EA80 lernte ich vor etlichen Jahren durch Jörkk Mechenbier, seines Zeichens Sänger von LoveA kennen. Er drückte mir eine Platte in die Hand und meinte: Hör dir das mal an. EA80 ist die Band, die absolut keine Social-Media-Seiten hat. Auf Spotify sind sie auch nicht zu finden. Eine Homepage gibt es zwar, aber besucht man diese, stößt man nur auf den Bandnamen. Merch? Never! Bis auf Platten und CDs kannst du nichts kaufen. Konzerte? Rar gesät. Und wenn, dann meist sehr schnell ausverkauft.
So erfuhr ich dann irgendwo in den Weiten des Webs, dass EA80 in Köln spielen. Da meine Freundin schon seit mehr als 30 Jahren ein Riesenfan der Band ist, dachte ich, ich müsste sie überraschen und Karten besorgen. Die gab es allerdings nur bei Sally Records. Also rief ich fix da an, und mir wurde sehr zu meinem Bedauern mitgeteilt, dass die letzten zwei vor rund 10 Minuten weggingen. Wochen später sah ich mehr durch Zufall, dass einer zwei Karten anbot. Ich schrieb den Typ sofort an und konnte es dann kaum glauben, dass er meinte: Du bist der Erste, es sind deine. Anfänglich dachte ich ein wenig, dass es Scam sein könnte, aber für 30 Euro war es mir den Versuch wert. Tags drauf hatte ich die Karten. (Grüße an Mark, falls du das hier lesen solltest und vielen Dank)
Als wir in Köln am Gebäude 9 ankamen, stand dort genau das Publikum, was ich mir erwartet hatte. Alle im mittleren Alter, die Farbe der Kleider schwarz, und die getragenen Bandshirts schienen wie Relikte aus vergangenen Tagen. Geil!
She-Dog
Den Abend eröffneten dann she-dog. Die Band kannte ich vorher überhaupt nicht. Die Kölner Band besteht aus einer Gitarristin, einer Bassistin und einem Drummer. Sie selbst nennen das, was sie machen, Art-Punk oder düsteren Post-Punk. Die Beschreibung kommt auch irgendwie hin.
Klänge, Töne, süße Melodien, dann Krach oder Anleihen an alten Hardcore-Punk oder auch an die 80er. Ich fühlte mich jedenfalls total aus der Zeit versetzt. Mal allein gesungen, mal geschrien, mal im Duett gesungen, dann sehr betörend und einlullend. Teils sehr kranke Texte wie bei dem Song Marriage. Jedenfalls schwierig zu beschreiben, was die drei da machen, aber es ist verdammt geil. Ich setze mal ein Video dazu. Denn meiner Meinung nach und nach Meinung vieler Konzertbesucher verdienen sie wirklich Beachtung. Sie spielen dann auch gute 50 Minuten. Ich werde diese Band jedenfalls im Auge behalten.
She-Dog SETLIST
- Deep In A Mine
- Babies
- Marriage
- Der Zucker Ist Aus
- Baustelle
- Bias
- Grief
- Aceton
- Fick Dich
- No Love (Be Quiet)
- Hunde Fish
- Zugabe
EA80
Nach kurzer Umbauphase standen dann EA80 auf der Bühne. Optisch im Look der Zuschauer, schwarz gekleidet, graue Haare.
„EA80 aus Mönchengladbach, gegründet 1979, 45 Jahre. Schaun mer mal!“ Mit diesen Worten eröffnete Martin das Konzert unter gleißendem weißem Licht. Und direkt der erste Song fegte einen weg. Was für eine Energie. Das ging direkt nur nach vorne. Das sollte auch wegweisend sein für den Rest des Sets. Viele Songs über alle Schaffensphasen der Band, aber heute hatten sie die härteren Songs heraus gekramt. Die Band hatte richtig Bock und was Martin hier in seinem Alter noch ablieferte, ließ mich einfach nur staunen. Der Mann sprang teils herum wie ein Irrer, schrie sich die Lungen aus dem Hals, warf seine abgeranzte Gitarre, die tatsächlich so aussah, als wäre es immer noch seine erste, umher. Gut gelaunt schienen sie auch alle zu sein. Martin war teils sehr gesprächig und wollte, obwohl sie ja an sich nicht mit dem Publikum interagieren, wissen, wie der neue Song sei, den der Bassist beigesteuert hat. Wenn er ankommt, kommt er auf das nächste Album. Und er kam an und ich freue mich wirklich darauf, dass sie noch ein Album machen werden. Als sie dann Nr.1 spielten, sprang Martin mit irrem Blick ins Publikum, und teilt den Raum, wie einst Moses das Meer und ein wilder Moshpit entstand.
Dann ist vorbei. Die Menge will mehr und die Band fordert 5 Minuten.
Als sie zurückkamen, spielten sie 5 Songs, die sie noch nie live performt haben. Als Letztes gab es dann Trashfest, was in einem derben Trashfest endet. Alle hauen wie irre in ihre Instrumente. Martin stampfte seine Gitarre mehrmals mit dem Kopf in den Bühnenboden, sodass ich dachte jetzt war’s das um das gute Teil. Es entstand eine so laute Soundwand aus Krach, die einen fast nicht mehr atmen ließ.
Martin wirbelte seine Gitarre umher, schmiss sie weg, schmiss den Mikrofonständer irgendwo hin, zerriss die Setlist und das war’s. Nach gut über 100 Minuten.
Wow, was für eine Performance.
Ein fulminanter Abend, bei dem ich froh bin, dabei gewesen zu sein.
SETLIST EA80
- Vergoldet
- D32
- Stecker
- Elektrizität
- November
- Abgrund
- Philosophie
- Vor dem Untergang
- Kaum Wiederstand
- Zu kurz
- Ramputage
- Riot grrrls
- Film-Riss
- Ode An Das Unentspannte
- Der Wurm
- Tod Sind Wir Noch Lange Nicht
- Die Letze Frage
- Amputt
- Nr.1
- Matrix
- Die Welt
- Warte
- Stein
- Paradies
- Nimmer
- Trashfest