In diesem Jahr ist mit dem neuen Christmas-Album Hot Nights in Saint Vandal (Review hier) schon ein erstes Highlight des Jahres erschienen. Ich sprach mit Max Motherfucker über das aktuelle Album sowie über Punkrock im Zeiten von Corona.
Erst einmal Gratulation zum neuen Album. Ist sehr schön geworden. Wie sind die Reaktionen bisher?
Max Motherfucker: Danke! Danke! Tatsächlich habe ich bisher nur gute Reviews zu lesen bekommen. Das freut und ehrt uns sehr!
Wie gestalteten sich das Songwriting und die Aufnahmen?
Max Motherfucker: Wir haben da kein Schema das wir beim Songwriting abarbeiten. Entweder hat jemand ein cooles Riff, ich einen Text oder manchmal habe ich auch eine Idee für ein Plattencover zu dem ich einen Text schreiben möchte.
Aufgenommen haben wir im Tonstudio 45 bei Koblenz bei Michel Wern. Mit Michels großem Bruder Max habe ich damals die Band gegründet. Michel hat aus den guten Songs und aus uns das allerbeste rauskitzeln können! Ohne ihn wäre das Album nicht so stark wie es nun ist.
Sind die Nächte in St. Vandal wirklich so hot?
Max Motherfucker: Klar! Saint Vandal ist überall! Ein Synonym für jeden unbekannten Ort auf der Landkarte! Die coolsten Partys finden doch sowieso nicht auf der Reeperbahn statt, sondern in Scheunen oder Partykellern, oder?
Zwei Nonnen auf dem Cover. Was wollt ihr mit dem Cover ausdrücken?
Max Motherfucker: St Wendel ist bekannt als Homebase des Globus Supermarkts, einer Kurklinik und für sein Kloster. Alles andere ist Interpretationssache!
Erzähl mal etwas über die Vinylversion. Die hat ja einen speziellen Hidden-Track?
Max Motherfucker: Ja, unser ehemaliger, auf dem Album noch vertretener Bassist Lobster Louie hat ja auch ein Elektroprojekt. Da covert er „White Wedding“, „No Limits“ und andere Hits. Für das Album hat er dann den Titeltrack selbst interpretiert.
Ansonsten legen wir ja immer viel Wert auf ein liebevolles Gesamtpaket bei unseren Platten, so gibt es, neben der Vinyl, noch eine CD, ein zwölfseitiges, ca 10“ großes Booklet und einen Downloadcode. Einmal also alles und das noch zum fairen Preis!
Wovon handeln die Texte und woher kommen deine Inspirationen?
Max Motherfucker: Die Inhalte sind weit gefächert. Da gibt es die ernsteren Texte wie „Turn Me Lewd“ und die selbstironischen Songs a la „Candy Me“. Manchmal fallen mir Wortspiele ein, die als cooler Text sicherlich gut funktionieren, an anderen Tagen kotze ich mich stumpf über Sachen aus die mich nerven.
Hab das Gefühl ihr werdet immer härter und schneller. Midtempo ist nix für euch, oder?
Max Motherfucker: Findest du? Ich habe das Gefühl es sei andersrum, zumindest auf LP. Mit „Candy Me“ haben wir beispielsweise einen Hardrock-/Glamsong im Christmas-Style. Live muss halt immer Vollgas sein, aber das macht auch am meisten Spaß!
Zu Go Hard or Go Home sowie zu Push Fast habt ihr Videos gedreht. Erzähl mal etwas darüber… Wer war dafür verantwortlich? Wie waren die Dreharbeiten? Kommen noch Videos auf uns zu?
Max Motherfucker: Go Hard Or Go Home haben wir in Düsseldorf mit Kay und Andy, kurz Kandy, von Visual Attack in der Athletenschmiede und im AK47 gedreht. Die beiden haben uns an den Sportgeräten schon vor der abendlichen Show an unsere Grenzen gebracht und ausgepowert. Die beiden sind genial und super lustig!
Push Fast wurde am Tag nach dem Punk For Help Festival, bei dem ich im Orga-Team bin, gedreht. Die ganze Band war sehr verkatert, ich selbst habe zwei Stunden geschlafen um vormittags am heißesten Tag des Jahres ein Musikvideo in einem Skatepark zu drehen. Die Skater haben wir mit Dosenbier angelockt. Crystal Mat hat seinen Kater in lauwarmem Beckers ertränkt.
