Counterparts at Headcrash, Hamburg // by xhighfivesx Tobias Luger
Counterparts at Headcrash, Hamburg // by xhighfivesx Tobias Luger

Vor der Show am 18. Oktober 022 im Headcrash in Hamburg hatten wir Gelegenheit ein paar Worte mit Brendan Murphy, dem Sänger von Counterparts, zu wechseln. Das neue Album A Eulogy For Those Still Here (hier ist unser Review) war gerade veröffentlicht und Counterparts waren auf Release Tour in Europa zusammen mit Justice For The Damned und Thrown.

AFL: Wie gehts dir?

Brendan: Gut, die anderen sind ein bisschen krank, aber mir gehts gut.

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AFL: Wie läuft die Tour bisher?

Brendan: Die Tour ist echt gut bisher. Insbesondere weil wir die sehr kurzfristig gebucht haben. Eigentlich hätte es diese Tour gar nicht gegeben. Wir sollten eigentlich mit The Amity Affliction auf Tour sein, aber die Tour wurde verlegt. Wir haben aber selbst eine Tour im Februar geplant, so dass das nicht mehr passte.

Wir haben aber gerade die Platte rausgebracht. Also haben wir gesagt, lass uns rüberfliegen und intime Shows in eher kleinere Clubs spielen. Das alles berücksichtigt ist es echt Wahnsinn. Alle Shows waren echt gut bisher, und ich glaube, heute Abend ist auch fast ausverkauft.

AFL: Zweieinhalb Jahre schlagen wir uns jetzt mit der COVID Pandemie herum? Was hat sich für dich verändert?

Brendan: Das hängt stark davon ab, wo man lebt und ob es einfach ein normales Touren ist. In der USA, wo meine andere Band, End, viel unterwegs ist, hat man einfach alles aufgemacht und so getan als wäre alles vorbei. Zurück in Kanada konnte ich noch nicht mal ins Fitness Studio gehen zu dem Zeitpunkt.

Vermutlich ist es gerade am nächsten dran an einer Normalität, die wir vorher hatten, als jemals zuvor seit Ende 2019.

Ein bisschen fühle ich mich schuldig, denn es gibt noch immer COVID und Menschen stecken sich an. Für viele Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören z.B. mit einer Immunschwäche, ist es alles andere als normal. Aber für uns geht es einfach auch darum, dass das hier unser Job ist. Wir verdienen hiermit unser Geld. Irgendwie komisch, wir sind da nicht durch, aber ich bin bereit da weiter zu machen, wo wir aufgehört haben.

Ehrlich gesagt, mir ist es egal, was mit mir passiert. Hauptsache ich kann meine Miete zahlen. Aber das ist für jeden unterschiedlich, und wir werden noch Jahre davon beeinflusst werden

AFL: Hardcore Shows sind ja nun mal gerade dadurch besonders, dass es einen sehr engen Kontakt zwischen Band und Publikum gibt. Hast Du Angst, dich anzustecken? Verhältst du dich anders?

Brendan: Klar, dann wäre die Tour sofort zu Ende für uns. Das letzte mal hatte ich COVID im Dezember 2021. Ich hab den Leuten damals gesagt „versucht nicht, das Mikro von mir zu nehmen. Wenn ich von euch COVID kriegen, bring ich Euch um!“. Ich hab das witzig gesagt, aber trotzdem war es mir ernst. Das war auch noch zu einer Zeit, als man einen PCR Test brauchte, um zurück nach Kanada zu kommen. Ich wäre ich nicht einmal nach hause gekommen.

Scary, ja. Aber zu diesem Zeitpunkt jetzt ist es mir auch irgendwie egal. Ich meine, die Leute kommen zu uns, weil wir so eine Liveshow zusammen mit dem Publikum machen. Wir wissen nicht, wie es weiter geht, aber ich muss das Risiko eingehen. Wir haben eine neue Platte rausgebracht und wenn es das ist, was ich tun muss, damit ich meine Miete zahlen kann, fuck it, dann bin ich dabei.

Zum Glück aber ist bisher nichts passiert.

Counterparts at Headcrash, Hamburg // by xhighfivesx Tobias Luger
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AFL: Ihr habt gerade erst Euer neues Album A Eulogy For Those Still Here rausgebracht. Wie sind die Reaktionen bisher?

Brendan: So gut. Ich meine, bei jeder Platte bisher war die Mehrheit der Reaktionen positiv. Und klar, es gab immer ein paar Leute, für die es irgendwie nicht funktioniert hat. Aber diesmal sind die Reaktionen so überwältigend positiv. Und das fühlt sich echt gut an. Wir müssen uns noch nicht mal mehr lustig über Leute machen, denen unsere Platte nicht gefällt. Sobald jemand irgendwas blödes schreibt und ich noch überlege, ob ich darauf reagiere, gucke ich auf die Kommentare und da sind bereits 15 Leute, die diesen Typen auseinandernehmen. Echt verrückt.

