Dass die aktuelle Generation um Hardcore-Bands wie Turnstile oder Knocked Loose richtig was drauf hat, muss ich wohl niemandem erzählen. Letztere feier ich aktuell ganz besonders, da sie, meiner Meinung nach, einen extrem frischen Sound mit einer wahnsinnigen Wucht vereinen, der eine ganz neue Generation an Hardcore-Kids heran züchtet. Sie jetzt endlich mal live zu sehen, war also schon vor der Show etwas ganz besonderes für mich. Dass das Konzert im Berliner Huxleys aber so durchgeknallt werden würde, hat mich dann aber doch ein wenig überrascht.
Bevor Knocked Loose eine der heftigsten Shows abgeliefert haben, die die Hauptstadt in diesem Jahr wohl sehen wird, kamen aber erstmal Headbussa auf die Bühne. Die Band ist relativ jung, hat seit 2021 zwei EP’s veröffentlicht und spielt korrekten Hardcore, wie man ihn sich vorstellt. Das komplette Set wurde stabil durchgeknüppelt und ich glaube, dass wirklich jeder Gast den Parisern etwas abgewinnen konnte. Definitiv eine Band, die man im Auge behalten sollte!
Mit Deafheaven war danach eine Band an der Reihe, bei deren Hype ich natürlich mal wieder viel zu spät dran bin. Im Vorhinein habe ich mich einmal grob eingehört und war zunächst skeptisch. Auf den ersten Blick wirkten mir die Songs persönlich etwas zu kompliziert und ich habe mich gefragt, ob diese Musik gut in einen Abend voller Haudrauf-Mukke passen würde.
Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt: das Huxleys war aus dem Nichts brechend voll und Deafheaven haben eine Show aus gerade einmal fünf Liedern abgeliefert, die mich voll in ihren Bann gezogen hat. Es war fast schon hypnotisierend, dieser Band zuzuschauen und vor allem der Sänger hat eine der charismatischsten Shows abgezogen, die ich seit langem gesehen habe. Der Mix aus Hardcore, Blackmetal und fast schon poppigen Zwischeneinlagen hat tadellos funktioniert und ich stand das ganze Set wie gefesselt vor der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich tatsächlich, dass es für Knocked Loose kaum möglich sein wird, diese einzigartige Show noch zu toppen. Doch ich wurde eines Besseren belehrt – schon wieder.
Was bei Knocked Loose nämlich los war, sucht absolut seinesgleichen. Noch bevor der erste Ton gespielt wurde, das Saallicht allerdings schon aus war, wurde ein riesiger Moshpit eröffnet, der dann, beim Erscheinen der Band, komplett eskalierte. Es ging direkt mit Deep in the Willow und Where Light Divides the Holler los und es fühlte sich so an, als ob sich jede einzelne Person im Publikum mitten im Moshpit befinden würde. Die Energie der Band war dabei absolut unfassbar und man hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass hier auch nur ein Millimeter auf die Bremse getreten wird.
Die erste Hälfte bestand aus Hits wie Deadringer, Belleville oder Denied by Fate. Die zweite startete dann mit dem sensationellen neuen Song Blinding Faith, der mich schon beim ersten Hören total weggepustet hat. Was die Show aber wirklich ausgezeichnet hat, war das besondere Auftreten der Band: hier wird nämlich ganz klar die Musik und die Power in den Vordergrund gestellt. Keine langen Ansagen, keine Inszenierung einzelner Mitglieder und noch nicht mal großes Bühnenlicht, durch das man die Musiker gut erkennt. Knocked Loose lassen einfach ihren unfassbar harten, aber extrem durchdachten Sound für sich sprechen und sorgen so dafür, dass gefühlt wirklich jeder einzelne Gast wie blöde durch den Moshpit springt. Selten, wirklich ganz selten, habe ich so eine Energie auf und vor der Bühne erlebt.
Der Rest des 15 Stücke langen Sets wurde dann mit Billy No Mates, Counting Worms und Everything is Quiet Now abschlossen, bei denen es nochmal richtig abging. Auch hier: kein Gelaber, noch nicht mal eine Zugabe, einfach nur Hardcore-Geballer und ein eskalierendes Publikum – ich find’s geil! Am Ende ging ein komplett fertiges Huxleys-Publikum aus der Halle, wobei sich vermutlich viele gefragt haben, was für eine krasse Show sie gerade gesehen haben. Knocked Loose ist auf jeden Fall eine Band, die man gesehen haben muss – egal ob man auf Hardcore steht oder nicht!