Produziert wurde das Video von Dirk Forster. Er war bereits für das Sex Sells-Video unser Mann der Wahl. Mit Dirk kann man auch sehr gut arbeiten und er ist jederzeit mit Pizza, vegetarischem Kebap, Eis oder Bier aus dem Haus zu locken!
Im Promotext werden 14 verschlissene Bandmitglieder angegeben. Wie sieht es mit dem jetzigen Line-Up aus? Wird es noch Veränderungen geben oder seid ihr jetzt ein verschworener Haufen?
Max Motherfucker: Dann sind es inzwischen schon 15! HAHA!
Was ist dein Favorit vom neuen Album?
Max Motherfucker: Welches Kind hat man am meisten lieb? Das kommt glaube ich auf die Laune an, an sich mag ich jedes Lied sehr!
Wie die ganze Welt ist auch unsere kleine Szene im Griff des Corona-Virus. Ihr seid auf viel Merchandise hängen geblieben, das Album ist noch nicht ganz abgezahlt, Liveauftritte wurden gestrichen. Wie geht ihr mit der Krise um?
Max Motherfucker: Klar, wir sind genervt ohne Ende und auch frustriert. Des weiteren haben ja auch unser „Christmas sucks Festival“ im Juni anstehen. Wir haben alle keine Ahnung wie viele Shows uns noch abgesagt werden, aber wir müssen es nehmen wie es kommt. Hoffentlich werden wir die Shows der Tour alle nachholen können. Als Hobbymusiker in einer Band zu spielen ist noch das geringste „Übel“ in dieser Zeit. Richtig abgelost haben Tourbooker, denen brechen aktuell locker drei Monate die Einnahmen weg. Dazu noch doppelte Arbeit.
Clubbetreiber und Veranstalter sind ebenso richtig schwer betroffen. Ich freue mich dass mein Hobby sich langfristig gesehen noch selbst trägt, doch ganz, ganz viele haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, leben seit Jahren von der Hand zum Mund um uns das ganze Jahr über zu unterhalten. Diese gilt es zu unterstützen, noch mehr als sonst. Natürlich helfen Spenden aktuell am meisten, doch auch Teilen von Beiträgen auf Facebook, Instagram etc bringt das ganze weiter! Daher mein Aufruf an alle, auch nach der Corona-Krise:
Nutzt gerne ab und an mal eure Profile in sozialen Netzwerken als Werbefläche für Institutionen die euch wichtig sind, Clubs, Bands,… Euch tut das nicht weh, anderen hilft es unglaublich viel!
Versuchen wir uns zu erinnern, wie es war mit Konzerten… Was war dein liebster Gig in letzter Zeit? Sowohl als Künstler als auch als Besucher?
Max Motherfucker: Als Band hatten wir das Glück recht viele unglaublich coole Shows zu spielen. Etwas herausgestochen ist da Madrid, da wurde vom ersten bis zum letzten Ton durchgemoscht. Bald kommt ein kleines Video zur Tour in Spanien, da sieht man auch etwas davon.
Als Gast war ich auch auf vielen Shows. Christian Steiffen ist immer etwas ganz besonderes! Da strahlt das Herz vor Freude!
Dieses Jahr soll es ja noch das Fest zum 10-jährigen Bestehen geben. Gerne kannst du jetzt hier dafür Werbung machen.
Max Motherfucker: Hoffen wir mal dass am 13. Juni unser Festival stattfinden kann! Wir haben uns zehn Bands aus dem nahen Umfeld eingeladen mit uns Geburtstag zu feiern. Trigger McPoopshute und Wonk Unit werden aus Wales und England anreisen, Tony Gorilla kommen aus dem Ruhrgebiet, Monoment aus Hamburg/Mannheim und noch viele Lokale Bands werden mit uns tanzen! Wenn der Corona-Virus nicht mitspielt wird das ein richtig guter Abend zum schmalen Geld! Bier kostet übrigens auch halb so viel wie auf anderen Festivals!!
Schwierig momentan zu planen, aber was kommt als nächstes auf uns zu?
Max Motherfucker: Wir haben zwei Splits in der Pipeline. Details kommen in naher Zukunft. Eine der Bands ist aus Schaffhausen, die andere aus Köln. Wie immer stark limitiert und mit viel Liebe zum Detail!
Alles klar. Vielen Dank für deine Zeit!