Es ist seit Jahrzehnten ein auf und ab um die Beziehung zwischen John Joseph und Harley Flangan. Von den ehemals besten Freunden, die gemeinsam auf den Straßen New Yorks um die Häuser zogen und gleichzeitig in einer der einflussreichste Hardcore-Bands überhaupt spielten, folge ein Streit dem nächsten, der seit einiger Zeit auf den absoluten Tiefpunkt ist. Die ganze Wahrheit im Fall Cro-Mags wird wohl nie endgültig ans Licht der Welt kommen und wird wohl irgendwo in der Mitte von den Aussagen von Harley (Bassist) und John (Sänger), die jeweils sogar ausgiebig in ihren Autobiografien darauf eingehen, liegen.

Das es wohl nie mehr zu einem gemeinsamen Auftritt beider kommen wird, verriet uns John Joseph (geboren als John Joseph McGowan) nun vor kurzem nach ihrer Show am 21. Juni 2018 im NCO Club in Karlsruhe. So werden wohl weiter zwei Cro-Mags Versionen existieren, so dass der Traum von vielen, noch einmal die legendäre Besetzung um Harley, John, Mackie und Paris wohl weiterhin ein solcher bleiben wird. Neuer „Höhepunkt“ im Präzedenzfall Cro-Mags ist, dass Harley erneut die Version um John und Mackie angeklagt hat. Mehr dazu unter anderem in unserem Interview.

John Joseph (Frontmann von Cro-Mags und Bloodclot) im Interview

Harley behauptet, dass er jeden einzelnen Song von Cro-Mags selbst geschrieben hat – das ist eine Lüge.

John Joseph mit Cro-Mags auf den The Sound Of Revolution (Photo by Michelle Olaya)
John „Bloodclot“ Joseph (Photo by Michelle Olaya)

AFL: Ich glaube, das hier ist eines meiner schwierigsten Interviews bisher. Über dein Leben gibt es viel zu lesen. Es gibt zahlreiche Interviews, in denen du offen und ehrlich über dein Leben sprichst. Dann gibt es noch Bücher, die du selbst geschrieben hast, TV-Shows und Filme. Darüber hinaus bist du in Wohltätigkeit- und Umweltschutzorganisationen aktiv, machst Iron Man Triathlons und hältst Vorträge.

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John Joseph: Klar, leg los.

AFL: Arbeitest du noch an einem Film und einer möglichen TV-Serie?

JJ: Ja, da sitze ich dauernd dran. Ich habe ein paar Pilot-Folgen geschrieben und bringe ein neues Buch raus. Wenn ich zuhause bin, schreibe ich jeden Tag daran.

AFL: Bist du immer noch in all deinen wohltätigen Programmen aktiv?

JJ: Ja, das bin ich. Ich hatte verschiedene am Laufen. Ich mache immer noch die Soup Kitchen in New York.

AFL: Machst du immer noch deine Walking Tour?

JJ: Jo, die mache ich noch, wenn ich in der Stadt bin. Wie du weißt, bin ich dieses Jahr nicht wirklich viel in der City.

Ich habe jedes Recht unter den Namen Cro-Mags zu spielen.

AFL: Unterstützt du noch Sea Sheperd und andere Umweltschutzorganisationen?

JJ: Naja, ich vertrete die immer noch…mir gefällt was sie machen. Ich glaube, wenn wir nicht aufwachen und merken was wir dem Planeten antun, wird es nur noch schlimmer.

AFL: Hast du irgendwelche neuen Projekte?

JJ: Ich bringe mein neues Buch raus und bin an einer Dokumentation beteiligt, zusammen mit dem Typen der den Film What The Health gemacht hat, die kommt demnächst raus. Ich bleibe einfach aktiv.

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AFL: Hast du nach deiner Autobiografie und / oder nach Interviews, in welchem du über deine kriminelle Vergangenheit gesprochen hast, Gegenwind oder Nachwirkungen in Form von Anklagen bekommen?

JJ: Naja, ich habe nicht zu detailliert über alles gesprochen, aber für mich war das damals ein anderes Leben. Solche Situationen, in denen ich als Kind, oder sogar als Erwachsener noch auf der Straße war, muss man erst einmal umgehen können.