„Und dann muss man auch sagen, das ist unser siebtes Album. Da geht man keine großen Risiken mehr ein oder macht irgendwelche verrückten Experimente.“

AFL: Für mich ist die konstante Qualität der Releases von Counterparts beeindruckend. Trotz diverser Line Up Wechsel schafft ihr es, alle zwei Jahre eine echt gute Platte rauszubringen. Was ist euer Geheimnis?

Brendan: Für eine Weile war ich das einzige Gründungsmitglied, das ist richtig. Und über die Jahre sind andere Musiker gekommen und wieder gegangen. Während Nothing Left To Love aber kam Alex zurück und mit der neuen Platte ist auch Jesse wieder an Bord. Jetzt sind also beide Gitarristen und ich als Sänger wieder in der Band, die schon auf Prophets zu hören waren. Das hilft natürlich.

Was aber viele nicht wissen: Jedes mal, wenn einer die Band verlassen hat, ist er nicht wirklich verschwunden. Es war niemals ein „ich bin fertig mit euch, Fuck off“. Vielmehr ging es darum, dass jemand nicht mehr touren wollte, sich aber immer noch in das Songwriting und den Recordingprozess eingebracht hat. Jesse z.B. ist 2016 raus und Alex in 2013, aber beide sind auf allen Platten seitdem zu hören. Es war quasi, als hätten wir vier Gitarristen am Start im Studio.

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Und dann muss man auch sagen, das ist unser siebtes Album. Da geht man keine großen Risiken mehr ein oder macht irgendwelche verrückten Experimente. Das hätten wir vielleicht auf Album Nummer drei machen können, wenn wir es gewollt hätten. Aber wir wissen alle, wie Counterparts klingen und was unsere Einflüsse sind. Da geht es nicht mehr darum, die eigene Fanbase vor den Kopf zu stoßen, um vielleicht völlig neue Hörer zu erreichen. Ich meine, welche Band kennst Du, deren größte Platte das siebte Album war?

Ich seh uns da eher in den Fußstapfen von Every Time I Die, Silverstein oder Architects: Jedes neue Album ist ein bisschen besser als das vorherige. Ziemlich früh war mir klar, dass das unser Weg sein wird. Ihr braucht nicht erwarten, dass wir irgendwas Verrücktes tun und am Ende scheitern. Wir streuen ein paar neue Ideen hier und da ein, aber am Ende des Tages sind wir immer noch Counterparts. Du kannst Songs von verschiedenen Platten hören und weißt, dass das immer noch die gleiche Band ist. So will ich es auch belassen.

Vielleicht ist davon jemand gelangweilt, aber ich bin da eher für Konsistenz, vielleicht mit jedem Schritt ein klein wenig besser.

AFL: Zurück zu Eulogy: Die Platte hat ein klares lyrisches Konzept. Es geht darum, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, Dinge zu verlieren, allerdings während sie noch um einen herum sind. Was ist die Geschichte dahinter?

Brendan: Die Idee, so ein durchgehendes Thema zu haben, stand nicht wirklich am Anfang des Schreibprozesses. Als ich so 70% der Texte geschrieben hatte und sie noch mal durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass es dieses durchgehende Thema gibt. Früher habe ich für Counterparts über Dinge geschrieben, die passiert sind: eine Beziehung, die zerbrochen ist, über Freunde, die ich verloren habe. Aber diesmal geht es um Dinge, die noch nicht passiert sind, von denen ich aber weiß, dass sie irgendwann passieren. Es ist beinahe so, als ob ich auf einer Beerdigung eine Trauerrede (auf English „Eulogy“) halte, die Person aber in der ersten Reihe sitzt und mich anschaut. Das hier ist also meine Chance, mich von Dingen zu verabschieden, die mein Leben noch nicht verlassen haben; von denen ich aber weiß, dass sie es tun werden. Ich schreibe also z.B. über meine Katze, die damals schon krank war und von der alle wussten, dass sie bald sterben wird. Ich schreibe über die Band, mit der es gerade richtig gut läuft. Aber sollte das mal nicht mehr so sein, wird es uns auch nicht mehr geben.

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Als ich das realisiert habe, machte es das Schreiben der restlichen Texte viel einfacher. Dann kam der Albumtitel dazu und alles machte Sinn.

