Rock am Kuhteich 2020
Rock am Kuhteich 2020

Jahr für Jahr trotzen die Macher*innen des Rock am Kuhteich Regen und manchmal auch Temperaturen um den Gefrierpunkt, um uns einen guten Start in die Festivalsaison zu garantieren. Und wer schon einmal beim Rock am Kuhteich etwas Zeit verbracht hat, der- oder diejenige weiß, dass in diesem Festival eine Menge Herzblut steckt, wie wir nun wieder in unserem Interview mit Organisator Lutz feststellen durften.
Wir sprachen mit ihm über die letzten Jahre und die diesjährige Ausgabe, die vom 07. bis zum 09. Mai im Kulturpark zu Deutzen stattfindet.

„So bin ich absolut zufrieden und muss nicht zu den Headlinern der großen Festivals schielen.“

„AFL: Erst einmal „Hut ab“ für euer diesjähriges Line-Up. Da habt ihr echt wieder was Großartiges zusammenbekommen.
Und was ich bei euren Line-Up´s immer am meisten abfeiere ist, dass ich durch dieses wunderbare neue Perlen, wie auch im Fall von Vicki Vomit vergessene Perlen, (wieder)entdecken kann.
Wie kann ich mir eure Künstlersuche vorstellen?

Lutz: Danke für die Blumen. Eigentlich ist die Künstlersuche eine Mischung aus Live anschauen, in Erinnerungen schwelgen, schauen wer von den alten Helden noch musikalische Relevanz hat und wer nicht permanent im Club um die Ecke spielt.
Das wird dann so zusammen gepuzzelt, dass ein abwechslungsreiches Programm zustande kommt.
Vicki Vomit ist so einer, der in den 90ern Headliner auf vielen Festivals war und jetzt leider nur noch Solo unterwegs ist.
Aktuell ist er mit einem Programm aus Musik und Comedy auf Abschiedstour und um genau dem gerecht zu werden, wird er bei uns zweimal auftreten. Wie das genau ausschaut bleibt aber natürlich noch geheim.
Nr.2 in der Überraschungskiste ist Reverend Beat-Man, ein Musiker-Künstler-Freak-Prediger vor dem Herrn mit einer Bühnenpräsenz die seines gleichen sucht.
Am Ende könnte ich dir zu jeder Band eine kleine Geschichte erzählen, die zur Buchung geführt hat. Das würde aber vielleicht zuviel verraten.

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AFL: Wie du gerade ja gesagt hast, findest du einen Teil der bei euch aufspielenden Künstler*innen über Live-Shows, die du besuchst. Was war dein Live-Highlight im letzen Jahr?

Lutz: Kurz abgerissen: Pascow in Jena (dort habe ich zum Beispiel Akne Kid Joe als Vorband gesehen und gebucht) – Ebri Knight bei Rock am Kuhteich – Fuckin Faces bei Rock am Kuhteich – Ignite bei Punkrockholiday – Pennywise bei Punkrockholiday – Masked Intruder bei Punkrockholiday – Smashing Pumpkins in der Zitadelle Berlin – Muff Potter im Conne Island und immer wieder Dritte Wahl und OXO86.

AFL. Ich weiß aus einem älteren Interview, dass es dein Traum wäre einmal Pascow bei euch auf der Bühne zu haben. Verfolgst du den Traum noch oder hast du ihn bereits aufgegeben?

Lutz: Im Hinterkopf ist das immer, aber aktuell schaut es so aus, dass wir uns mit dem Management nicht einig werden. So sehr wie ich die Band liebe, darf natürlich der Rest des Programms nicht darunter leiden. Ich werde es immer mal wieder probieren und schauen das ich vielleicht mal den richtigen Moment erwische.

AFL: Gibt es noch andere Bands, die in den letzten Jahren in deiner „Sollen-mal-auf-der-RaK-Bühne-stehen-Liste“ nach oben gerutscht sind?