Es gibt andere Wege den Planeten zu retten und das passiert nicht durch die Politik.

AFL: Hattest du als ehemaliger Abhängiger Rückfälle?

JJ: Nein, weißt du, darüber schreibe ich viel in dem neuen Buch. Was es einem abverlangt, clean und nüchtern zu bleiben. Es ist eine Menge Arbeit, aber die Alternative ist Wahnsinn, also musst du die Arbeit investieren.

AFL: Hast du Pläne mit Bloodclot oder Cro-Mags neue Musik zu veröffentlichen?

JJ: Ich hatte ja erst vor kurzer Zeit eine Scheibe mit Bloodclot herausgebracht. Und naja, jemand der da beteiligt war, hat groben Mist gebaut. Das hat mich echt gereizt und mit sowas will ich mich nicht rumärgern. Dasselbe hatte ich mit jemandem bei den Cro-Mags. Ich hab‘ nicht die Energie für sowas – sehen wir mal was passiert. Vielleicht bringe ich alle paar Jahre mal Musik in irgendeiner Form raus. Derzeit ist nichts geplant.

AFL: Mal abgesehen von deiner veganen Ernährung und deiner Fitness-Routine, hältst du deine Stimme auf eine andere Art und Weise fit?

JJ: Heute (während der Show im NCO-Club in Karlsruhe) hat der Sound-Techniker die Monitore nicht zum Laufen gebracht, also hab‘ ich quasi meine Stimme zerstört. Ja, ich mache Gesangsübungen um die Stimme fit zu halten. Das ist einfach ein weiterer Muskel, den man trainieren muss.

AFL: In einem Interview hast du gesagt, dass du versuchst dich aus Politik rauszuhalten, aber auch dass Trump gut für Hardcore und Punk ist. Kannst du das näher ausführen?

JJ: Ich meine, du weißt ja, dass jeder durchgedreht ist als Obama Präsident war. Die haben gedacht, dass er diese ganzen Hilfsprogramme macht, um Leuten zu helfen und sowas. Aber aus meiner Sicht löst Politik gar nichts, also mische ich mich auch nicht ein. Aber es gibt andere Wege den Planeten zu retten und das passiert nicht durch die Politik.

AFL: Würdest du dich selbst als Straight Edge bezeichnen?

JJ: Ich nehme keine Drogen, trinke nicht. Ich brauche kein Label aus den 80ern, um mich selbst zu definieren.

AFL: Versuchst du, Leuten die nicht vegan sind, selbst wenn sie clean und nüchtern sind, aus dem Weg zu gehen?

JJ: Manche meiner besten Freunde sind nicht vegan und das hat nichts damit zu tun, wie ich mein Leben lebe. Manche meiner besten Freunde essen auch Fleisch und sonstige Sachen…ich verurteile sie nicht dafür. Ich bewerte sie als Menschen und dafür, was für Menschen sie sind.

John Joseph - Bloodclot - Cro-Mags - New York Hardcore - Punk
John Joseph mit Cro-Mags auf den The Sound Of Revolution (Photo by Michelle Olaya)

AFL: Seit den Anfängen von Hardcore und Punk gab es zahlreiche Änderungen in der Gesellschaft. Ist die Musik und Szene aus deiner Sicht in der heutigen Gesellschaft akzeptiert?

JJ: Ja, sie ist viel mehr Mainstream, aber wenn die heutige Jugend nicht mehr die damaligen Werte mitträgt ist es fake. Ich meine, der Mist den sie heute Punk-Rock nennen ist nicht Punk, das ist wie Pseudo-Punk. Für mich war Punk eine Einstellung, nicht dass man versucht hat, sich auf eine bestimmte Art und Weise anzuziehen oder so zu klingen. Jeder könnte das machen.

AFL: In den 80ern hatten wir keine Smartphones, kein Internet und kein Social Media. Nach deiner Einschätzung, wie haben diese Dinge die Musik, die Szene und das Musik-Business beeinflusst?

JJ: Ich nutze es als Plattform für positives Gedankengut. Es gibt da viele Leute, die Gerüchte verbreiten und Mist reden. Dafür nutze ich das Ganze einfach nicht. Es verbreitet aber auch Informationen und wo Gigs stattfinden, solche Sachen.

