In letzter Zeit fielen mir immer wieder Flyer in die Hand, die Shows beworben, die im Gasthaus Sutter stattfanden. Analog zahlt sich dann doch manchmal aus.
Da wären Bands dabei gewesen, wie Los Fastidios, Total Chaos, N.T.Ä., aber auch Hardcorebands wie beispielsweise To The Wire.
Leider fand ich nie die Zeit, da mal hinzufahren oder war schon anderweitig verplant.
Jetzt sah ich, dass Rancoeur dort spielen sollten. Der Blick in meinen Terminkalender verriet mir, dass ich grünes Licht hatte, also nichts wie los.
Gasthaus Sutter
Da ich noch nie zuvor im Sutter war, war die Neugierde natürlich sehr groß. Als wir ankamen, standen schon ein paar Skins vor der Tür. Als wir durch die Tür schritten, öffnete sich uns eine fast schon verlorene Welt. Das Sutter ist im Großen und Ganzen eine Kombi aus uriger Opa-Kneipe die mit der Bahnhofskneipe gekreuzt wurde. Also irgendwie so eine Kneipe, wo man sich wohlfühlt, aber extrem versacken kann. Hinter dem Haus steht eine große Open-Air-Bühne, die wir wohl eher nicht besuchen sollten, dafür gingen wir in den Keller. Auch hier fühlten wir uns recht schnell wohl. Coole Location.
Sarre Libre
Sarre Libre eröffneten den Abend. Und das tatsächlich ohne Verzögerungen. Klar hat der Opener es nicht immer leicht, aber nach und nach gesellten sich dann immer mehr Leute dazu, um den Saarländern zuzuhören. Recht gewagt, den Song Saarland hier in der Pfalz zu spielen, an einem Veranstaltungsort, wo zu dem recht viele 1 FCK-Aufkleber hängen. Scherz beiseite. Fußball war hier nicht, und es ging hier um Subkultur und Unity.
Sarre Libre spielten dann auch recht lang, wie eigentlich jede Band an dem Abend. Gegen Mitte des Sets waren dann doch recht viele Leute vor der Bühne. Der Streetpunk der Saarländer schien den meisten zu gefallen. Solider Auftritt, auf jeden Fall.
Setlist Sarre Libre
- Die Hoffnung stirbt zuletzt
- Punk ist tot
- Saarland
- Deine Wurzeln
- Ein bisschen 18 bleibt
- schöne neue Welt
- Zurück ins Licht
- Yuppieteenies
- Brot und Spiele
- Kabuttschlan
- Les enfants terribles
- Der Kampf geht weiter
- For my Clan ( Lion’s Law Cover)
- Steigerlied
Foistlinge
Als zweite Band waren die Foistlinge dran. Diese machten tatsächlich eine der wenigen Sachen, die mich tatsächlich ohne Ende triggern. Sie spielten mit Sturmhauben auf dem Kopf. Dass das nicht die cleverste Idee ist, meinte die Band dann tatsächlich auch nach ein paar Songs. Wer hinter den Foistlingen steckt, kann ich also nicht sagen. Sagen kann ich aber, dass Foistlinge wohl in der „Kleinen Kneipe“ gegründet wurden. Die gibt es allerdings nicht mehr. Die heißt nämlich jetzt „Tinas Treff 2“, wobei keiner weiß, wo „Tinas Treff 1“ eigentlich war. Foistlinge spielen Balladen vom Tresen. Sie lieben Bier und hassen Rassismus, denn am Tresen sind alle gleich. Eigentlich scheißen sie auf Working-Class, denn Arbeit macht ihnen keinen Spaß. Zur Faust werden sie aber bei Themen wie zum Beispiel dieser blauen Partei.
Also zusammengefasst spielt die Band Oi! , der mich sehr oft stark an 80er-Deutsch-Punkbands erinnert. Oft musste ich bei den Liedtexten, so wie bei den Ansagen, lachen. Dabei bleibt die klare Botschaft aber nicht auf der Strecke. Spannende neue Band, die ich auf dem Schirm behalten werde. Dem Publikum schien es jedenfalls auch extrem Spaß gemacht zu haben.
Setlist Foistlinge
- Balladen vom Tresen
- Die kleine Kneipe
- Alle meine Freunde
- Tinas Treff 2
- Roken is dodelijk
- Nicht mein Freund
- Kein Bier für Rassisten
- Bierschiss Boogie
- Rainer
- Am Tresen sind wir alle gleich
- Workless Class
One Voice
Als dritte Band des Abends spielten dann One Voice. Die Band stammt zum Teil aus Dortmund und aus Roermond in den Niederlanden. Mit ihrem letzten Album Not Everbodys Cup Of Tea dürften sie sich eine gewisse Bekanntschaft erspielt haben. Zudem spielten die drei Mitglieder der Band in diversen anderen Bands ( Evil Coduct, Diggerz,On The Rampage, Dörpms, Bunga Bunga Club und eine Menge weiteren).