AFL: Professionell Musik zu schreiben, ist immer ein Kompromiss zwischen echten Emotionen und dem Bedienen von Erwartungen in Songstrukturen, Hooklines und so weiter. Wenn dann auch noch ein übergeordnetes Thema darüber liegt, macht es das umso schwieriger.

Brendan: Ja, das ist richtig.

AFL: Bei Eulogy war es aber so, dass es alles natürlich zusammen kam? Es ist nichts Künstliches „ok, wir brauchen jetzt noch einen Song über etwas, das man verlieren kann“ dabei?

Brendan: Ich tendiere dazu, Dinge zu prokrastinieren. Insbesondere das Texte Schreiben kommt bei mir ganz am Ende, wenn alle Songs im Grunde fertig sind. Ich mag am liebsten in einem festen Rahmen arbeiten. Wenn du mir alle Möglichkeiten der Welt öffnest, bekomme ich nichts fertig. Wenn du mir aber feste Leitplanken gibst, dann bin ich richtig gut.

Ich würde niemals mit dem Konzeptgedanken starten beim Schreiben; es ist einfach passiert. Und ich glaube, dass ist der Grund, warum ich das Album für so gut halte.

AFL: Zu was völlig anderem: Du bist ziemlich aktiv auf Social Media Kanälen, sowohl auf deinem eigenen Account als auch auf dem der Band. Als nicht-Muttersprachler ist es manchmal echt schwierig zu unterscheiden, ob du nur ironisch oder sarkastisch bist oder ob du gerade eigentlich deine Fans beleidigst. Was steht für die im Vordergrund?

Brendan: Mein primärer Fokus ist, ich will die Leute zum Lachen bringen. Ich weiß, das ist manchmal ein schmaler Grad. Leute die uns kennen, finden die Sachen echt lustig. Aber ich hör das öfter, „wie kann er das nur schreiben?“. Aber, hey, ich mach nur Spaß. Ich würde niemals etwas auf Twitter posten, wenn ich nicht denken würde, die Leute würden darüber lachen. Und 90% tun das auch. Klar, da sind dann auch die übrigen 10%, die denken, ich wäre ein totales Arschloch. Aber es ist cool, dass die Leute, denen unsere Band etwas bedeutet und die uns verstehen, das dann aufklären, dass wir eigentlich nur Spaß machen. Wenn man mit mir mal direkt nach der Show spricht, stellt man schnell fest, dass ich eigentlich der netteste Kerl der Welt bin. I’m just fucking arund with you guys.

Manchmal bin ich auch zu weit gegangen, aber dann habe ich mich entschuldigt. Man lernt mit der Zeit.

AFL: Heute jetzt also die Show in Hamburg, wie gesagt ist sogar fast ausverkauft, obwohl es ein Dienstag Abend ist.

Brendan: Ich kann’s echt auch nicht glauben. Gerade weil wir diese Tour relativ spontan gebucht haben, weil wir ja eigentlich auf der anderen Tour sein sollten. Aber, soweit waren eigentlich alle Venus richtig gut gefüllt. Was könnten wir uns mehr wünschen? Wir haben die Tour quasi drei Wochen vorher angekündigt. Ich finde das großartig und bin echt dankbar. Das sollte echt gut werden heute. (Anmerkung: wurde es, wie unsere Fotos zeigen)

Counterparts at Headcrash, Hamburg // by xhighfivesx Tobias Luger
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AFL: Als Tour Support habt ihr Justice For The Damen und Thrown mit dabei. Habt ihr die Bands ausgewählt oder sind die von der Booking Agentur mit gebucht worden?

Brendan: Wir haben sie ausgewählt. Als wir Nothing Left To Love aufgenommen haben, waren Justice mit uns im gleichen Studio in New Jersey. Wir haben jeden Tag miteinander abgehangen. Sie kommen aus Australien und es ist echt verrückt für sie hierher zu kommen. Als sie Interesse an der Tour gezeigt hatten, war ich sofort dabei. Auf einer unserer letzten Australien Touren hat Chas, ihr Drummer, uns gefahren. So haben wir uns kennengelernt.

Andreas, den Gitarristen von Thrown, kenne ich schon eine Ewigkeit. Mit End, meiner anderen Band, haben wir zusammen in Schweden gespielt.

Für mich war klar, dass das ein richtig gutes Line Up ist. Und das sieht man bei jeder Show. Die Kids gehen ab bei Thrown und hören nicht auf, bis unser Set durch ist. Das ist doch genau das, was man sich wünscht. Wir sind die softeste Band, aber alles passt richtig gut zusammen. Ich kann mir echt kein besseres Line Up für diese Tour vorstellen.

Dann viel Spaß bei der Show heute und auf dem Rest der Tour.
Brendan, vielen Dank für das Interview!

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– Playlist: Happy Release Day

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