I Saw Daylight - 2021

I Saw Daylight haben vor einigen Wochen ihr erstes vollwertiges Album όνειρο (dt. Traum) veröffentlicht, dabei gibt es sie schon seit 10 Jahren. I Saw Daylight sind Eugen (Gesang), Kurt (Gitarre), Laura (Schlagzeug), Stefan (Bass) und Manu (Gitarre) und beschreiben sich als Freunde, die nicht nur die Musik, sondern auch das Leben miteinander teilen. Gemütlich haben wir uns über die Platte, Leidenschaft und Hardcore unterhalten.

Wir sind immer noch kein Pop-Punk. Es gibt viele Bands, die sich aus unserer Schiene in die Pop-Punk-Richtung bewegen und das ist ok für die.

AFL: Hey, schön, dass ihr die Zeit für ein Gespräch gefunden habt. Wie geht’s euch?

ISD: Aber gerne doch. Uns geht es gut. Und selbst?

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AFL: Mir geht es auch gut. Ihr hattet ja das Glück, wieder ein paar Konzerte spielen zu können. Wie war das für euch?

Laura: Mega. Es war uns gar nicht bewusst, wie uns das gefehlt hat. Klar, wir haben immer wieder darüber geredet, dass es ja mal wieder schön wäre, live zu spielen. Nach dem ersten Konzert hat Manu gesagt: „Das war schon ein krasses Erlebnis. Auch weil alle aufeinander achtgegeben haben, haben wir uns echt wohl gefühlt.“

AFL: Ich bin glücklicherweise auch schon in das Vergnügen gekommen, euch live zu erleben und kann euch da sehr gut verstehen. Kommen wir jetzt aber mal auf euer Album zu sprechen. Ich habe es so empfunden, dass die Veröffentlichung so aus dem Nichts kam. Wie kam es dazu?

I Saw Daylight – όνειρο

Laura: Wir hatten das Album bereits im Sommer 2020 aufgenommen und haben uns diesmal entschieden alles selbst zu machen. Beim Mastering und Mixing hatten wir Unterstützung von einem Freund, ansonsten stand der DIY-Gedanke im Vordergrund. Daher hat es auch etwas gedauert, hinzu kamen Lockdown und ähnliches. Nach der gefühlt zehnten Verschiebung hatten wir das Gefühl, mit dem Release auch einige Konzerte spielen zu können und haben die Gelegenheit genutzt. Es ist übrigens auch das erste Album, dass wir in voller Besetzung geschrieben und aufgenommen haben.

AFL: Da hattet ihr auf jeden Fall Glück. Leider müssen jetzt schon wieder die ersten Bands Konzerte oder ganze Touren verschieben und absagen. Bisher habt ihr nur EPs und eine Split veröffentlicht. Warum habt ihr euch jetzt für ein vollwertiges Album entschieden?

Laura: Bewusst haben uns nicht dafür entschieden, diesmal hatten wir die Menge an Songs, um ein Album zu füllen und sich rund anfühlt.

Stefan: Gut, wir haben schon gesagt, dass es ganz schön wäre, wenn das nächste Ding ein Album wird.

Kurt: Irgendjemand hat gesagt, dass es ganz schön wäre, wenn wir ein ganzes Album hätten.

Stefan: Eventuell war ich das. Jedenfalls haben wir uns gedacht, wenn nach 5 Songs nichts mehr kommt, was thematisch gepasst hätte, dann wird’s wieder eine EP.

Kurt: Diesmal hatten wir auch Zeit, um am Album zu arbeiten.

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AFL: Eine große Neuerung ist der klare Gesang, der nun deutlich präsenter ist. Wie kam es dazu?

Manu: Naja, wir hatten auf den vorhergegangenen Releases auch immer mal wieder kurze Parts, wo gesungen wurde und diesmal hat sich das so ergeben. Wir hören ja auch ganz gerne dieses alte Emo-Zeug und haben uns gedacht, es wäre ganz witzig, wenn wir das mal hier und da einstreuen.

AFL: Gerade der Song Good Intentions zeigt, wie gut das funktionieren kann. Ich hoffe, der steht bei euch auf der Setlist.

Stefan: Das tut er.

Manu: Uns war schon wichtig, dass man heraushört, dass es immer noch I Saw Daylight ist. Gerade deswegen waren wir auf die Reaktionen gespannt, wie diese Veränderung aufgenommen wird. Und wenn es Leuten gefällt, freut uns das.

AFL: Es ist ja auch mal schön, wenn man die Texte versteht.

Kurt: Wir sind immer noch kein Pop-Punk. Es gibt viele Bands, die sich aus unserer Schiene in die Pop-Punk-Richtung bewegen und das ist ok für die. Aber ich finds schön, dass wir das nicht machen.

Laura: Ich hoffe, in dem Interview gibt es auch Zitate!

AFL: Die Idee oder das Gefühl, dass ihr mit dem Album rüberbringen wollt, kommt auf jeden Fall auch an.

Stefan: Das war auch Eugen ganz wichtig, dass dieses Gefühl rüberkommt. Auch der Wechsel vom Gesang und den Gangvocals sind wichtig. Das Album läuft auf einen Gedanken, auf ein Gefühl hinaus. Und wenn dieser Gedanke von der ganzen Band durch die unterschiedlichen Vocals getragen wird, wirkt es natürlich auch einheitlicher.

AFL: Was hat es mit euren Albentiteln auf sich? Bisher waren englisch, französisch, russisch und nun griechisch dabei.

