Das Nord.End-Debütalbum #Gegenwind ist ziemlich gelungen (Review hier). Daher habe ich der Band etwas auf den Zahn gefühlt. Dass das Interview etwas später erschienen ist, ist wohl meinem Spam-Filter geschuldet.
„Da unsere Zielgruppe zu 95% das Deutsche als Muttersprache hat, war es für uns naheliegend die Herausforderung, sinnhafte deutsche Texte zu schreiben, anzunehmen.“
AFL: So, wie üblich… Stellt euch erst einmal vor… Wie war der Weg bis hierher… Wo kommt ihr musikalisch her?
Ahoi erstmal und danke für euer Interesse an NordEnd. Die Band ist Mitte/Ende 2018 aus mehreren anderen Bands hervor gegangen, in denen wir vorher gespielt haben. Teile der Band machen schon recht lange Musik. Unter anderem in Bands wie 47 Million Dollars, Stay Strong, Today We Rise und Veilside um mal einige Stationen zu nennen. Da wir jede Menge Ideen hatten, wie wir den „Band“-Gedanken interpretieren und weiter zusammen Musik machen wollten, lag es damals nahe sich in dieser Konstellation zusammen weiter zu bewegen.
AFL: Der Name NordEnd bezieht sich auf das Frankfurter Nordend, oder? Eure Hood?
Die Band wurde im Frankfurter Nordend gegründet, die Songs und Texte dort komponiert und verfasst – ich selbst (Joe/Gitarre) lebe seit Jahren dort, daher war der Name schnell gefunden.
AFL: Eure neueste Veröffentlichung Gegenwind hab ich zusammen mit der EP A-Seite (als B-Seite) bekommen. Ist das jetzt eine EP oder euer Debütalbum?
Wir hatten zunächst den Plan eine zweite EP als „B-Seite“ zu veröffentlichen – dann kam der Deal mit Dedication Records zustande, welche ein ganzes Album, also beide EPs zusammen, einem größeren Publikum vorstellen wollten – gute Idee…da waren (und sind) wir natürlich dabei.
AFL: Sehr ausdrucksstark finde ich das Schallplattencover. Wie wurde es erstellt? Wer ist der Künstler?
Wir versuchen so viel wie möglich selbst zu machen – so auch das Cover, das in wochenlanger Arbeit über mehrere Versionen von allen in der Band gemeinschaftlich erstellt wurde. In der heutigen Musiklandschaft reicht es einfach nicht mehr „nur“ gute Musik zu machen. Wer sich mit seinem Publikum wirklich auseinander setzt und eine echte Verbindung aufbauen will, der sollte auch medial mehrere Kompetenzen abdecken – Videos, Shirt Designs, oder unser Podcast – DIY von Anfang bis Ende 😊
Generell versuchen wir in den Texten der Songs nicht zu sehr auf eine bestimmte Zeit fixiert zu werden.
AFL: Die Version von Hurra, hurra, die Schule brennt ist euch als Hurra, hurra die Erde brennt sehr gut gelungen. Wie kamt ihr auf die Idee?
Es gehörte von Anfang an zum Konzept einen „Klassiker“ in ein neues Gewand zu tauchen, sowohl textlich als auch musikalisch. Da wir mit dem Original von Extrabreit aufgewachsen sind, war die Entscheidung schnell getroffen uns hieran zu versuchen. Unsere Version soll sowas wie ein „Update“ des Songs sein – wo beim Original ja „nur“ die Schule als Ort der individuellen Sozialisation gebrannt hat, brennt heute ja wirklich die ganze Welt. Schön, dass dir der Song gefällt.
AFL: So ein bisschen erinnert das an Fridays for Future. War das auch in eurem Sinne, da den Schulterschluss zu suchen.
Das hatten wir beim Texten nicht als hauptsächliche Inspiration auf dem Schirm – passt aber natürlich auch ganz gut. Generell versuchen wir in den Texten der Songs – bei allem aktuellem Bezug – nicht zu sehr auf eine bestimmte Zeit fixiert zu werden. Ein Text wie Hurra, Hurra die Erde brennt ist sicherlich auch in fünf Jahren mindestens genauso aktuell. Den „Fridays for future“-Bezug finden wir natürlich dennoch bemerkenswert positiv. Wenn unser Song jemanden dazu inspiriert sich mit den Themen dieser Bewegung auseinanderzusetzen – all power to them….
AFL: Ich muss zugeben, mir gefallen die neueren Tracks auf der EP besser als die auf der B-Seite. Habt ihr auch das Gefühl mit der Zeit gewachsen zu sein?
Klar klingen auch für uns die „neuen“ Songs frischer und einfach vielleicht auch ein Stück als Band „erwachsender“. Wir sind einfach mit der Zeit besser darin geworden miteinander das zu kreieren, was wir unter NordEnd unserem Publikum übermitteln wollen – Wäre ja schlimm wenn sich da in zwei Jahren nix getan hätte…. Dennoch passen auch die „älteren“ Songs nach wie vor in unser Repertoire. Wer sie noch nicht kennt hat daher jetzt auf dem Album die Chance auch diese vielleicht etwas rauere Seite von NordEnd für sich zu entdecken.
AFL: Was sind eure musikalischen Vorbilder? Ich höre so ein bisschen Baffdecks raus…
Das ist SEHR weit gestreut – bei uns ist von klassischen Hardcore bis zu modernem Metalcore alles dabei. Wenn ich eine Band besonders herausheben kann, sind das vielleicht musikalisch sicherlich Refused. Ansonsten orientieren wir uns vom Spirit her an vielen Bands aus der DIY-HC-Szene.
