Das neue Album Together von Buster Shuffle ist nicht gut, nein es ist verdammt gut. Es ist sogar so verdammt gut, dass es aktuell in den German Top-20 trendet. Das mag nicht nach viel klingen, aber für eine kleine Band, die alles DIY übers eigene Label macht, ist das schon mehr als geil.
Live sind die Briten fast eh nicht zu toppen. So nahm ich das neue Album als Anlass, um Jet Baker ein paar Fragen zu stellen. Wenn ihr bei einigen den Kopf ungläubig schüttelt und denkt, was stellt der denn für idiotische Fragen, kann ich nur sagen, hört euch das Album an, lest die Texte, dann werdet ihr mehr verstehen. Und nun viel Spaß mit dem Interview
AFL: Hey Jet, danke für deine Zeit. Ich möchte mir ein Tattoo stechen lassen. Was würdest du mir als Motiv empfehlen?
Jet: Eine Tätowierung ist eine sehr persönliche Sache. Deshalb wäre es mir unangenehm, dir genau zu sagen, was du bekommen sollst. Ich kann nur sagen, dass du dir etwas stechen lassen solltest, das dir gefällt und das für dich eine Bedeutung hat.
AFL: Dein Masterplan ist es, ein Bankräuber zu werden und nach Spanien zu ziehen. Magst du England nicht mehr?
Jet: Wir mögen das Vereinigte Königreich, es ist unsere Heimat, aber es kann manchmal kalt und düster sein. Und wer will nicht in der Sonne leben, am Strand liegen und den ganzen Tag Cocktails trinken?
AFL: Spürt ihr als Band die Auswirkungen des Brexits?
Jet: Es ist definitiv schwieriger geworden, in Europa zu touren. Es gibt viel mehr Bürokratie und eine Menge Formulare, die ausgefüllt werden müssen. Aber der Brexit ist für jeden schwierig. Es ist eine Katastrophe für das Vereinigte Königreich und wir hoffen, dass es eines Tages rückgängig gemacht wird.
AFL: Wenn wir beim Thema Banküberfälle sind, ist das Erste, was mir dazu einfällt, Ronald Biggs. Er hat auch Punkrock-Songs mit den Sex Pistols und mit Die Toten Hosen gemacht. Ist er immer noch „ein Ding“ oder eine Art Held in der englischen Punkrock-Community?
Jet: Nein, ich glaube nicht. Niemand interessiert sich wirklich für Ronnie Biggs. Er hat in dem Sex Pistols Film mitgespielt, aber das war’s auch schon. Die meisten Leute jetzt haben keine Ahnung, wer er ist.
AFL: Welche Pille ist die beste, um den Tag zu überstehen?
Jet: Ich bin mir nicht sicher, ob es eine ‚beste‘ Pille gibt, die man nehmen kann, um den Tag zu überstehen. In dem Song Take A Pill auf unserer neuen Platte geht es darum, Hilfe und Unterstützung bei Freunden zu finden und sich nicht nur auf Medikamente zu konzentrieren (obwohl das natürlich auch hilft). Also, ich weiß nicht… eine Paracetamol hilft mir manchmal.
AFL: „Together“ klingt absolut positiv. Jeder Song hat diese Wohlfühl-Vibes. Wie schreibst du solche Songs in solch dunklen Zeiten? Hast du nie den Drang verspürt, düstere Songs zu schreiben und vielleicht deine Wut herauszuschreien?
Jet: Viele der Songs haben eine dunkle, wütende Unterströmung. Wir sind nicht die ganze Zeit positiv. Aber wir versuchen zu sehen, dass es einen Weg durch die Dunkelheit gibt. Wenn man in die Negativität der modernen Welt eintaucht, ist es leicht, sich darin zu verlieren. Wir sind uns der Schwierigkeiten bewusst, die das Leben im Moment mit sich bringt, aber wir wollen einen Weg finden, wie wir sie gemeinsam bewältigen können.
AFL: Das soll keine Beleidigung sein, aber wenn ich eure Musik höre, habe ich immer das Gefühl, dass ihr eine Mischung aus MADNESS und MONTY PYTHON seid. (Ich mag beides) Kannst du dich damit identifizieren?
Jet: Wir alle lieben Madness und Monty Python. Ich habe noch nie gehört, dass uns jemand mit Monty Python vergleicht, aber es ist cool.“
AFL: Das mag eine egoistische Frage sein, aber ich werde bald in London sein. Was sind denn noch coole Punkrock-Locations, die ich mir anschauen kann?
Jet: All Ages Records und das Underworld in Camden Town sind großartige Orte, die man aufsuchen sollte. Im New Cross Inn in New Cross finden auch immer Punkshows statt. Aber in ganz London gibt es jeden Tag tolle Shows. Ich bin mir sicher, dass du ziemlich leicht etwas finden wirst.
AFL: Das Ethos dieses Albums besteht darin, offen zu reden, sich gegenseitig zu unterstützen und zusammenzukommen. Glaubt ihr immer noch an diese „Punk-Ethik“ oder habt ihr das Gefühl, dass sie sich verändert hat?
Jet: Wir glauben absolut an dieses Ethos. Beim Punk geht es um Solidarität, Einigkeit und gegenseitigen Respekt. Und das war es meiner Meinung nach schon immer.
AFL: „One In Ten“ ist ein ziemlich cooler Song mit sehr guten Lyrics. Ich fühle ihn wirklich, aber denkst du, dass es auch stressig sein kann, in unseren stressigen Tagen, die mit Arbeit und anderen Dingen vollgepackt sind, immer für Freunde da zu sein?
Jet: Es kann schwierig sein, von den Problemen anderer Leute zu hören, wenn man mit seinen eigenen zu kämpfen hat. Aber es ist wichtig, für seine Freunde da zu sein, und wenn jemand, den man liebt, leidet, muss man manchmal persönliche Dinge beiseite lassen und da sein, um ihn zu unterstützen.“
AFL: Wieder einmal erscheint das Album auf deinem eigenen Label. Wie ist es, die volle Kontrolle über deine Musik zu haben?
Jet: Es ist sehr befreiend, nicht zu jemandem von einem Label gehen zu müssen, der vielleicht nicht unbedingt deine Band oder deine Musik versteht, und ihn nach seiner Meinung zu fragen. Die einzigen Leute, denen wir gefallen müssen, sind wir selbst, und die einzige Meinung, an die wir denken müssen, sind die Leute, die die Platte hören.
AFL: Ihr werdet einige Shows spielen. Ist nach diesen Shows eine größere Tour geplant?
Jet: Wir haben Album-Release-Shows in Amsterdam, Münster, Düsseldorf, Berlin und London….. Es wurde noch nichts anderes angekündigt, aber wir sind eine tourende Band und wir lieben es, Shows zu spielen, also kann ich nur sagen: „watch this space“.
AFL: Vielen Dank für deine Zeit und dieses fantastische, positive Album. Ich denke, das ist wirklich nötig.
Jet: Danke, Kumpel. Ich weiß das sehr zu schätzen.
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