Lutz: Muff Potter oder auch Baboon Show wären cool und viele andere, bei denen ich allerdings schon vorher weiß, dass das nur mit einer Preiserhöhung gehen würde. Letztendlich ist das aber alles nicht so wichtig, da ich jetzt schon die Bilder im Kopf habe, wie OXO86 bei uns die Hütte abreißen, wie ich mich auf die Reaktionen bei Reverend Beat-Man freue und sehe wie die Leute zu Liedfett tanzen.
So bin ich absolut zufrieden und muss nicht zu den Headlinern der großen Festivals schielen.

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AFL: Was waren deine persönlichen Höhepunkte in den letzten zehn Jahren RaK?

Lutz: Höhepunkte gab es viele auf, vor und hinter der Bühne.
Dritte Wahl als erster Headliner 2010 zum Beispiel und dann die Tatsache sie zum zehnjährigen Jubiläum 2019 wieder bei uns zu haben, das war schon sehr emotional. Feine Sahne Fischfilet und das erste mal Die Skeptiker im Jahr 2013 wären da ebenso zu nennen wie das vorletzte Konzert von Fuckin Faces 2019. Und nicht zu vergessen die Leipziger Szenerunde im letzten Jahr.
Ich könnte endlos so weitermachen, aber das entscheidende sind die vielen Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind. Die Solidarität im Jahr 2014, wo wir vom Wetter arg gebeutelt wurden und Miese eingefahren haben, so dass sich Leute echt die RaK-Tickets auf Lebenszeit gekauft haben, um uns zu unterstützen.

AFL: Elf Jahre ist echt schon eine Hausnummer. Kannst du dir ein Leben ohne Rock am Kuhteich überhaupt noch vorstellen?

Lutz: Aktuell kann ich es mir nicht vorstellen. Ich habe natürlich auch mal Momente, wo private Probleme und Arbeit es schwer machen sich 100%ig auf RaK zu konzentrieren, aber wenn am ersten VVK-Tag schon 200 Tickets abgehen, ist es auch eine schöne Bestätigung für das was wir hier tun.

AFL: Wo du es schon ansprichst, wie läuft der VVK? Muss man Angst haben keine Tickets mehr zu bekommen, wenn man zu lange wartet?

Lutz: Ja, wer Campen möchte muss jetzt schon Angst haben. Die Wochenendtickets sind mittlerweile ausverkauft, aber Tageskarten gibt es ab 01.02. jeweils 150 pro Tag.
Letztes Jahr waren alle drei Tage ausverkauft. Bin gespannt ob das 2020 auch wieder klappt. (750 Gäste pro Tag bleibt auch weiter unsere Richtlinie).

AFL: Wird es nicht von Jahr zu Jahr auch schwieriger Line-Up´s bzw. Bands nicht wiederholen zu lassen? Übrigens ein großer Kritikpunkt für mich bei großen Festivals, denn gefühlt wiederholt es sich da mittlerweile immer nur laufend.

Lutz: Oh nein, dieses Problem habe ich gar nicht. Ich habe so viele Bands im Kopf, die für uns passen könnten, dass ich mich oft schweren Herzens zwischen zwei bis drei ähnlichen Bands entscheiden muss. Dieses Jahr sind zwei Wiederholungstäter von 23 Bands – das passt schon. Aber natürlich sind die großen Festival eher gezwungen bekannte Bands zu buchen, wo wir in unserem kleinen Rahmen eher die Besucher überraschen wollen und nicht die sichere Bank fahren.

Unser Ziel ist es schon, das musikinteressierte Publikum anzusprechen, die sich auch mal 14.00 Uhr vor die Bühne locken lassen. Es wird aber auch sicher mal ein Jahr mit ganz vielen Wiederholungstätern geben, aber da reden wir von Bands die das zweite oder dritte mal in 12 Jahren bei uns sind.

AFL: Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung, wenn man ein Festival organisiert?

