Koyo - Would You Miss It? (2023)

Review von Tobias:

Koyo aus Long Island, New York haben mit nur drei EPs und konstantem Touring seit ihrer Gründung 2020 extrem viel Aufmerksamkeit erzeugt. Nun legen die fünf mit Would You Miss It? ihr erstes Album vor.

Koyo (photo credit: Rebecca Lader)

In den vergangen Jahren hat die Band eine steile Karriere im Schnelldurchlauf absolviert: kam die erste EP noch auf The Coming Strife Records und Life & Death Brigade heraus, veröffentlichten Koyo den Nachfolger Drives Out East schon auf Triple B Records, nur um dann direkt einen Plattenvertrag bei Pure Noise Records zu signen.

Der Bandname ist dabei erstmal ungewöhnlich: Koyo ist der japanische Begriff für den Wechsel der Farbe von Blättern im Herbst. Muss man auch erstmal wissen…

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Koyo nutzten bei der Promo für die zweite EP mal den Claim „Emo is back“ und damit liegen sie nach wie vor gar nicht so falsch. Emo(core) jenseits jeglicher Retorte, die in den letzten 20 Jahren mal als Emo verkauft wurde, ist immer noch die treffendste Schubladen. Dabei sind Parallelen zu Vertretern wie Taking Back Sunday oder The Movielife (deren Sänger Vinnie Capuana auch mit einem Guest Vocal Spot auf What’s Left To Say zu hören ist) erkennbar, wobei Koyo einen klar eigenen Sound prägen. Verwurzelt im Hardcore sind nicht nur die ehemaligen Projekte der Bandmitglieder, sondern auch die Tour Packages auf denen sich Koyo in den letzten Jahren wiederfanden.

Koyo setzen auf ihrem ersten Album nahtlos die Songs und den Sound der EPs fort. Treibender Emo, mal mit Punk mal mit Hardcore Einflüssen in klassischer Besetzung ohne viele Spielereien wie Samples oder außergewöhnlicher Instrumentierungen.

Markant liegt Sänger Joey Chiaramontes Stimme (zu der es nachher noch etwas zu sagen gibt…) über den Songs, mal mehr oder weniger angezerrt oder ruhiger zurückgenommen, aber häufig mit großartigen Gesangslinien.

Das Album beginnt relativ unspektakulär mit 51st State. Ein treibender Uptempo Song, aber ohne wirklich die Highlights in der Melodieführung auszupacken. Ganz anders dann das anschließende You’re On The List (Minus One), das schon vorab als Single inkl. Video veröffentlicht wurde, mit Ohrwurm Garantie im Refrain.

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Und so geht es munter weiter. Beim fünften Track Flatline Afternoon bringen Guest Vocals von Anthony DiDio von Vein.FM eine zusätzliche Kante hinein. Das anschließende auch vorab veröffentlichte Anthem ist weniger eine tatsächliche Hymne sondern vielmehr ein energiegeladener Punksong mit gerade mal 1:42 Minuten Spielzeit.

Would You Miss It? bleibt die vollen 32min zumeist im Uptempo Bereich. (Halb-)Balladen wie noch Call It Off oder The World We Claim auf den EPs hat man sich gespart. Dafür sind die Songs des Albums aber in sich allesamt abwechslungsreich. Variationen in der Dynamik und Breaks lassen nie das Gefühl von Eintönigkeit aufkommen und die Melodien bleiben reihenweise im Ohr hängen.

Alle richtig gemacht also fürs erste Album?

Einen Punkt gibt es leider – Triggerwarnung, ab dieser Stelle nur weiterlesen, wenn ihr wirklich wollt, denn es wird schwer, danach nicht mehr darauf zu achten:

Was zum Teufel ist bloß bei den Gesangsaufnahmen bzw. dem Mix passiert??? Falsch eingestellter De-Esser? Joey Chiaramonte klingt in mehreren Songs so, als würde er seine Vocals mit seiner ganz frisch eingesetzten Zahnspange einsingen und dabei literweise Speichel im Ploppschutz des Mikrofons hinterlassen. Jeder kleine „S“-Laut wird zu einem alles überlagernden „TSCH“. Sehr deutlich z.B. in den Strophen von You’re On The List (Minus One), I Might Not oder Anthem zu hören. Die Aussprache war auch schon auf den vorherigen EPs nicht ganz sauber, who cares? Aber auch dank der transparenteren Produktion fällt es auf Would You Miss It? extrem auf. Und einmal darauf hingewiesen, fällt es schwer, diesen Makel trotz aller tollen Melodien nicht immer im Fokus zu haben. Dabei gibt es sogar Songs auf der Platte, wo dieser Effekt nicht so deutlich zu Tage tritt, wie z.B. What’s Left To Say oder Postcards.

