In den 80ern und 90ern war es ganz normal, dass an den einschlägigen Skate- und BMX-Spots Punk und Hardcore aus den Ghettoblastern schallte und die beiden Szenen untrennbar miteinander verwoben waren. So befeuerten sie sich gegenseitig, was schlussendlich auch zum Punk-Revival im Mainstream mit beigetragen hat. Das war seinerzeit, aber wie schaut es denn heute überhaupt an den Spots aus?

Das kann uns Felix Prangenberg ganz genau verraten, denn dort kennt er sich, ebenso wie im Hardcore, aus wie in seiner Westentasche. Er selber wird von Fachleuten als ein wahnsinns Talent gefeiert, was er erst wieder diesen Sommer bewies, als er bei den X-Games absahnte.

Lest also nun, was heutzutage an den Spots so läuft und wie sehr die Musik ihn auch sportlich weiterbringt. Der passende Soundtrack für dieses Interview ist übrigens seine Playlist, die er für uns gebastelt hat:

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BMX- und Skate ist genau wie die Punk und Hardcore Szene eine Subkultur, in der sich viele wiederfinden, die vielleicht sonst nirgends reingepasst haben. BMX/Skate haben genau so die DIY Mentalität wie Punk und Hardcore. Man wird kreativ mit den paar Dingen die man hat. […] Und ich würde sagen das die Energie die Hardcore/Punk Musik transportiert, einfach verdammt gut zu BMX fahren und Skaten passt. Mich motiviert vor dem fahren nichts mehr als laut Musik zu hören.

AFL: Hi Felix, als ich die Anfrage bekommen habe, ob ich nicht ein Interview mit dir machen möchte, war ich im ersten Moment etwas irritiert, denn ich konnte den Zusammenhang nicht ganz fassen. Nachdem ich dann aber bisschen was über dich erfahren habe, dachte ich mir, das Interview müssen wir unbedingt machen. 
Bevor ich aber einsteige, stell dich doch bitte noch einmal für all diejenigen vor, die dich noch nicht kennen sollten.

Felix: Hey, ja das kann ich mir vorstellen haha. Danke fürs Interesse und die Möglichkeit!
Also mein Name ist Felix Prangenberg, bin 23 Jahre alt, wohne in Köln und fahre seit 17 Jahren BMX. Seit 6 Jahren habe ich das Glück davon leben zu können und außerdem interessiere ich mich viel fürs Fotografieren und Filmen und bin Fan von schneller Musik.

AFL: Ich selber hatte mit BMX nie was zu tun, mit Ausnahme der Tatsache, dass ich den Film BMX-Bandits in meiner Kindheit übelst abgefeiert und immer mit Playmobil nachgespielt habe. 
Was waren denn deine ersten Berührungspunkte mit BMX und was hat dich so daran fasziniert, dass du nun dort stehst wo du stehst?

Felix: Haha das ist natürlich auch ein Klassiker! Mein Vater war schon immer fahrradverrückt, sein bester Freund war einer der besten MTB Downhill Fahrer Deutschlands und ich wurde schon als kleiner Knirps mit zu Rennen genommen.
Dadurch habe ich schon sehr früh gelernt radzufahren und habe dann auch ziemlich schnell mein erstes Mountainbike bekommen.
Im Alter von 6 Jahren bin ich meine ersten Mountainbike-Rennen gefahren und hatte auch schon ein kleines, viel zu schweres, BMX Rad, womit ich nach den Rennen über die Dirt Tracks geeiert bin. Ich habe damals dann ziemlich schnell gemerkt, dass so traditionelle MTB Rennen nichts für mich waren. Gleichzeitig habe ich in Videos gesehen was man alles mit so einem BMX Rad eventuell anstellen kann. Ich habe zu der Zeit auch, wie alle Kids, mal den Fußballverein ausprobiert, aber auch das war nichts für mich. Beim BMX fahren hat mir keiner gesagt was ich zu tun und zu lassen habe, alles war komplett anders zu jedem anderen „Sport“, den man irgendwie kannte. Viel entspannter, alternativer, viel coolere und offenere Leute, die mich damals als kleiner Scheißer direkt aufgenommen haben, obwohl sie wahrscheinlich mindestens10 Jahre älter waren als ich.
Also bis heute macht BMX fahren für mich die Freiheit zu tun zu lassen was man will aus, sich frei zu entfalten in dem was man liebt, die unendlichen Möglichkeiten in dem was man an Tricks lernen und Spots fahren kann. Und natürlich die Familie die man weltweit hat.

AFL: Punk und Hardcore war immer ein Bestandteil der Skate- und BMX-Szene, was glaubst du warum gerade diese Musik mit den Sportarten so verbandelt ist?