I Saw Daylight - бессонный
I Saw Daylight – бессонный

Laura: Der rote Faden bei I Saw Daylight ist, dass manche Sachen einfach passieren. Klar, wir haben englische Texte, deswegen auch ein englischer Albumtitel. Bei Coeur Solitaire handelt es sich um ein Zitat aus einem Film.
Dann haben wir uns gedacht, dass es ganz cool wäre, diesen Trend fortzusetzen. Unser Sänger kommt ursprünglich aus Kasachstan, da hat sich russisch angeboten. Hast du die letzte EP бессонный auf Vinyl?

AFL: Natürlich!

Laura: Hast du die auch komplett durchgehört?

AFL: Ich würde mal ja sagen.

Laura: Ich habe das Gefühl, die Vinyl hat noch nie jemand komplett durchgehört. Es hat sich noch nie jemand dazu geäußert oder wir wurden noch nie dazu gefragt. Aber wir haben auf der Platte ganz hinten noch einen Song auf Russisch versteckt. Noch nie hat jemand gesagt: „Lustig, ihr habt ja einen russischen Song.“

Stefan: Den gibt es auch nur auf der Vinyl und nicht digital oder als Download!

Laura: Vorher wusste das niemand, jetzt wissen es alle.

AFL: Das ist jetzt der Grund, warum alle sich jetzt das Interview durchlesen.

Stefan: „Du wirst nicht glauben, was I Saw Daylight gemacht haben!“

AFL: Wenn man eure Albentitel übersetzt, stellt sich die Frage: Sind es Konzeptalben, die ihr veröffentlicht?

Stefan: Konzeptalbum ist vielleicht etwas zu weit gegriffen, aber andererseits umreißen die Albentitel das Thema des Albums.

Laura: Wir denken uns schon was dabei, aber lassen uns jetzt nicht von den Titeln einengen.

Und das ist im Hardcore dann schon wieder anders. Da hast du ein Plakat, wo drei Bandnamen kreuz und quer stehen.

AFL: Was ist Hardcore bzw. Heartcore, wie ihr es nennt, für euch?

Kurt: Ich denke in erster Linie nicht an die Musik oder was es ausmacht. Es ist die Szene, da kann ich für uns alle sprechen: Es gibt kleine Shows, man unterstützt sich gegenseitig, macht achtet darauf, dass es für alle ein „Safer Space“ ist, wenn man Konzerte veranstaltet. Das würde ich unter den Begriff „Hardcore“ fassen. Und es ist halt geile Musik.

Laura: Ich red nicht gerne über Genres, weil da streitet man sich immer. Musik ist Musik, wenn sie gut ist, ist sie gut. Wenn nicht, dann nicht. Aber in unserem Fall bedeutet Heartcore, dass es von Herzen kommt.

Stefan: Unsere Konzerte sind halt auch echt emotional.

Kurt: Ne, ich bin da immer ganz cool.

Stefan: Bei den Konzerten ist man dann irgendwie in einer anderen Welt und in einem eigenen Raum. Sowas kommt halt von Herzen, du öffnest dich. Du gibst dich preis und es fällt alles von einem ab. Und das beschreibt „Heartcore“ dann besser als das klassische „Hardcore“.

AFL: Ich habe euch leider bisher nur als Vorband von Fjørt erlebt, aber kann das auf jeden Fall unterschreiben.

Kurt: Ich möchte da eine Anmerkung machen: Diesen Gedanken der „Vor- und Hauptband“ empfinde ich als unangenehm.

Stefan: Genau! Du gehst mit einer ganz anderen Erwartungshaltung zu einem Konzert wenn von Vorband, Headliner und was es sonst so gibt gesprochen wird. Und das ist im Hardcore dann schon wieder anders. Da hast du ein Plakat, wo drei Bandnamen kreuz und quer stehen. Es entsteht kein „Gefälle“, welche Band jetzt mehr wert oder sehenswerter ist. Alle sind erstmal gleich.

Laura: Davon bin ich auch überzeugt. Dieses Headliner-Ding beeinflusst Konzertbesucher, die dann per se nur den Headliner sehen wollen. Der Headliner wird gut gefunden. Den anderen Bands wird keine Chance gegeben, bzw. die müssen deutlich mehr leisten, damit sie als gut empfunden wird. Letztendlich gibt es halt nur eine Band, die zuletzt spielt. Ich würde mir wünschen, dass die Leute, die zu den Konzerten kommen, sich alle Bands anschauen und sich dann danach eine Meinung bilden.

AFL: Eine sehr schöne Ansicht, die ich nur unterschreiben kann. Kommen wir so langsam zum Ende: Für das nächste Jahr sind im Januar einige Konzerte geplant, darunter auch die Releaseshow. Hoffen wir, dass es klappt. Habt ihr noch mehr geplant?

Laura: Ja, im März planen wir noch was. Aber dazu folgen noch Infos. Die Planung ist aktuell verständlicherweise etwas problematisch. Hinzu kommt, das es viele Locations erwischt hat, wo wir gerne spielen würden. Aber wir freuen uns, dass es nun wieder langsam losgeht.

Kurt: Und wir fragen uns natürlich auch immer wieder, ob eine Show unter den aktuellen Umständen vertretbar und notwendig ist. Da fällt das planen einer Tour schwer. Aber wir freuen uns über jede Einladung!

I Saw Daylight Live

14.01.22 Album Release Party, Ulm, Club Schilli mit anorak.

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– Playlist: Happy Release Day

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