit Christmas haben wir unsere besten Abende meist in England. Auf dem Wonkfest, dem Wonk Unit eigenen Festival, spielen Bands grundsätzlich alle nur 20 Minuten. Im Club waren etwa 200 Leute, damit randvoll, und alle hatten mit uns gefeiert. Auf dem Manchester Punk Fest 2022 hatten wir eine ähnliche Situation bei einem 45-minütigem Set. Beide Abende sind unvergesslich!
Mit Reagan Youth hatte ich 2016 auf dem Ieper Fest gespielt. Die Show fand im Zelt statt und viele der Gäste waren Crowdsurfen. Es war der perfekte Tourabschluss und für mich die letzte wirklich richtig schöne Show mit der Band.

Ratte: Mein persönliches Highlight war auf der Abschiedsparty des Horst Saarbrücken. Coole Bands, coole Leute und eine absolut geile Abrissstimmung!

AFL: Gab es eine Show, bei der du dich heute noch ärgerst, dass du nicht dabei sein konntest?

Ratte: Da fällt mir jetzt echt nichts ein! Es gibt aber einige Bands, die ich leider nicht sehen konnte. Ich hätte mich vermutlich wahnsinnig über ’ne Show von Queen gefreut.

Max Motherfucker: 2019 spielten E.A.V. auf ihrer Abschiedstour in Neunkirchen. Unglücklicherweise war ich so richtig krank, sodass ich an mein Bett gefesselt war. Sehr schade, da ich das wohl nicht mehr nachholen kann.

AFL: Welche bereits aufgelöste Hardcore / Punk Band würdest du am liebsten noch einmal sehen?

Ratte: Terrorgruppe

Max Motherfucker: The Nitwitz hätte ich sehr gerne mal gesehen.

AFL: Gibt es eine Person, die dich in Sachen Hardcore/Punk besonders beeinflusst hat?

Max Motherfucker: Seit der frühen Kindheit bin ich sehr großer Fan der toten Hosen. Durch Learning English habe ich viele Bands kennengelernt, die ich sehr mag. Jedoch hätte ich ohne den ehemaligen und bereits leider verstorbenen Turbonegro-Sänger Hank von Helvete nie angefangen, in einer Band zu singen. Hank war kein besonders guter Sänger, zeitgleich jedoch der Beste! Wieso es also trotz vollkommener Talentlosigkeit nicht auch versuchen?

Ratte: Klar, da gibt es sogar mehrere. Meine persönliche Punkanfangszeit hatte ich ungefähr im Jahre 2014 im JUZ Tholey. Grüße gehen raus an Sack und Daniel, die mir einige Bands näher gebracht haben. Als junger Skateboarder stand mir Max, mein heutiger Bandkollege bei Christmas, auch immer zur Seite, wenn es um gute Musik ging.

AFL: Was sind eurer Meinung nach die Top 3 Hardcore Frontmänner /-frauen?

Ratte: Claus Lüer – Knochenfabrik
Ivar Nikolaisen – Good Bad Zugly, Kvelertak, Silver
Hank von Helvete – Turbonegro

Max Motherfucker:
Hank von Helvete – Turbonegro: wie bereits gesagt, ohne ihn wäre ich heute nicht Frontmann einer Band!
Jerry A – Poison Idea: Was für eine brutale Stimme hat dieser Mann? Lyrisch auch immer ganz großartig abgeliefert.
Fleur van Zuilen – March: Wenn ein Mensch die perfekte Stimme hat, dann Fleur. Sie kann Songs auf die dreckigste Weise daher rotzen, im nächsten Moment singt sie wie ein Engel. Wenn eine Stimme die Welt zum Besseren verändern kann, wenn auch nur für ein paar Minuten, dann ihre!

AFL: Was ist für dich die meist unterschätzteste Hardcore/Punk Band?

Ratte: Mit der Zeit bei Christmas und Alarmstufe Rot durfte ich viele kleine Bands kennenlernen. Das Konzert von Stacy Crowne während einer Hafenrundfahrt in Hamburg, hat mich wirklich umgehauen und mich zum Fan dieser Band gemacht!

Max Motherfucker: Silver aus Oslo. Damals war die Band auf der selben Booking Agentur wie u.a. Tokio Hotel. Die Band wurde als Support für Bands wie Zebrahead oder 4Lyn auf Tour geschickt und hat in keinster Weise in das Lineup gepasst. Selten hat eine Band eine solche Kraft ausgestrahlt. Hier war es auch egal, wie wenig vor der Bühne los war, es wurde abgeliefert! Mit dem Album World Against World hat die Band einen Meilenstein guter Musik veröffentlicht.
Die Band hat sich zwar nie aufgelöst, ist aber nicht sehr aktiv. Bassist Peter Larsson spielt heute bei Gluecifer Bass, Sänger Ivar Nikolaisen singt bei Kvelertak und Gitarrist Tommy Akerholdt trommelt bei Turbonegro.

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– Playlist: Happy Release Day

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