Lang erwartet und lang ersehnt. Und nun ist es endlich da, das neue Werk der Skatepunks aus dem Münchner Umland. Heathcliff haben sich für ihr neues Album Postcard From A ParaHell Universe mit Bearded Punk Records, SBÄM Records, Double Helix Records und Pee Records zusammen getan und alle diese Labels können sich freuen, an diesem Meisterwerk teil zu haben. Denn als eingefleischter Fan des Genres tu ich mich sehr leicht, zu sagen: Diese Scheibe ist grandios. Völlig egal, wie geil die ersten beiden Alben Chillout Radio und Stay Posi schon waren, hier ist nochmal eine Schippe oben drauf. Man hört dem Album auch an, dass sich Bust-E, Andy, Bernie und Stef über ein Jahr Arbeit angetan haben, das Ganze zu Papier, Tonspur und letztendlich Tonträger zu bringen.
Die Songs haben die Mischung, welche die Band schon in allerlei Munde gebracht hat. Schneller, melodischer Skatepunk mit einem gehörigen Schuß Tech-Punk, Thrash, Reggae und einigen fetten Crew-Vocals (HC-Family) und mächtigen Hardvocals (Mati). Aber auch die feine melodische und etwas poppigere Ader wird angezapft. Wenn sich vier Freunde zusammen tun, die dann alle noch außergewöhnlich gute Musiker sind, dann kommt eben so etwas dabei raus. Nicht erschrecken, denn der Auftakt ist etwas seltsam. Aber keine Angst, dieser vogelwilde Freejazz wandelt sich sehr schnell in einen 260 Bpm-Brecher. Hell yeah, the cat is back. Dann geht´s aber gleich weiter mit Morror Mirror, Fuck you all!, welches ja auch die erste Singleauskopplung Ende letzten Jahres wurde. Heathcliff @ their best würde ich sagen.
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Als nächstes erwartet euch dann ein Melodicpunk-Leckerbissen, der von Heathcliff in ein neues Gewand gepackt wurde, denn Circles ist im Original von Gitarrist Stef´s früherer Band Avenal. Und den Einfluss eben jenes Menschen merkt man dann auch bei Heartbleeds erneut sehr stark. Ein Gefühl für solche Melodien muss man ja auch erstmal haben. Zum Ende der A-Seite wird es dann legendär. Wer Heathcliff schon etwas länger auf dem Schirm hat und die Band auch live bereits erlebte, der kennt nämlich ihr Cover vom Millencolin-Klassiker Friends til the end. Und auf ihre eigene Art haben sie den Song neu interpretiert und ganz ehrlich. Das kann dem „Echten“ schon das Wasser reichen. No blasphemia, just awesome.
Glaubt jetzt bloß nicht, dass die Münchner hier ihr Pulver schon verschossen haben. Die zweite Hälfte wartet nämlich mit ebenfalls grandiosen Brechern auf und hat die ein oder andere Überraschung parat. So ist zum Beispiel ein Feature von Étienne Dionne, seines Zeichens Drummer und Sänger der kanadischen Skatepunk-Band Mute mit von der Partie (Stargazer). Außerdem ist noch ein weiteres und zuckersüßes Feature enthalten. Die zweijährige Tochter von Schlagzeuger/Sänger Bust-E spricht das Intro von Keep this light on. Zum dahin schmelzen. Wie eigentlich der komplette Abschluß-Track, denn hier bedanken sich Heathcliff bei ihren Familien, Freunden und ihrer, über die Jahre angehäuften Heathcliff-Familie. Was für ein Song.
Alles in allem weiß ich nicht, wohin mit meiner ganzen Lobhudelei. Wenn mir ein Album einfach von Anfang bis Ende komplett zusagt, dann laufe ich gerne Gefahr, mich in Superlativen zu verheddern. Aber ganz sachlich: Heathcliff haben auf Postcard From A ParaHell Universe gezeigt, dass man das Punk-Genre immer wieder mit neuen Elementen bestücken kann, ohne es zu ruinieren oder ins Absurde zu manövrieren. Von Anfang bis Ende eine Brecher-Scheibe, die sich unter Garantie in vielen Votings zum Skatepunk- Album of the year auf den „Stockerl“-Plätzen wiederfinden wird. Gratuliere.
Hier könnt ihr übrigens mein Interview mit Heathcliff nochmal nachlesen, falls euch das durch die Lappen gegangen ist.