Lutz: Das wichtigste ist seine Freunde, Helfer und Unterstützer ins Boot zu holen und dazubehalten. Da wir ein 100%iges DIY Festival sind, geht das nur über Motivation und das sie sich auch alle wohlfühlen. Ohne das Team hinter dem relativ kleinen Verein hätten wir keine Chance. Dann natürlich auch Behörden, Finanzen, anständige Planung und Leute die Verantwortung übernehmen. Als One-Man-Show funktioniert das alles nicht.

AFL: Wie sieht dein Festivaltag auf dem RaK so aus?

Lutz: Oh, natürlich beginnt es mit Frühstück mit dem Helfer-Team inkl. Motivationsrede und Problemaustausch. Gerade letztes Jahr bei 2 Grad und Schneeregen bist du schon froh, wenn nicht alle nach Hause an den Ofen gehen.
Dann der obligatorische Rundgang, um zu schauen ob es irgendwo ungelöste Probleme gibt, Rettungswege frei sind und ob es irgendwelche Beschwerden gibt .Meist taucht dann noch das Ordnungsamt zur Stippvisite auf, was natürlich auch seine Zeit kostet. Wenn dann das Programm läuft parke ich mich meist irgendwo bei der Bühne ab, um das Programm zu verfolgen und für unsere Helfer auffindbar zu sein.
Natürlich habe ich auch immer die Zeit im Auge, dass wir die Vorgaben vom Ordnungsamt erfüllen (wollen und müssen). Am Ende sitzt man noch mit ein paar Bands im Backstage bis gegen 4 die Schlußrunde ansteht, um zu schauen ob alle zur Ruhe gefunden haben und keiner irgendwo im freien schläft.
Das schlimmste ist der Sonntagmorgen, müde und abgekämpft geht es dann zum aufräumen (manchmal mit Kopfschmerz).
Zum Glück machen unsere Gäste auch gut mit, so dass der Campingplatz schon relativ clean ist und wir uns den vielen anderen Aufgaben widmen können.

AFL: Bestehen die Helfer*innen beim Rock am Kuhteich immer noch aus dem alten Stamm oder haben sich nun auch noch mehr aus Deutzen und Umgebung dazu gesellt?

Lutz: Man könnte sagen der alte Stamm plus ganz viel neue Helfer. Die Veränderung vom ein Tages- zum drei Tagesfestival bedarf natürlich mehr Personal an allen Fronten. So ist das Team von ca.30 auf 100 Leute gewachsen.
Der Stamm aus Borna hat sich zu 80% gehalten, manche sind vom Helfer zum Gast geworden und manche vom Gast zum Helfer. Das funktioniert ganz gut. Aus Deutzen selber eher weniger aber ein paar Leute kommen auch aus den Nachbardörfern.

AFL: Was ist eigentlich aus dem alten Austragungsort geworden? Steht das alte Schwimmbad noch?

Lutz: Nein „unsere Ruine“ wurde abgerissen, da gibt es kein zurück mehr und mittlerweile ist das jetzt ein Naturschutzgebiet.

AFL: Na das ist ja auch was. Hauptsache die haben da keine versnoppte Yuppie-Siedlung hingeknallt. In diesem Sinne…lasst es beim diesjährigen Rock am Kuhteich auch wieder ordentlich knallen.


Donnerstag, den 7. Mai 2020

Der Butterwegge & Band
Liedfett
The Russian Doctors
Vicki Vomit

Freitag, den 8. Mai 2020

Akne Kid Joe
Andi Valandi & Band
Faintest Idea
Fucking Angry
Heroine Whores
Jagdschein
LAK
Reverend Beat-Man
Sir Reg
Vicki Vomit

Samstag, den 9. Mai 2020

Antimanifest
Detlef
Dividing Lines
Ducking Punches
EAST
Kotzreiz
Lulu und die Einhornfarm
Oxo86
The Melmacs
Wonach wir suchen


Wie wir ja gerade erfahren haben, gibt es nun keine Wochenendtickets mehr. Wer aber trotzdem hin möchte, kann sich über punk.de noch mit Tageskarten eindecken.

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– Playlist: Happy Release Day

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