Auf Age of Quarrel waren vielleicht drei Songs, die ich nicht geschrieben habe.

AFL: Über die letzten 35 Jahre gab es viele Höhen und Tiefen bei den Cro-Mags. Das klingt nach „The Quarrel Continues“.

JJ: Nein, nicht von meiner Seite aus. Die Probleme, die 1987 anfingen hingen damit zusammen, dass Harley der Band Tour-Geld gestohlen hat und das selbe nochmal 1991 hinter meinem Rücken gemacht hat. Ich habe dann 38 Shows gespielt, er ging mit 40.000, 50.000 Dollar heim und ich mit 700 Dollar oder so, weißt du? Seitdem ging das nonstop. Er hat mich verraten als ich mich bei der Navy unerlaubt von der Truppe entfernt habe. Dann hat Harley Scott Ebanks ins Gefängnis gebracht – viele Leute wissen das gar nicht. Man muss sich bei diesem ganzen Scheiß einfach nur anschauen, von welcher Person das alles kommt. Wenn man die Wahrheit herausfinden will sollte man einfach nur schauen, wer Mist redet und welche Menschen das nicht tun. Er hat auf der Seite der New York Hardcore Chronicles gesagt, dass er jeden einzelnen Text bei den Cro-Mags komplett selbst, oder zumindest teilweise mitgeschrieben hat. Das ist eine komplette Lüge. Es ist eine 100-prozentige Lüge. Er hat sogar Paris abgezogen, als er mit ihm gespielt hat. Deswegen spielt Paris nicht mehr mit ihm. Dann macht er weiter und behauptet, er hat die Rechte am Namen und will eine Klage einreichen. Ich lasse bei der Sache alles meinen Anwälten machen. Ich rede nicht über den Fall. Zuerst hat er behauptet, dass wir ihn verklagen würden – noch eine Lüge. Er hat uns verklagt, also haben wir denselben Namen, den wir hatten, seit er uns 1991-1992 abgezogen und verlassen hat, behalten. Seitdem haben wir einfach weitergemacht und -gespielt. Warten wir ab, was passiert.

AFL: Hat Harley euch erneut verklagt?

JJ: Ja, er hat eine Klage gestartet, aber wir haben noch keine Papiere vorgelegt bekommen. Er behauptet, dass wir dies und das machen. Warts ab, wenn der ganze Mist rauskommt, wirst du sehen was wahr ist und was nicht. Von unserer Seite aus, gibt es keine Probleme. Mackie und ich haben die Songs geschrieben. Ich könnte jeden Song, den ich geschrieben habe durchgehen. Auf Age of Quarrel waren vielleicht drei Songs, die ich nicht geschrieben habe. Zum Beispiel der Refrain auf Hard Times, oder eine Strophe hier und da bei Survival in the Streets. Aber die Songs We Gotta Know, Show You No Mercy, Malfunction und Seekers of the Truth, die habe ich alle geschrieben, auch It’s the Limit. Es werden einfach Lügen verbreitet, genau wie in seinem Buch. Von meiner Seite aus, gibt es keinen Streit, es interessiert mich einen Scheiß, das hier ist nicht das Hauptding in meinem Leben. Ich habe jedes Recht unter den Namen Cro-Mags zu spielen. Wenn er als die Cro-Mags spielen will, soll er das machen.

AFL: Könntest du dir vorstellen je noch einmal mit Harley Flanagan zusammen unter den Namen Cro-Mags aufzutreten?

JJ: Das habe ich gemacht. Ich habe mit ihm 1990 und 2000 gespielt. Ich habe dem Typen verziehen, dass er mich verarscht hat. Ich habe ihm verziehen, dass er die Band vier oder fünf Mal bestohlen hat. Alles war cool – der Streit war vorbei. Dann hat er wieder hinter meinem Rücken Mist erzählt und Probleme verursacht. Danach dachte ich mir nur „Nie wieder, das brauche ich nicht“.

AFL: Danke für das Interview, irgendwelche letzten Worte?

JJ: Checkt das neue Buch aus, es kommt über PMA diesen Sommer raus. Später touren wir dann in den Staaten.

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