Fazit

Was bleibt also unterm Strich? Eine extrem aktive Band bleibt sich trotz rasanter Karriere treu und legt eine Platte voller wunderbarer Songs und Melodien vor. Ich hoffe, über die Zeit rückt der eine Makel, der sich aktuell immer wieder ins Ohr drängt, weiter in den Hintergrund. So dass man die Frage „Would You Miss It?“ Mit einem klaren „bloß nicht“ beantworten kann.

Koyo kommen im Dezember bereits wieder nach Deutschland, diesmal in größere Clubs zusammen mit Stick To Your Guns.


Review von Nita:

„Vergesst all das Emo-Screamo-Retorten-Gedöns aus den 2000er und 2010ern, schmeißt den Kajalstift und schwarzen Nagellack weg. This is the real shit“. So schrieb Tobias hier in seinem 2021er Jahresrückblick über die EP von Koyo, die er zur EP des Jahres gekürt hat. Koyo ist bisher irgendwie immer an mir vorbeigegangen, ich habe immer wieder mal den Namen gelesen, zuletzt im Zusammenhang mit der anstehenden Tour von Stick To Your Guns Ende des Jahres in Europa.

Und dann steht da eben dieser Kommentar von Tobias im Raum. Grund genug vorab mit in die 11 Songs des Debütalbum Would You Miss It? reinzuhören und meine Meinung kund zu tun. Und ja, this is the real shit! Das Album in drei Worten: hymnisch, kraftvoll, melodiös. Die Mitglieder von Koyo sind auch in anderen Bands unterwegs, doch das hier ist wohl ihr Herzensprojekt, in dem die fünf Freunde einfach ohne Einschränkungen zusammen musizieren können. Die Spielfreude und Leichtigkeit zieht sich durch die komplette Platte. Diese ist der perfekte Soundtrack für eine gute Zeit. Es ist die Art von Musik, die sich wie ein Zuhause anfühlt weil sie viel Bekanntes hat und so harmonisch daherkommt.

Der Einstieg ist mit 51st State extrem hymnisch und geht direkt ins Ohr, da schlägt mein Emoherz gleich schneller. Bei den ersten Klängen von You’re On The List (minus one) hatte ich erst die alten Donots vor Augen, dann kamen noch Blink182 um die Ecke. Für derartige Assoziationen auch zu anderen Bands wie Taking Back Sunday oder The Movielife ist das Album echt prädestiniert. Und doch haben Koyo besonders durch den Gesang von Joey Chiaramonte ihren ganz eigenen Charakter.

Flatline Afternoon mit Gastpart von VeinFMs Anthony DiDio finde ich durch die treibende Energie und den wechselnden Gesang und die eingestreuten Screamo Elemente sehr stark. Ebenso die folgenden Songs Anthem und Sayonara Motel mit purem Emo und Metalic Core Feeling. Koyo hat ein Händchen für gewaltige Singalong Parts, besonders schön zu hören in Message Like A Bomb zusammen mit Glassjaws Daryl Palumbo.

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Ich mag den Sound und die Stimmung auf Koyos Debütalbum sehr. Einzig bemängeln könnte man, dass die Stücke untereinander doch sehr ähnlich und gleichförmig und dadurch etwas wiederholend sind. Aufgelockert wird es dann aber durch verschiedene Gastsänger, was ja auch wirklich nochmal Schwung reinbringt. Na und andererseits kann man sich dann auch doch wieder genau wegen dieser Harmonie und Geradlinigkeit so schön in dem Album verlieren.

Schön dass ich zum (gefühlten) Jahresende hin noch eine neue Band für mich entdecken konnte. Wenn Ihr starke Gitarren, tolle Melodien und hymnische Momente in Songs mögt, dann hört unbedingt mal rein!

Tracklist

  1. 51st State
  2. You’re on the List (Minus One)
  3. Life’s A Pill
  4. I Might Not
  5. Flatline Afternoon
  6. Anthem
  7. Sayonara Motel
  8. Message like a Bomb
  9. What’s Left to Say
  10. Postcards
  11. Crushed
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– Playlist: Happy Release Day

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