Felix: BMX- und Skate ist genau wie die Punk und Hardcore Szene eine Subkultur, in der sich viele wiederfinden, die vielleicht sonst nirgends reingepasst haben. BMX/Skate haben genau so die DIY Mentalität wie Punk und Hardcore. Man wird kreativ mit den paar Dingen die man hat. Wenn es nichts zum fahren gibt, wird sich halt etwas gebaut. Man lässt sich von anderen inspirieren, druckt sich seine eigenen Shirts, filmt seine eigenen Videos, macht seine eigenen Events. Und ich würde sagen das die Energie die Hardcore/Punk Musik transportiert, einfach verdammt gut zu BMX fahren und Skaten passt. Mich motiviert vor dem fahren nichts mehr als laut Musik zu hören.

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AFL: Wie sieht das denn aktuell in der Szene aus, ist Punk und Hardcore immer noch ein fester Bestandteil oder werden BMX-Videos mittlerweile auch von anderen Musikstilen untermalt?

Felix: Ich würde sagen das Punk und Hardcore gerade wieder größer in der BMX Welt wird. Eine Zeit lang hat man auf fast jedem Video irgendeinen Rap/Trap Song gehört, aber das hat sich auch schon lange wieder geändert. Gefühlt wird wieder viel mehr schnellere Musik benutzt und bekomme auch mit wie mehr von den etwas bekannteren Jungs in der Szene zu Shows gehen.

AFL: Gerade die Videos haben ja in den den 90ern dafür gesorgt, dass so manche Band über ihren lokalen Kreis hinaus bekannt geworden ist. Was glaubst du wer in den 90ern mehr von dem anderen profitiert hat, die Seite der Bands oder die Seite des Sports ansich?

Felix: Puh, das ist schwer zu sagen. Kommt natürlich darauf an wie groß die Band oder der Fahrer zu dem Zeitpunkt war. Vielleicht haben die Bands zu der Zeit aber mehr davon gehabt, weil BMX und Skate damals auch schon sehr groß waren. Wenn dann jemand Songs von einer bestimmten Band für einen Video Part oder Ähnliches genommen hat, haben sich das ja auch tausende Leute angeschaut. Und im Idealfall, wie heutzutage auch noch, finden die Leute die Musik dann gut und machen sich schlau wer das ist und hören sich die Bands/Künstler an. Die Tage habe ich noch ein Foto von einem Videodreh für ein Offspring Musikvideo aus dem Jahr 2000 gesehen, wo ein BMXer über wieviele Autos gesprungen ist. In dem Fall hat sicherlich der BMXer davon profitiert, dass er dabei war.

AFL: Ich habe das Gefühl, dass der Sport heutzutage sehr viel professioneller geworden ist…ohne davon wirklich eine Ahnung zu haben. Gerade in Bezug auf Werbeträger fällt das auf. So habe ich manchmal schon das Gefühl, dass viele Sportarten zu einem großen Teil als Modenschau und Verkaufssendung genutzt wird. Wieviel Underground und DIY steckt noch in BMX?

Felix: BMX ist ist definitiv noch weit entfernt irgendein weiterer Mainstream Sport zu sein. Für mich ist BMX immer noch as Underground & DIY as it gets. Besonders BMX Street. BMX ist nicht sonderlich groß, die Leute schauen einen an und denken das wäre in den 90ern ausgestorben. Es gibt überall kleine Crews die ihre eigenen Videos filmen, Klamotten und Zines machen. Klar wurde es über all die Jahre professioneller was Sponsoren und Ähnliches angeht, aber die Firmen die in der Szene sind verstehen zu 100% was wir da tun und wieso.
Hinter 98% der Firmen stecken die-hard BMX Fahrer, die seit Ewigkeiten all ihre Energie in unsere kleine Welt stecken. In BMX gibt es kein großes Geld zu verdienen und umso mehr supported und trägt man dann natürlich die Sachen, wovon man auch unterstützt wird.

AFL: Nun hast du ja auch deine Sponsoren, so ziert ja z.B. häufig ein großes „M“ deine Kopfbedeckungen. Vermisst du es da nicht manchmal in Videos oder auf Wettbewerben einfach mal Bandshirts o.ä. zu tragen? Oder hat man da auch immer Freiheiten?

Felix: Klar hat man da als gesponserter Fahrer eine Art von Verpflichtung gegenüber den Firmen für die man fährt, aber ich trage oft genug Bandshirts oder selbstbedruckte Shirts und Hoodies wenn ich darauf Bock habe. Man muss sich da teilweise nur schon mal Gedanken machen, wenn man bei einem größeren Contest oder Ähnlichem ist, wann man jetzt was anzieht, um auch seinen Sponsoren auf einer Art was zurückzugeben. Ich meine nur durch die bin ich gerade in der Lage von dem was ich liebe, leben zu können und da gehört dann einfach ein „geben und nehmen“ dazu.

