Anfang des Sommers veröffentlichten Hostile CVLT eine neue EP namens CVLT: The Dark Tapes. Geboten wird hier düsterer Groovemetal/-core, der druckvoll aus den Boxen gepresst wird. Die Band hat sich viel Arbeit gemacht, die drei Songs fertig zu stellen, außerdem ein aufwändiges Video zu Infertile Soil herausgebracht. Gründe gibt es also genug, Drummer Bobo und Gitarrist Jonas einmal auf den Zahn zu fühlen.
AWAY FROM LIFE: Es drängt sich natürlich sofort eine 08/15-Frage auf, die man eigentlich nicht mehr lesen will. Trotzdem stellen wir sie zu Anfang: Warum habt ihr überhaupt ein neues Album veröffentlicht?
Bobo: Eigentlich ist es ja gar kein Album. Auch keine EP, sondern ein Tape! Ja, ihr habt richtig gelesen. Im physischen Sinne zwar kein klassisches Tape, aber ein Tape. Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, unsere Songs in einer Art Tape-Sammlung zu veröffentlichen. Die aktuellen Songs sind alle ziemlich düster, deshalb auch der Name Dark Tapes. Wer weiß, vielleicht werden die nächsten Songs ja schneller und dann gibt’s die Fast Tapes (lacht). Mit dem Konzept sind wir sehr frei in dem, was wir machen.
Jonas: Wir haben beim Songwriting knapp zehn Stücke in der Rohversion fertig gehabt, aber in die engere Auswahl kamen schon nur noch sechs. An dem Punkt muss man sich die Frage stellen, ob wir eine längere EP machen oder die Songs ggf. sogar für ein Album zurückhalten. Die Idee mit der kurzen, knackigen Tape-Veröffentlichung kam bei allen gut an.
AWAYFROMLIFE: Wie läuft der Entscheidungsprozess bei Hostile CVLT ab, welche Songs man veröffentlicht: Ist das eher Demokratie oder Diktatur?
Jonas: Wir schließen uns alle im Proberaum ein und kloppen uns! Der, der als letztes übrigbleibt, entscheidet dann (lacht). Nein, natürlich nicht! Wir haben uns zusammengesetzt und jeder konnte seine drei Lieblingssongs aufschreiben. Da wir fast alle dieselben Titel auf dem Zettel hatten, war die Entscheidung in dem Fall gar nicht so schwer.
Bobo: Wir halten es seit Jahren mit dem Motto „Die beste Idee gewinnt!“. Egal, ob es das Songwriting, die Gestaltung des Artworks oder auch die Songauswahl betrifft. Im Laufe der Zeit haben wir alle gelernt, unsere Egos zum Wohl der Band hintenanzustellen. Obwohl wir starke Charaktere in der Band haben, sind wir über die Jahre dahingehend gewachsen. Es ist keiner mehr persönlich beleidigt, wenn seine Einfälle nicht berücksichtigt oder verändert werden. Trotzdem wird oft diskutiert, wie man Sachen umsetzten soll.
Jonas: Wenn solche Diskussionen sachlich laufen, liebe ich es, mich mit meinen Bandkollegen zu streiten. Das ist konstruktive Energie, die oft sehr gewinnbringend ist. Früher hat man sich auf jeden Fall mehr persönlich angegriffen gefühlt, wenn einer der anderen Musiker etwas auszusetzten hatte. So kommt es nun häufiger vor, dass man sich gegenseitig Alternativen einfordert. So unterbreche ich Bobo auch mal bei seinem Schlagzeugspiel und frage ihn, ob er das auch so oder so spielen kann. Ob das taktmäßig dann richtig ist, kann ich dann gar nicht sagen, bin ja kein Drummer. Letztlich soll sich aber alles gut anhören. Auch hier gilt wieder unser Motto.
AWAYFROMLIFE: Habt ihr dieses Motto auch bei der Wahl des Studios angewendet?
Jonas: Im Prinzip schon. Wir kennen Daan Nieboer sowohl als Sänger von Swanslaughter als auch Inhaber von Cornerstore Audio schon ziemlich lange und wussten um seine Qualitäten als Producer. Uns war wichtig mit ihm als vollumfänglichen Produzenten zusammenarbeiten und nicht nur die Songs von ihm aufnehmen lassen. Als Außenstehender denkt man vielleicht, dass man in ein Studio geht und die fertigen Songs einfach nur recordet. Das stimmt so aber nicht. Jeder Song wird in seine Einzelteile zerlegt und dann nochmals analysiert. Daan geht da ziemlich forsch an die Sache und deckt dabei schnell Unstimmigkeiten und unpassende Stellen auf. Da hatten wir glücklicherweise genügend Alternativen in der Hinterhand, so dass der Studioprozess überschaubar war.
Bobo: Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Bei unseren ersten Alben sind wir blauäugig ins Studio gefahren, ohne zu wissen, was uns dort erwartet. Aber von Mal zu Mal gehen wir vorbereiteter an die Sache. Dieses Mal lag das Studio wirklich am Arsch der Welt tief in den Niederlanden. Kein Handyempfang, keine große Stadt, nicht Mals ein Dorf – absolutes Hinterland. Wir haben uns für die Zeit ein Ferienhaus in unmittelbarer Nähe gemietet, um uns ausschließlich auf unser Projekt konzentrieren zu können. Aber wenn fünf Musiker vier Tage lang auf engstem Raum zusammenarbeiten, ist das schon echt intensiv. Dann wird auch nach dem Studiotag noch bis tief in die Nacht an Strukturen und Passagen gefeilt. Für das Ergebnis hat es sich gelohnt.
AWAYFROMLIFE: Zum Abschluss noch eine Frage zum Video zu Infertile Soil. Das ist eine sehr professionelle Produktion mit einem nicht gerade unbekannten Schauspieler. Wie kam es dazu?
Bobo: Unsere Vorabsingle Infertile Soil war unser erstes Lebenszeichen nach einer längeren Pause. Das Video erzählt die Geschichte über einen verbitterten Kleingärtner, der von Fred Aaron Blake gespielt wird, unter anderem bekannt aus Kinofilmproduktionen wie „Die Känguru Chroniken“. Unser Freund Robin, der schon vor längerem mit der Idee eines Videos auf uns zukam und mit uns u.a. das Drehbuch erarbeitet hat, hat einen weiteren Freund mit ins Boot geholt, der eine Produktionsfirma in Düsseldorf hat. Normalerweise arbeiten sie mit Großkunden und machen vor allem Werbefilme, waren aber für dieses freie Projekt zu begeistern. Der Dreh war eine tolle Erfahrung – wir konnten daraus vieles mitnehmen und haben großartige Menschen kennengelernt.
Jonas: Auf jeden Fall. Allein schon die ganze Technik die dort aufgefahren wurde. Unfassbar, was die mit ihrem Equipment herausgeholt haben. Aber es war ein harter Tag: Für knapp drei Minuten Musikvideo haben wir knapp 14 Stunden am Set verbracht.
[…] HOSTILE CVLT im Interview zur neuen EP „The Dark Tapes“ […]
[…] HOSTILE CVLT im Interview zur neuen EP „The Dark Tapes“ […]