Der Z-Bau in Nürnberg ist ein wunderschöner Ort für Subkulturen. Und in genau diesem Komplex gibt es auch den Roten Salon. Ein schöner kleiner Konzertschuppen, in dem ich in den Genuss kam, die Piano-Cello-Songs von Uli Sailor zu belauschen. Aber zuerst gab es auch ein Vorprogramm, welches John Steam Junior an diesem Abend füllen durfte. Der Solo-Musiker aus dem Nürnberger Umland spielt Americana oder Country auf seiner Gitarre. Aber natürlich keine „Our County is so great“-Songs, sondern er besingt Situationen aus seinem Alltag und lässt auch ein deutliches „Fuck You!“ durch die Röhren sausen. Hat mir persönlich sehr gut gefallen und auch den Leuten, mit denen ich geredet habe hat John Steam Junior durchaus Positives entlockt. Somit hier schon mal ein Lob für sehr starkes Gitarrenspiel und eine Stimme, die meinen Geschmack sehr gut getroffen hat. Ach ja, und Fuck You, too! Hätt ich fast vergessen.
Dann, nach sehr kurzer Pause betraten Uli und Micha die Bühne und hatten eine voll gepackte Setlist dabei. Mit den Klassikern der 90er und auch den eigenen Songs, die Uli Sailor auf seiner neuen EP Für immer Jung veröffentlicht hat. Auch Stücke, die es auf den bisherigen Veröffentlichungen nicht zu hören gibt, fanden sich in der Setlist wieder. Zum Beispiel 21st Century Digital Boy (Bad Religion), Good Riddance (Green Day) oder Mystery (Turnstile). Aber klar, die Gassenhauer wie Tresenlied (Terrorgruppe), Raum der Zeit (Wizo), Anti-Manifesto (Propagandhi) oder Linoleum (Nofx) hatten ihren Platz zwischen sympathischen Ansprachen und den tollen Uli Sailor – Originals wie Grunge Revival oder Live Fast Die Punk. Bei Grunge Revival ist dann auch das Publikum gefordert gewesen und durfte sich beim Outro des Songs lautstark einbringen. „Hip Hop hurra“ aus der Crowd und schon kam der selber gebeatboxte Beat von Uli im Sampler dazu. So gewinnst du die Leute, denn das hat echt Spaß gemacht. Im weiteren Verlauf begab sich dann auch John Steam Junior ein weiteres Mal auf die Bühne und zum Trio angewachsen bekam Bullion von Millencolin einen neuen Anstrich.
Ein weiteres Highlight dann der Beweis, dass Micha ein Multitalent ist (Smile :-)). Nein to Five wurde live nämlich mit einem ganz speziellen Instrument begleitet. Nachdem er sein Cello beiseite gelegt hatte machte sich Micha mit einem Akku-Bohrer daran, ein Solo abzuspielen. Lustiges Gimmick und klang tatsächlich auch echt super. Zum Ende der Show gaben die Beiden dann noch vier Zugaben und nachdem sich ein kurzes – auch auf der Bühne bemerktes – Durcheinander in der Setlist eingeschlichen hatte kam dann endlich auch noch einer meiner Favoriten: LNBRG von Herrenmagazin. Hier finde ich die Version von Uli Sailor Punkrock Piano wirklich ganz ausgesprochen toll. Mit einem klassischen Für immer Punk verabschiedeten sich die Beiden dann von einem begeisterten Nürnberger Publikum, welches sich sogar zu einem kleinen Moshpit hinreißen ließ und auch ein Stagedive kam vor, was auch auf der Bühne für viel Erheiterung sorgte.
Die etwas andere Punkrock-Show war in meinen Augen wirklich sehenswert und vor Allem auch hörenswert. Ich kann euch empfehlen, sich das mal bei Gelegenheit zu geben. Für einen etwas ruhigeren Punkabend mit Bier und netten Menschen ist das genau das Richtige. Und nur weil keine Stromgitarren am Start sind heißt das in diesem Fall noch lange nicht, dass es nicht rockt. Von meiner Seite gibts nen Daumen hoch und ich würde es wieder tun. Zum Schluss auch noch einmal ein Lob an die Location, denn die ist wirklich sehr schön und das darf man ja wohl auch mal erwähnen.