Herzblut wird im Promotext als Newcomer bezeichnet, dabei gibt es die Band doch schon seit 2015 und 2017 legte die Berliner Punkrockband auch ihr erstes Album vor. Nun mit Radikal Verliebt hat die dritte Platte das Licht der Welt entdeckt. Und obwohl Herzblut wirklich guten, sauberen und durchdachten Punkrock mit leichten Metaleinflüssen machen, hat die Band es irgendwie geschafft immer noch konsequent unterm Radar zu bleiben.
Was bei Herzblut direkt hervorsticht ist, dass die Band tatsächlich einen Sänger hat, der auch wirklich außerordentlich gut singen kann. Sowohl gefühl- als auch kraftvoll. Ebenso könnte man meinen, dass hier ausschließlich Profimusiker am Werk sind, so strukturiert und durchdacht klingt Radikal Verliebt. Dabei wird auf dem Album nichts dem Zufall überlassen. So ein wenig leidet das Album aber tatsächlich genau darunter.
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Herzblut haben das Herz auf der linken Seite, wobei es ganz groß für Punkrock schlägt. Auch ist es offensichtlich, welchen Anspruch die Band hat: Sie wollen guten Laune verbreiten und auf Konzerten und Festivals genau die Band sein, wo das Publikum ausrastet. Das unterstreicht auch die Refrains sowie weitere Sing-alongs, die auf Publikumsbeteiligung ausgelegt sind.
Dabei wirkt Radikal Verliebt nochmal persönlicher als die Vorgängeralben, schwankt aber hin und wieder etwas in der Qualität. Was vermutlich daran liegt, dass Herzblut etwas experimentierfreudiger geworden sind. Teilweise funktioniert das ganz gut, auf der anderen Seite verblassen dadurch aber auch die klassischen Punkrocksongs. Nichtsdestotrotz ist rauszuhören, dass Herzblut immer mehr zu sich selbst und ihrem eigenen Sound finden.
Einen generischeren Namen als Herzblut hätte man wohl nicht finden können, jedoch passt dieser Name zur Band wie Arsch auf Eimer. In der Band, in den Texten, in der Musik: Das steckt echtes Herzblut drin und das kann man hören, spüren und fühlen. Ich würde es der Band tatsächlich wünschen, dass sie sich mit Radikal Verliebt – trotz der Schwächen – in der Szene weiter etablieren kann. Gerade weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass Herzblut eine großartige Liveband sein muss.
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Tatsächlich hatte ich, als ich vor zwei oder drei Jahren bei AWAY FROM LIFE dazugestoßen bin, immer irgendwie gehofft, mal eine Review für Herzblut zu schreiben. Einfach auch, weil Herzblut so guten Punkrock machen und die zumindest gefühlt einfach nicht aus der Versenkung kommen. Ich schätze, ich kann das jetzt von meiner Liste streichen.
Radikal Verliebt ist ein rundes Punkrockalbum mit wirklich guten Melodien und einer riesen Portion Spaß, dass aber zeitweise der eigenen Strukturiertheit zum Opfer fällt. Und um es nochmal zu erwähnen: Es tut so gut, dass es im Punk auch Menschen gibt, die tatsächlich wirklich gut singen können! Radikal Verliebt ist bereits erschienen und auf Vinyl, CD und digital erhältlich.
Tracklist
01. Radikal Verliebt
02. Bunt
03. La Vida
04. Randaliern
05. Herzblut
06. Tollpatsch
07. Watt Soll’s
08. Nie Mehr BVG
09. Schau hoch
10. Lümmelinchen
11. Ku’damm
12. Adrenalin