One Voice spielten ein echt sehr geiles Set. Ihr rauer Oi! gekoppelt mit ordentlich Melodie kam beim Publikum extrem gut an. Sehr gut kam dann auch das Cock Sparrer Cover von Because You’re Young an. Am Schluss gab es dann noch Durstige Männer von den Dimple Minds. Die hatte ich ja schon fast vergessen. Hier stürmten nebst dem Sänger von Sarre Libre noch eine ganze Menge Zuschauer auf die Bühne, um sich das Mikrofon zu greifen und mit zu grölen.
Setlist One Voice
- Back in the days
- Beyond saving
- You & I
- Tables have turned/ Chase
- Your Dreams
- Tradition not trend
- Skinhead for a day
- Because you’re young (Cock Sparrer Cover)
- You’ll never make it
- One Voice / Miners Tale
- 6 days of evil/ Golden Days
- Cheers to you
- On the rampage
- Drink some more
- Better days will come
- Durstige Männer (Dimple Minds Cover)
Rancoeur
Als Letzte spielte mein persönliches Highlight, für die ich ja eigentlich gekommen war. Rancoeur aus dem beschaulichen Nancy in Frankreich. Rancoeur spielen Cold Oi. Wem der Stil nichts sagt, dem sei gesagt, hierbei handelt es sich um Oi! gemischt mit düsteren eighties Wave klängen. Irgendwie in der Tradition von Radio Silence. Vergleichbar mit Chain Cult. Ich feiere diesen Sound extrem. Einige dürften die Band auch kennen, da sie vor kurzem im Vorprogramm von Conservative Military Image in Karlsruhe gespielt haben. Rancoeur haben zudem Texte, die nicht unbedingt Oi! Typisch sind. Songs wie L’enfer behandeln Themen wie Drogensucht, die einen direkt in die Hölle katapultieren.
Ich feiere wirklich jede Sekunde des Sets. Musikalisch und soundmäßig einfach nur extrem gut. Ich denke, dass die Band noch viel vor sich hat in nächster Zeit.
Auch Rancoeur lassen es sich nicht nehmen, ein sehr langes Set zu spielen. Einfach nur geil.
Danach war es dann auch schon wieder zwölf Uhr. Die After-Show-Party mit DJ Sinan und DJ Koile nahm ich dann nicht mehr mit. Zum einen bemerkte ich, dass ich dann doch schon wieder fast24 Stunden auf den Beinen war, zum anderen musste unser Mitfahrer inklusive seines Sohnes schon morgens um acht am Flughafen sein, um in den Urlaub zu fliegen.
Fazit
Ein rundum gelungener Abend. Geile Location, angenehmes Publikum, sehr gute Bands, die alle mindestens 45 Minuten spielten. Preis-Leistungs-Verhältnis optimal. Für 23 Euro kann man echt nicht meckern. Scheinbar scheint es sich langsam herumzusprechen, was Sebastian Kolle, Zweibrücken Subculture, Save The Vinyl und das Gasthaus Sutter hier auf die Beine stellen. Die Besucher kamen aus der Region Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland. Aber auch von weiter angereist. Hannover, Baden-Württemberg, so wie Frankreich und Luxemburg.
Für mich definitiv nicht das letzte Mal, dass ich hier aufschlage.
Soweit ich mitbekommen habe, spielen demnächst The Movement und Sham 69 im Sutter.
Für alle, die sich über Shows informieren wollen, hier noch ein paar Links:
war ein geiler Abend, geiler Bericht.
Freue mich schon auf die nächsten Veranstaltungen im Gasthaus Sutter
So neu sind die Foistlinge aber nicht, hab die Platte schon länger bei mir stehen. Gehört aber schon lange nicht mehr, finde Alkoholismus zu glorifizieren (selbst wenn es „Humor“ sein soll) peinlich und infantil. Aber gut, habe auch einen dreistelligen IQ und abgeschlossendes Studium…
Ja hast recht. Ich kannte sie allerdings bis dato nicht. Über meine IQ und meinen Abschluss brauch ich nichts zu sagen… Find das allerdings trotzdem lustig. IQ hat nicht unbedingt was mit Humor zu tun. Mein Humor ist nämlich oft recht dumm, auch wenn ich es nicht bin 🙂
Aber hat ja jeder gottseidank andere Geschmäcker
So, wir sind inzwischen schon im Urlaub und haben den Artikel mit einem Grinsen im Gesicht gerade gelesen. Wie immer ein schöner Abend…. Mehr davon.