Jeff Rosenstock hat nicht nur als einer der interessantesten Songschreiber unserer Zeit mit „WORRY.“ (via SideOneDummy Records) ein neues Album in der Hinterhand, nein! Der Mann ist generell aus der Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Unzählige Songs und Alben stammen aus seiner Feder. Er hat in etlichen Bands gespielt. Und er hat unter anderem Bomb The Music Industry gegründet – ein Kollektiv, das wie kein anderes den DIY-Gedanken gelebt hat.

Mit uns hat er für die „HC-History“ über seine musikalischen Anfänge und die Unterschiede zwischen früher und heute im Hardcore gesprochen!

Biohazard

1Was war dein erstes (Hardcore-)Album? Erzähl uns davon!

Ich glaube, das erste Hardcore-Album, das ich jemals gekauft habe, war die self-titled von Biohazard. Durch einen Babysitter und die Freunde meines älteren Bruders habe ich als Kind auch viel Metal gehört. Einige meiner Lieblingsbands in der Grundschule waren also Anthrax, Sepultura und Pantera. Ich weiß noch, dass ich das Biohazard-Logo einfach überall gesehen habe und wahrscheinlich habe ich mir auch ein Video von „Urban Discipline“ auf Headbanger’s Ball bei MTV angeschaut. Aus irgendeinem Grund habe ich mir dann das erste Album in einem Record Store gekauft. Obwohl ich es richtig gemocht habe, kann ich mich aber heute nicht mehr an viele Songs erinnern.

Sick Of It All

2Wie bist du mit Hardcore-Musik in Berührung gekommen?

Biohazard haben auf Long Island an einem Ort namens PWAC gespielt. Ich habe meine Eltern gefragt, ob ich hingehen dürfte und sie haben es mir verboten. Dann habe ich gesehen, dass ein paar Wochen später eine der Opening-Bands, Tension, zusammen mit einigen lokalen Bands am PWAC spielen würden und habe meine Eltern gefragt, ob ich mit meinen Freunden da hingehen dürfte. Da haben sie dann Ja gesagt. Dadurch habe ich V.O.D. kennengelernt, die quasi Helden auf Long Island waren.

Meine Mutter war super cool mit dem Kram. Wahrscheinlich hat es aber geholfen, dass ich mit 14 Straight Edge wurde und sie dann wusste, ich würde keinen Alkohol trinken und keine Drogen nehmen. Dass ich einfach nur Musik hören und mir Bands anschauen würde. Sie wusste nicht, dass ich als Kind im Pit war und die Moves ausprobiert habe, die ich in einem Sick Of It All-Video gesehen habe. Dass ich mit erwachsenen Männern in Dog Piles oder Stagediven war. Ich glaube, ich habe die Kratzer und Prellungen ganz gut versteckt.

YouTube

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Minor Threat

3Vergangenheit und Gegenwart. Was glaubst du, in welcher Weise hat sich der Hardcore und die Szene in den letzten Jahren (seitdem du Teil von ihr bist) verändert?

Seitdem ich realisiert habe, dass die Hardcore-Szene auch viele Gangs und Gewalt beinhaltet, habe ich mich von ihr immer weiter entfernt und bin auch nicht mehr zu Shows gegangen. Ich habe angefangen, mehr 80er Thrash zu hören – Minor Threat und 7 Seconds sind zwei der wichtigsten Bands in meinem Leben, weil sie über Entfremdung und das Positive gesprochen haben. Bei den lokalen Hardcore-Shows hatte ich es nur irgendwann satt, dass jeder sie nur als Entschuldigung dafür genommen hat, sich mit anderen zu prügeln – vor allem mit mir, einem Kind. Ich glaube, das war 1995, 1996.

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Über die momentane Situation weiß ich nicht viel, wenn ich ehrlich bin. Aber G.L.O.S.S. und Cerce haben definitiv die Trends aufgerüttelt.

Jeff Rosenstock

4Inwieweit ist Hardcore heute (nach der Zeit von Bomb The Music Industry) noch Teil deines Lebens?

Ich höre immer noch Hardcore, ich spiele ihn immer noch gerne und immer, wenn ich eine Band höre oder sehe, die schnell, thrashig und schmutzig spielt, horche ich auf. Ich liebe die Schnelligkeit, die Rücksichtslosigkeit, die Energie. Aber immer, wenn ich so ein toughes Alpha-Männchen sehe, verliere ich das Interesse.

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Aber dadurch, dass ich durch Hardcore die lokale Szene entdeckt, Shows organisiert und die DIY-Kultur kennengelernt habe – all diese Dinge haben mich bis ins Mark berührt und wird immer Teil von mir sein. Je mehr ich als Schreiber wachse, desto weniger will ich die Dinge vergessen, die ich geliebt habe und die mich dazu gebracht haben, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen.

G.L.O.S.S.

5Welche Bands und Songs dürfen in deiner Hardcore-Playlist nicht fehlen?

  1. G.L.O.S.S. – G.L.O.S.S.
  2. 7 Seconds – Not Just Boys Fun
  3. Vision Of Disorder – Choke
  4. Cerce – Weary
  5. Born Against – Jock Gestapo
  6. Kill Your Idols – Send In The Clowns
  7. Bad Brains – Black Dots
  8. Gorilla Biscuits – Bog Mouth
  9. Black Flag – Nervous Breakdown

Jeff Rosenstock Video: “Wave Goodnight To Me”

Vimeo

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AWAY FROM LIFE
2015 als Solo-Projekt gestartet, ist AWAY FROM LIFE heute ein Team aus knapp 20 Freunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch durch mindestens diese eine Sache vereint sind: Der Leidenschaft für Hardcore-Punk. Diese Subkultur ist für uns kein Trend, sondern eine tiefverwurzelte Lebenseinstellung, etwas, das uns seit Jahren immer und überall begleitet. Hardcore-Punk bedeutet für uns, sich selbst zu entfalten. Dabei ist D.I.Y. für uns nicht nur eine Phrase: Wir probieren Sachen aus, lernen neues dazu und entwickeln uns weiter. Von der Szene für die Szene. Gerade deshalb hat es für uns oberste Prämisse, Personen aus dieser Subkultur zu supporten, die denken wie wir. Sei es Veranstalter, Labels oder Bands, unabhängig ihres Bekanntheitsgrad. Egal ob Hardcore-Kid, Punk, Skinhead oder sonst wer. Wir sind Individuen, einer großen Unity, die völlig zeitlos und ortsunabhängig existiert. AWAY FROM LIFE ist für uns ein Instrument diese Werte zu manifestieren und unser Verständnis für Hardcore-Punk auszuleben. Angefangen als reines Magazin, haben wir über die Jahre unser eigenes Festival, das Stäbruch, etabliert oder jüngst mit Streets auch eine Szeneplattform ins Leben gerufen, die für uns alle genutzt werden kann – genutzt für eine Sache, die uns verdammt wichtig ist: Hardcore-Punk!

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