Bad Religion im Schlachthof Wiesbaden, 2022
Bad Religion im Schlachthof Wiesbaden, 2022

Nirgends steht geschrieben, dass ein Konzertbericht mit der Vorband beginnen muss. Darum geht es los mit dem Hauptact Bad Religion und deren Klassiker: Generator. Die Band um Sänger Greg Graffin präsentiert sich von Beginn weg bestens aufgelegt. Vor allem Bassist Jay Bentley und Gitarrist Brian Baker strotzen vor Spiellaune und Bewegungsdrang, so dass Konzertbesucher schnell vergessen dürften, dass die beiden stramm auf die 60 zugehen.

Nach dem Opener folgen einige Songs mit wenig Hitpotenzial, bevor die Band gegen Mitte des Sets dazu übergeht, Klassiker der legendären Alben Suffer und No Control anzustimmen: Ob Suffer, You, Do What You Want („Break all the fucking rules“), No Control oder I Want To Conquer The World – das Publikum goutiert die Songs mit vielen, vielen Fäusten in der Luft, auch in kurzen Pausen zwischen den Songs brandet mächtig Beifall auf. Dadurch fühlen sich Bad Religion animiert, sich wieder bei ihren legendären Alben zu bedienen. Daneben gibt es ein bissiges We’re Only Gonna Die vom Debütalbum How Could Hell Be Any Worse? (1982), ein melancholisches „Slumber“, ein energisches Los Angeles Is Burning oder die großartigen Sorrow und Punk Rock Song.

Von der Oma bis zum 10-Jährigen

Bad Religion schaffen es, den Wiesbadener Schlachthof an zwei Abenden hintereinander auszuverkaufen. Gekommen sind an Abend zwei von grau haarigen Rentnerinnen über viele Mittvierziger und Mittfünfziger auch einige Jugendliche im Schlepptau ihrer Eltern. So gut wie alle Altersklassen sind also vertreten – was sich wohl darauf zurückzuführen lässt, dass die Band bereits ihr 42-jähriges Jubiläum feiert. Die Tour sollte ursprünglich zum 40-jährigen Jubiläum im Jahr 2020 laufen – wurde pandemiebedingt aber mehrfach verschoben.

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In den etwas mehr als 75 Minuten Spielzeit gestikuliert Greg Graffin wie üblich intensiv mit Armen, Händen und Fingern; stellweise sieht das dann so aus, als würde er Schlagzeug, Bass und Rhythmus-Gitarren immer auf den Punkt orchestrieren. Brian Baker kann durch grandiose Gitarren-Soli bestechen und Jay Bentley durch extrem viel Spiellaune. So auch in der Zugabe, in der Bad Religion unter anderem noch American Jesus zum Besten geben.

Zusammen über 60 Bandjahre

Slime im Schlachthof Wiesbaden, 2022
Slime im Schlachthof Wiesbaden, 2022

Wie im gesamten Set ist Greg Graffins Stimme dabei klar und deutlich zu vernehmen – das ist leider bei Slime im Vorprogramm anders. Die Stimme des neuen Sängers „Tex Brasket“ klingt stellenweise so breiig wie das Frühstück eines Babys aussieht. Die Hamburger spielen aber ein solides, etwa halbstündiges Set mit vielen Klassikern wie Alle gegen alle, Religion, A.C.A.B. und ganz am Ende: Störtebeker. Dazwischen mischen Slime auch neueres Material wie Sie wollen wieder schießen oder Heute nicht vom aktuellen Album.

Bad Religion und Slime kommen auf zusammen über 60 Bandjahre. Das sieht man an grauen und lichten Haaren, an Spielfreude haben beide Bands aber nichts eingebüßt, wie der Abend im Wiesbadener Schlachthof gezeigt hat.

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– Playlist: Happy Release Day

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