Review von Tobias:
Muss man noch viele Worte über Koyo verlieren? Mittlerweile sollte die Emocore Band aus Long Island zumindest mal auf dem Radar aufgetaucht sein. Gerade, nachdem die Band in den vergangenen Jahren sogar mehrmals in Europa unterwegs war.
Ein Jahr nach der ersten Full Length wird schon das nächste Koyo Release Mile A Minute für den 12. November 2024 angekündigt, da sind wir gespannt. Dann eine erste Ernüchterung: Es ist nur eine Single mit drei Songs. Ok, wobei auch die ersten EPs nur 4 bzw. 5 Songs umfassten; und die waren allesamt grandios.
Kurz beim ersten Titel gestolpert: Ten Digits Away gabs doch schon mal auf einer Single 2022? Hier findet sich der Song in einer Neuaufnahme, sehr reduziert mit mehreren übereinander liegenden Akustikgitarre und Klavierbegleitung. Das ganze bekommt den Zusatz „Deluxe“. Warum das? Nett, als Opening Track etwas irritierend, aber vor allem eben kein neuer Song. Dadurch dass die Instrumentierung so zurückgenommen wurde, fällt leider auch Sänger Joey Chiaramontes Lispeln in diesem Song recht stark ins Gewicht.
Als zweites dann aber was weitestgehend Neues mit I might not get through all of this, einer Interpretation des Tracks I might not vom Album, die nur noch sehr wenig mit dem Original zu tun hat. Auch dieser Song kommt sehr reduziert daher: sphärische Synthieklänge, Klavier und Drum Samples legen die Grundlage. Ganz bewusst schreibt die Bandinfo, dass man dadurch die Hooks noch stärker in den Vordergrund stellen wollte. Klappt auch und ist mit Sicherheit kein schlechter Song, trotzdem ist der Spannungsbogen der Single irgendwie merkwürdig.
Denn mit dem titelgebenden Mile A Minute wird dann wieder ein „normaler“ Koyo Song ans Ende gestellt. Und der ist mal wieder wirklich richtig gut. Ein schneller Emopunk Song mit einer Hookline, die im Ohr bleibt, und einfach die Stärken von Koyo wunderbar ausspielt.
Insgesamt hinterlässt diese Single aber einen irritierenden Eindruck, weil nicht klar ist, was sie eigentlich sein will. Einerseits eine Akustikversion eines bekannten Songs, andererseits ein Experiment einer weiteren Reduktion des Sounds, aber eigentlich sind die beiden ersten Tracks gefühlt nur Hinleitung auf den Titelsong. Und dann sind die 12 Minuten auch schon um.
Muss man das jetzt als neues Release bewerben? Vor allem, weil die Single Stand heute eh nur digital erscheint?
Und ist das dann eine Doppelreview wert? Als wir beide uns bei der Ankündigung dass es eine neue EP von Koyo geben wird, wieder als Duo gemeldet haben, konnten wir ja noch nicht ahnen dass es zum einen nur drei Songs sind, und zum anderen nur ein wirklich komplett neuer darunter ist.
Review von nita:
Mit Koyo aus Long Island habe ich mich (leider) erst 2023 nach Empfehlung von Tobias mit deren Debütalbum Would You Miss It? beschäftigt. Und ich war sofort hin und weg von deren hymnischen, kraftvollen und melodischem Sound. Ein Jahr nach dem Debüt veröffentlichen Koyo am 12. November 2024 eine EP namens Mile A Minute mit drei Songs. Davon sind mit Ten Digits Away und I Might Not Get Through All Of This zwei bereits alte Bekannte vertreten. Oder eben auch nicht. Denn Koyo hat diese im Original sehr kraftvollen und energiegeladenen Stücke komplett neu interpretiert und im neuen Gewand aufgenommen.
Beide Titel sind sehr zurückgenommen und ruhig arrangiert. So kommt I Might Not Get Through All Of This nun fast schon Trip Hop ähnlich und mit Chill Out Feeling mit Klavierklängen und zartem Gesang daher. Der Song wirkt so auf die emotionale und lyrische Stimmung konzentriert. Laut Sänger Joey Chiaramonte fühlt sich für ihn so der Oktober auf Long Island an. Auch bei Ten Digits Away ist das Tempo rausgenommen und man merkt die Liebe zu den Details, die in die neue Version gesteckt wurde.
Der einzig komplett neue Song der EP ist das energievolle und emo-punkige Mile A Minute. Dieser Song spiegelt laut Sänger Joey den aktuellen musikalischen Stand der Band wider. Auf dieser EP kann man Koyo mal etwas anders erleben und gleichzeitig bekommt man mit Mile A Minute alles, was man an Koyo so sehr lieben kann.
Im Frühjahr sind sie dann auch wieder bei uns live zu sehen.
Koyo live 2025
w/ Four Year Strong & Shoreline
Feb 02 Munich, DE @ Ampere
Feb 10 Vienna, AT @ Arena
Feb 12 Berlin, DE @ Hole 44
Feb 13 Hamburg, DE @ Logo
Feb 14 Cologne, DE @ Luxor
Feb 16 Eindhoven, NL @ Dynamo
Feb 17 Paris, FR @ Le Backstage By The Mill
Tracklist
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Ten Digits Away (Deluxe)
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I Might Not Get Through All Of This
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Mile A Minute