AFL: Die Skateboard-Szene hat es geschafft, ein eigenes Genre im Punk nach sich zu benennen. Hat man da als BMXer manchmal das Gefühl im Schatten der Skate-Szene zu stehen oder gestanden zu haben? Denn zumindest an den Skate-Spots die ich kenne, sind BMX immer eher eine Seltenheit gewesen.

Felix: Die Skate-Szene ist ganz klar größer als BMX und wir sind so gut wie immer in der Unterzahl an einem Park oder Spot. Ich persönlich schaue auch hauptsächlich Skate Videos, weil da einfach alle paar Tage mindestens ein mega Part droppt. Da merkt man dann schon wie viel größer und wie viel mehr in der Skate Welt abgeht.

AFL: Du wurdest beim Nora Cup gerade ganz frisch zum „Street-Rider of the year“ gekürt. Zusätzlich gab es jetzt Auszeichnungen bei den X-Games. Wofür hast du die denn bekommen und hast du manchmal Angst davor, dass dir deine Leidenschaft irgendwann einmal nicht mehr soviel Spaß machen könnte, weil zu viel Professionalität Einzug gehalten hat.

Felix: Bei den XGames hatte ich dieses Jahr im Sommer die Möglichkeit einen Video Part mit einem meiner besten Freunde für den Real BMX Video Contest zu filmen. Da werden jedes Jahr 6 Leute eingeladen und müssen innerhalb von ein paar Monaten einen 1 1/2 minütigen Part filmen.
Durch Corona wurde es alles zwischenzeitlich abgesagt, nachdem schon ein paar Leute angefangen haben einen Part zu filmen. 3 Wochen vor der eigentlichen Deadline haben die Macher von Real BMX dann das Okay bekommen, dass doch alles stattfindet und brauchten dann noch vollständige Video Parts. Dadurch wurde ich dann kurzfristig dazu eingeladen und konnte trotz der eigentlich viel zu kurzen Zeit nicht Nein sagen. Video Parts filmen ist das wo ich am meisten Wert drauflege und ich wollte schon seit Jahren mal bei dem Format dabei sein. Von daher waren mein Freund und Filmer David und ich mega hyped so einen Part zu filmen und haben tatsächlich am Ende Gold gewonnen.
Und nein, das kann ich mir tatsächlich gar nicht vorstellen. Ich bin genau da wo ich immer mal hin wollte und gefühlt wird meine Leidenschaft und der Spaß an dem was ich tagtäglich tue, nur größer.
Es gab noch keinen Tag in meinem Leben, wo ich keine Lust auf Rad fahren hatte, wenn nur Tage wo mein Körper eine Pause brauchte, wo ich weiß das es vernünftiger ist nicht fahren zu gehen.

AFL: Welcher Song ist für dich der ideale Song für ein BMX-Video und welche Bands / Titel hörst du am liebsten beim Fahren?

Felix: Das ist eine sehr gute Frage. Ich würde sagen, dass es sich andauernd ändert und es einfach viel zu viele gute Songs/Bands gibt, die noch benutzt werden müssen. Ich habe auf jeden Fall einen Song von GAG schon länger im Auge, den ich unbedingt für einen Part benutzen möchte. Ich sehe es quasi schon vor mir und glaube das es mega gut funktionieren würde! Ansonsten würde ich gerade sagen das ich sehr viel One Step Closer, Scowl, Narrow Head, BIB, GAG, Mindforce, Koyo, Magnitude, No Pressure & DARE höre.

AFL: Früher hatten viele Musik-Festivals auch immer ein paar Ramps oder dergleichen stehen. Heutzutage sieht man sie immer seltener. Meinst du die Szene wird zu alt dafür oder wie könntest du es dir erklären?

Felix: Das kann schon gut sein. Fanden es mal geil sind aber nicht mehr so dadrin und sind einfach over it. Viele interessiert es vielleicht auch nicht so sehr oder haben es schon öfters gesehen und ist für die nicht mehr so richtig „spektakulär“. Ich glaube, wenn man nicht gerade in der Szene drin ist und weiß wie krass das ist was jemand da gerade tut, ists für viele relativ langweilig. Ist auf jeden Fall schade, dass es sowas nur noch selten gibt!

AFL: Vielen lieben Dank für deine Zeit. Hast du noch ein paar Worte an uns zu richten?

Felix: Vielen, vielen Dank an Euch für die Möglichkeit, bleibt gesund und kommt gut durch den Winter!

1. BMX – Road Trip

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2. BMX – Summer Trip

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3. BMX – Mallorca Trip

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