„2020 – Wir sind wieder da, nichts hat sich verändert, schalalalala, immer noch derselbe scheiß, immer noch kein Punk, immer noch besoffen, immer ärger mit der Bank…Wer ist wieder da? Kotzreiz!“
So heißt es es im Track Wer is wieder da? vom neuen Kotzreiz-Output Nüchtern unerträglich (Review), welches unser achtjähriges Warten auf neues Material der Berliner Jungs endlich beendet hat.
So haben wir die Gelegenheit am Schopf gepackt und Schlagmann Chris zum Interview gebeten, der uns neben seinen Alkoholvorlieben auch verriet was Kotzreiz und Pestpocken zu Kotzpocken werden lässt.
„…aber ich bin mir sicher, dass JEDE/R mal ’nen Fuffi an seinen Lieblingsclub oder Kneipe oder sonstwas spenden kann.“
AFL: Moin…ihr habt nun die Ehre mein erstes Interview zu Corona-Zeiten zu sein, darum nun als erstes die Frage wie es euch so geht?
Chris: Nabend. Uns geht es gut, heute ist unser neues Album Nüchtern unerträglich rausgekommen. Da waren wir natürlich auch bisschen aufgeregt und hatten aber auch bedenken, dass es alle total kacke und beschissen finden, aber bisher sind die Resonanzen echt ziemlich positiv.
Ich glaube, die Leute sind momentan aber auch ein Tick netter zueinander, als sie es unter „normalen“ Umständen wären. Zumindest die Leute in meiner „Bubble“. Nachbarschaftshilfe, Spenden und andere Projekte. Dieser solidarische Gedanke gefällt uns natürlich und ich hoffe, dass sich die Menschen das beibehalten falls dieser ganze Spuk irgendwann vorbei seien sollte.
AFL: Ihr hattet euch die Zeit um euer neues Release bestimmt auch anders vorgestellt, zum Beispiel ist ja auch die Label-Tour Aggropunks on Tour verschoben worden, die ihr gerade mit Pestpocken bestreiten wolltet.
Seht ihr die Tourausfälle und Konzertabsagen derzeit auch so katastrophal für Musiker an oder seht ihr das eher gelassen?
Chris: Ja, keine Frage, natürlich ist das alles richtig scheiße, aber was willste machen?! Nüscht! So ergeht es ja wirklich allen Bands und Clubs und DJs und Backlinern und Lichttechnikern und Bühnenbauern und Cateringfirmen und und und und und…ein endloser Rattenschwanz ist das.
Da kann man jetzt halt nur hoffen, dass alle brav in weiser Voraussicht Geld angespart haben ODER dass man irgendwie unterstützt wird. Von wem und wie viel und ob und wann und wer und warum weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass JEDE/R mal ’nen Fuffi an seinen Lieblingsclub oder Kneipe oder sonstwas spenden kann.
Wir sind natürlich traurig, dass wir die Tour mit den Pestpocken verschieben müssen, weil wir die lieben und uns schon sehr sehr gefreut hatten, aber es ist nun einmal wie es ist. Ausnahmezustand! Danke an dieser Stelle an Nico “ein im Auge“ Behr, der die Tour in Rekordzeit verschoben hat.
Das klingt abgedroschen, aber in solchen Zeiten müssen wir schon irgendwie alle zusammenhalten, noch mehr als eh schon.
AFL: So, nun aber genug der Virus-Fragen und hin zu eurem neuen Album Nüchtern unerträglich. Warum habt ihr uns ganze acht Jahre warten lassen?
Da ihr euch so rar gemacht hattet, war ich mir zwischenzeitlich sogar gar nicht mehr sicher, ob ihr noch existent seid.
Chris: Keine Ahnung wie die Zeit so schnell vergehen konnte. Ne andere Antwort hab‘ ich darauf nicht. Time flies! War keine Absicht und kommt hoffentlich nicht wieder vor, sorry!
AFL: Was habt ihr die Jahre denn eigentlich so getrieben?
Chris: Naja, das ein oder andere Kotzreiz-Konzert haben wir ja schon gespielt die letzten Jahre. Wir haben alle auch noch andere Bands und Projekte. Fabi macht viel Musik zu Hause am Computer und spielt bei der Antilopen Gang Gitarre. Matt und ich spielen zusammen bei Blood hype, außerdem trommel ich noch bei Jennifer Rostock (gerade Bandpause auf unbestimmte Zeit), Berlin Blackouts und in einer Johnny Thunders And The Heartbreakers-Cover-Band.
„Also ich bin eher so der Schnapstyp. Kaum Bier. Eher Schnaps. Weil ich sehr auf meine Gesundheit achte!“
AFL: Ihr seid ja auch mit eineinhalb Beiträgen auf dem aktuellen Aggropunk-Sampler vertreten. Eineinhalb, weil ihr neben eurem Titel Nix zu verlieren auch einen Track mit Keim-X-Zelle drauf gepackt habt und ich muss sagen Schöne neue Deutsche Welt ist einer meiner Lieblingstracks des letzten Jahres und davon hätte ich gerne mehr.
Wie schaut es aus, darf ich auf einen weiteren gemeinsamen Titel hoffen oder ist sowas für euch immer einmalig?
