Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es mal wieder in den guten, alten Schweinfurter Stattbahnhof. The Bouncing Souls sind mal wieder in ihrem, wie sie später sagen „home far from home“ zu Gast.
The Black Tape aus Oberfranken beginnen den Abend etwa um 20.45h vor noch überschaubarem Publikum. Draußen ist es auch noch recht sommerlich und viele nutzen dies zum Punkrock-Bierklatsch vor der Tür. Die Band spielt Streetpunk, der schnelleren Sorte.
Bei der Beschreibung des Sounds die Referenz „Rancid“ nicht zu verwenden geht kaum, da das Soundgewand der Band und vor allem der Bassist stark in diesem Teich fischt. Aber The Black Tape als reinen Klon zu beschreiben wäre unfair, die Songs sind stark, catchy und kaum länger als 2 Minuten. Alles was Streetpunk, bzw. Old School Punk Rock Poetry, wie die Band es nennt, braucht.
Gespielt und gesungen wird das Ganze in hoher Qualität und könnte genauso gut der nicht nur local- sondern Toursupport sein. Die Publikumsanimation hat noch ein bißchen Luft, allerdings füllt sich der Saal während der halben Stunde Set ganz gut und man schaut in zufriedene und mitnickende Gesichter. Der obligatorische Halbkreis vor der Bühne wird allerdings freigelassen. Es wird eine Zugabe gefordert und somit sind The Black Tape der perfekte Anheizer für den Abend. Absolute Empfehlung ein Ohr live und auf Platte zu riskieren!
Kurzer Umbau, dann kommen The Bouncing Souls auf die Bühne. Sofort geht es mit That Song und Private Radio los und ebenso die versammelte Punkrockgemeinde geht nach vorne. Getanzt wird ab der ersten Minute und schnell verwandelt sich der Stattbahnhof in den Saunaclub Schweinfurt mit Schweißaufguss.
Ich habe festgestellt die Herren vor 24 Jahren an der selben Stelle das erste Mal gesehen zu haben und bin, befürchte ich, nicht der Älteste hier. Also etwa 300-400 Leute die sich im Schnitt wahrscheinlich im zweiten Frühling des Punkrock befinden. Die Setlist passt auch gut dazu, kaum ein Song der letzten Platten. Und ich darf festzustellen, dass hier eine große Schatzkiste an Hits vorhanden ist.
Die Band spielt tight und motiviert, aber auch nicht überirdisch. Aus meiner inzwischen doch recht zahlreichen Souls-Erfahrung heraus, ist der Sänger Greg der Wackelkandidat und vergisst hier und da mal gerne den Text oder liegt gesanglich mal knapp daneben, was er stets durch Charme gekonnt wegwischt. Heute ist er stimmlich voll da, melodisch auf den Punkt und macht mit seinem lässigen Tanzstil a la Sinatra eine gute Figur. Performt auch noch solo eine Akustiknummer.
Leider ist der Sound heute einfach nicht gut. Entweder ist der Mischer Bassist oder kommt mit der Location nicht klar. Die Gitarre ist kaum zu hören, der Bass krass vorne und insgesamt alles nicht sehr differenziert und aufeinander abgestimmt. Die leise Gitarre ist auch schon bei The Black Tape schwer zu hören, allerdings war der Sound hier noch stärker. Schade ich bin totaler Fan des lässigen Sounds der Souls. Auch sehr ungewöhnlich für den Stattbahnhof, na ja kann ja mal passieren.
Dem Publikum macht es nichts aus, es feiert die 20 Songs und dived, tanzt, singt und reckt die Fäuste. Ohne sich zu einer Zugabe bitten zu lassen spielen sie True Believers und machen so klar, dass jetzt Feierabend ist.
Fazit des Abends: Auch nach knapp einem Vierteljahrhundert macht man bei den East Coast Boys nichts falsch.