Kommando Kant weilen schon seit 2012 und haben nunmehr ihr drittes Album Eklat veröffentlicht. Die nordfriesische Band brüstet sich damit „Großstadtgeschichten aus Kleinstädtersicht“ an den Mann zu bringen. Das tun ja viele Bands mittlerweile, Zugezogene mit ihrem eigenen Blick auf die große Stadt. Das dürfte in diesem Fall wohl Hamburg sein. Für Kommando Kant ist es das erste Album mit frischem Wind an den Instrumenten: Lilian Stenzel ist neu am Schlagzeug, Moritz Schwerthelm neu am Bass. Es bleiben Björn Albertsen und André Kurberg an Gitarre und Gesang. Für Kommando Kant ist es auch das zweite Album für DevilDuck Records.
Eklat bezieht sich in diesem Fall auf die inneren Kämpfe, die Kämpfe, die man oft nicht sieht und die in einem ablaufen, während man für den Rest der Welt quasi „funktioniert“ oder funktionieren soll. Dementsprechend finden sich auf dem Album weniger politische Aussagen, sondern mehr persönliche Geschichten mit relativ wenig politischen und gesellschaftlichen Kommentaren, wie das noch auf dem Vorgänger der Fall war. Quasi exemplarisch dafür steht der Titel Früher war ich Jedi, der folgerichtig in der ersten Strophe weitergeht mit „Heute bin ich Nihilist“ und später „nur noch Tourist“. Es geht auch um zwischenmenschliche Beziehungen, so zum Beispiel in Eldorado.
Das Album ist außerdem zweigeteilt. Nach dem Instrumental „Rauschen“ beginnt sozusagen der zweite Teil der Platte, wobei ich das Konzept glaube ich nicht ganz verstanden habe. Jedenfalls sind diese vier letzten Songs glaube ich auch meine Lieblinge. Da ist das sehr an Turbostaat erinnernde Jeversand, das tolle San Francisco, das die Hippiestimmung aufgreift und mit den Zweifeln seines Protagonisten kämpft und die Endlose Prärie, die doch kein Wilder Westen ist, auch wenn es sich so anfühlt. Auch das tolle Emotional verkatert, das die Erschöpfung des Ich-Erzählers in interessante und eher fröhliche Melodien fasst und so die eigentliche Aussage konterkariert.
Überhaupt: die Musik greift sowohl Post-Punk als auch Punk, Indie, Hamburger Schule, zum Teil New Wave (wie bei Rausch) auf. Jedes Lied könnte im Prinzip von einer anderen Band sein und trotzdem klingt alles aus einem Guss. Das Album ist wesentlich poppiger als die beiden Vorgängerwerke. Das bedeutet auch, das sie vielleicht den ein oder anderen Fan verlieren, gleichzeitig aber auch neue Fans gewinnen werden. Verdient haben sie es allemal. Den mit diesem Album treten sie auch aus dem Kreis der ewigen Vergleiche. Man hat das Gefühl, hier spielen Kommando Kant ihren ganz eigenen Stil.
- Streuner
- Das Theater
- Am Deister
- Eule
- Eldorado
- Früher war ich Jedi
- Auf Sendung
- Rauschen
- Rausch
- Emotional verkatert
- Jeverssand
- San Francisco
- Endlose Prärie