Chris: Ich weiß auch nicht so genau. Wir hatten sogar ein Video zusammen gedreht, aber ich hab keine Ahnung, ob es das überhaupt gibt?! Gute Frage. Dieses Jahr bringen wir noch einen Gassenhauer mit einem Feature-Gast raus, der nicht auf der Platte ist.
Mal gucken, ob das stimmt, was ich da sage.
AFL: In euren Texten findet man auch recht häufig Verweise auf den Alkoholgenuss. Trinkt ihr wirklich soviel und jetzt auch einmal Hand aufs Herz, ist Sterni wirklich euer Lieblingsbier? Ich für meinen Fall kann das nämlich gar nicht verstehen.
Chris: Also ich bin eher so der Schnapstyp. Kaum Bier. Eher Schnaps. Weil ich sehr auf meine Gesundheit achte!
Fabi trinkt tatsächlich ziemlich gerne Sterni. Letztens hatten wir ausversehen so´ne Palette Craft Beer bei uns zu Hause und sogar die Scheisse hat er getrunken!
Matt trinkt gerne Aperol Spritz.
AFL: Wie ich bereits erwähnt habe, wärt ihr jetzt eigentlich mit Pestpocken unterwegs gewesen. Die haben ja ebenfalls am 20. März ihr neues Album Another World Is Possible veröffentlicht. Was verbindet euch darüber hinaus noch mit ihnen und habt ihr mal eine Anekdote von Pestpocken für uns?
Chris: Danny von den Pestpocken feiert ganz schön oft Geburtstag und bei einer seiner wilden legendären Feten hat er uns mal eingeladen. Auf der Hinfahrt von Berlin nach Giessen hab ich bisschen zu dolle am „Kleinen Feigling“ (das Getränk) genascht und bin dann Abends ständig am Schlagzeug eingeschlafen während wir „gespielt“ haben. Das tut mir bis heute noch (ein bisschen) Leid für alle Beteiligten.
Wir haben schon oft zusammen gespielt und pfiffige Tage und Nächte zusammen verbracht. ❤KOTZPOCKEN❤
Außerdem hat Matt seine Freundin auf dem 20 Jahre Pestpocken Festival in Giessen kennengelernt. Romantischer gehts ja wohl kaum!
AFL: Wie darf man sich das Songwriting und den Produktionsprozess bei Kotzreiz so vorstellen?
Chris: Wir machen ALLES selber. Musik, Texte, Instrumente, Aufnahme, Mix und sogar Gesang kommt alles aus unseren Köpfen, Händen und Herzen.
Den fertigen Bums bringen dann Matze und Tobbe von dem besten Label der Welt raus: Aggropunk!
AFL: Mir persönlichen gefallen die Songs Nüchtern unerträglich und Punkboys Don’t Cry am besten, welche ja beide etwas ernstere Themen ansprechen und somit für mich auch eher Kotzreiz-untypisch sind. Wie kam es zu diesen Titeln und was sind denn eure Favoriten auf dem Album?
Chris: Wir sind ja mittlerweile auch nicht mehr die Jüngsten und haben keine Lust und Kraft ständig nur schnelle Ufta-Ufta-Lieder zu spielen. Außerdem hatten wir bei den letzten Platten auch hin und wieder mal hier und da ne kleine Melodie versteckt.
Punkboys Don’t Cry ist bisher unser poppigstes, längstes und „emotionalstes“ Kotzreiz-Lied. Halt so ’ne „weißt du noch damals“ Geschichte. Freundschaft, Jugend, die guten alten Zeiten…du weisst schon. „Welt“ auf „Geld“ reimen und so!
AFL: Neben den Tracks und typischen Kotzreiz-Titeln habt ihr mit Toilettenstern auch einen Titel auf dem Album, der wohl zu NDW-Zeiten ein echter Gassenhauer hätte werden können. Wie kam es denn dazu?
Chris: Die 80er haben es uns ja immer schon angetan. Da wir ja privat auch nicht NUR Punk hören, und wir auf den anderen Alben auch immer irgendwelchen elektronischen Schnick-Schnack versucht haben, wollten wir bei der neuen Platte mal ein komplettes Lied so aufnehmen. Toilettenstern ist ein gute Laune Lied zu einem schlechte Laune Thema. Gleichberechtigung, frei bestimmende Sexualität. Lieb doch wen du willst!
Die fabelhafte Emilie Krawall hat uns ihre engelsgleiche Frechdachsstimme dafür ausgeliehen. Danke dafür! Und Danke für das Interview! Und Danke fürs Lesen! Tschüssi.
AFL: Und abschließend…welche Frage habt ihr an uns?
Chris: Wird alles gut werden?
AFL: Klar, seid unbeirrt! Was soll, das wird!
Aggropunks on Tour 2021 mit Kotzreiz & Pestpocken
14.01.2021 Münster, Sputnikhalle
15.01.2021 Schweinfurt, Stattbahnhof
16.01.2021 Berlin, Cassiopeia
21.01.2021 Köln, Helios37
22.01.2021 Stuttgart, Juha West
23.01.2021 München. Hansa39
28.01.2021 Dresden, Groovestation
29.01.2021 Hamburg, Logo
30.01.2021 Hannover, Lux
04.02.2021 Oberhausen, Druckluft
05.02.2021 Göttingen, Musa
06.02.2021 Bremen, Tower