Arbeit, Mittagsschlaf, eine Stunde Anfahrt – und schon stand mein erstes „größeres“ Konzerthighlight in diesem Jahr, nach einigen kleineren Shows, an. Wie krass ist das wieder auf Konzerte gehen zu können?! Ich habe mich relativ kurzfristig dazu entschieden das Konzert zu besuchen, dementsprechend intensiv war auch die Vorfreude. Organisiert von den sehr umtriebigen Leuten aus dem Juha West, fand das Konzert im ClubCann in Stuttgart statt. Dort war ich noch nie, cooler kleiner Laden mit großer Bühne und nettem Flair – einem tollen Abend stand nichts mehr im Weg. Good Riddance habe ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie live gesehen, weshalb der Besuch des Konzerts dann doch fast zu einem Pflichttermin wurde, da mich und meine Punk-Sozialisation einige Alben, hauptsächlich „A Comprehensive Guide to Moderne Rebellion“, geprägt haben. Dass dann noch Useless ID mit auf dem Plan standen macht die Sache natürlich noch besser, die Israelis sind ein Garant für gute Live-Shows.
Den Anfang machten jedoch die Schweizer NOFNOG, die mir bis dahin fast gänzlich unbekannt waren. Im aktuellen OX bin ich mal über den Bandnamen gestolpert, ansonsten ging die Band irgendwie an mir vorbei. Völlig zu Unrecht wie sich herausstellte, denn was hier als Opener abgeliefert wurde war erste Sahne. Feinster melodischer (Skate-)Punk, der auch in den 90ern so auf Fat Wreck Chords hätte released werden können. Stark! Der Bassist hatte zwar das gesamte Konzert Probleme sein Gesangsmikro stabil im Mikroständer zu verankern, ansonsten passte da aber mal alles. Auch das neue Album (habe ich dann auf der Heimfahrt angehört) ist definitiv zu empfehlen.
Danach durften Useless ID ran. Als ich den Raum betrat traute ich meinen Augen kaum, angesichts der Wolle die sich auf Sänger Yotam’s Kopf ausbreitete. Oha, Corona hat eben bei manchen Spuren hinterlassen. Das hat der Show natürlich keinen Abbruch getan und die Band wusste das Publikum mit ihrem melodischem, poppigerem Punk zu überzeugen. Die Laune bei Band und Publikum war super, die Location war mittlerweile sehr gut gefüllt: Der Tisch war also für Good Riddance gedeckt.
Die Kalifornier ließen sich nicht lange bitten und brannten ein Feuerwerk an Hits ab. So wurde sich querbeet durch fast drei Jahrzehnte auseinander liegende Alben gespielt. Kaum ein Hit wurde nicht gespielt, lediglich die neueren Songs kamen etwas kurz. Da meine Favoriten eh auf dem oben angesprochenen Album und „Operation Phoenix“ liegen, war das für mich genau richtig. Und auch dem Rest des Publikums schien es zu gefallen: Ab dem dritten Song brannte der Pit und für den Altersschnitt des Publikums ( 🙂 ) und einen Mittwoch-Abend ging das doch sehr gut ab. Irgendwann fand ich mich ebenfalls vorne mitschreiend und so endete der Abend mit einem breiten Grinsen im Gesicht, endlich wieder fremdem Schweiß auf dem T-Shirt und der Vorfreude, dass der Konzertsommer noch lange sein wird.