AFL: War es von Anfang an klar, dass ihr deutsche Texte machen wollt? Und warum?
Ja, das war von vornherein unsere Idee für NordEnd und ist dem Umstand geschuldet, dass wir viel Wert darauf legen, dass unsere Botschaft auch verstanden wird. Da unsere Zielgruppe zu 95% das Deutsche als Muttersprache hat, war es für uns naheliegend die Herausforderung, sinnhafte deutsche Texte zu schreiben, anzunehmen. Das schließt zwar nicht grundsätzlich auch Texte in anderen Sprachen aus – das ist aber aktuell nicht unser Fokus.
AFL: Wie geht es euch in der Corona-Krise? Was vermisst ihr am meisten?
Shows natürlich – das kann ja auch aktuell gerade nicht anders sein. Live entfalten unsere Songs ihre ganz eigene Dynamik. Wenn dir das genommen wird, dass kannst du durch nichts ersetzen.
AFL: Ihr betreibt auch einen eigenen Podcast, den Nordcast. Erzählt mal darüber etwas.
Über die Jahre haben wir viele interessante Personen kennen gelernt, welche mit uns auf der Bühne standen oder uns sonst in irgendeiner Form unterstützt haben. Diesem Kreis an Menschen wollen wir nun eine Plattform bieten sich bei unserem Publikum vorzustellen und ggf. so etwas Aufmerksamkeit zu erlangen für ihre Story oder ggf. auch ein Produkt, was sie gerade während der Corona-Zeit promoten möchten. Darüber hinaus bietet sich natürlich auch für NordEnd die Chance bei Fans und Bekannten unserer Gäste unsere Band vorzustellen und so an neue Hörer zu kommen. WINWIN also für alle Beteiligten. Wir haben bereits zwei Folgen im Kasten (Joost/All For Nothing) und Robbie (Ex-The Exploited) sind hier zu hören – reinziehen kann man sich das ganze unter dem Titel „NordCast“ auf allen Streaming Plattformen (Spotify, Apple Music etc).
AFL: Kommen wir nun zum allseits beliebten Entscheidungsspiel. Ihr entscheidet euch für eine Sache und begründet dies:
- Rödelheim Hartreim Projekt oder Azad – Hm…. Wenn dann eher RHP, aber eher weil Moses P ein Mensch ist der zu seiner Meinung steht, auch wenn ihm das Ärger einbringt. Die Kopfnuss an Stefan Raab bleibt unvergessen. Zu Azad und diesem ganzen „Gangster Rap“ Ding – das ist eher so nicht unsere Sache.
- Eintracht oder FSV – Eine Stadt, ein Verein EINTRACHT FRANKFURT.
- Main oder Oder – Chillen am Main ist der Oder in jedem Fall vorzuziehen – Oder?
- Bier oder Wein – Bei mir weder noch – eher Whiskey, der Rest der Bande eher Bier (plus einmal Wasser weil Straight Edge)
- Grie Soß oder Frankfurter Würstchen – Beyond Burger?
- Onkelz oder Tankard – Tankard – zu den anderen sag ich jetzt mal nix….
AFL: Genau, Frankfurter Bands, also, welche Bands könnt ihr uns noch ans Herz legen? Gibt es eine große Szene?
Checkt auf jeden Fall unsere Freunde von Canine aus – die machen ihr komplett eigenes Ding. Frankfurt ist (leider) immer noch eher Techno/House/Elektro Affin – eine Szene für HC ist aber gerade wieder am entstehen – es gibt viele kreative Köpfe dahinter. Mal sehen, wann die Pandemie es wieder zulässt….
AFL: Und jetzt noch eure (Kurz-)Assoziationen zu:
- AWAY FROM LIFE – Cooles Online Fanzine
- Covid-19 – Hat die Welt kurz angehalten…. Hoffentlich mit positiven Konsequenzen für den Planeten
- Trump – Sollte vom weißen Haus direkt ins Zuchthaus versetzt werden – wird aber wohl leider nicht passieren
- Dedication Records – Label, Heimathafen, Coole Dudes
AFL: Und jetzt bitte noch eure nächsten Pläne!
Aktuell planen wir außer dem Podcast noch nicht sonderlich viele „Live“-Aktivitäten für 2020 ein. Hier muss sich erst beweisen, inwiefern man eine HC Club Show für alle Beteiligten wirklich sicher gestalten kann. Solange auch nur 1% Restrisiko besteht das sich bei einer unserer Shows jemand infiziert lassen wir das lieber….. Danach aber wieder mit VOLLGAS ab auf alle Bühnen die uns zur Verfügung stehen.
AFL: So, nun habt ihr noch mal Platz für das, was ihr unseren Lesern gerne noch mitgeben würdet.
Checkt unser Album aus, würde uns freuen das ein oder andere neue Gesicht (hoffentlich sehr bald) auf Konzerten zu sehen. Darüber hinaus wichtig: Supportet eure Szene und diejenigen Bands, Veranstalter, Booker, Fanzine Betreiber etc. welche sich in der aktuellen Lage auch nahezu ohne Support vom Staat den Arsch aufreißen um euch euren Lebensstil weiterhin wie gewohnt zu ermöglichen – ohne (Sub-)Kultur keine Vielfalt.