Kreator. Diese Band muss nicht mehr vorgestellt werden, ist sie doch eine der Trash-Metal-Bands, die nicht mehr wegzudenken ist. Seit ungefähr 40 Jahren bereichert die Band rund um Mille Petrozza die Musikwelt mit Lärm. Hate Über Alles ist die nun mittlerweile 15. Studio-Veröffentlichung der Ausnahmekünstler mit Ursprung in Essen. In der Szene, aber ebenso darüber hinaus, sind sich fast alle einig: Kreator haben durch ihre bisherige Laufbahn nicht nur die Metalszene, sondern auch die Musikwelt nachhaltig geprägt. So sagt Mille:

 Selbstverständlich bin ich trotzdem in der Metal-Szene zu Hause, das ginge auch gar nicht anders. Ich muss auch immer wieder eine Lanze für diese Szene und ihre Menschen brechen. Generell bin ich davon abgesehen aber gar nicht unbedingt so der Szenetyp, sondern in erster Linie Musikfan. Diese ganzen Genrebegriffe haben wenig mit der Realität zu tun, das sind Marketingbegriffe, die erfunden wurden, damit die Leute sich im Plattenladen zurechtfinden.

Hate Über Alles beweist wieder mal, dass Kreator sich nicht von irgendwelchen Genregrenzen beschränken lassen. Klar, ist es Metal, klar ist es laut und wild, dennoch wird mal mehr und mal weniger das Grundgerüst Metal ordentlich mit anderen Genres vermischt. Und das gelingt der Band in jedem Moment mit Leichtigkeit. Allerdings holt mich das Album nicht ganz ab. Aber beginnen wir mal von vorn.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

- NEWSLETTER -

Video laden

Kreator geben direkt zum Start des Albums mit einem kurzen Intro noch eine Chance zum Durchatmen. Sergio Corbucci Is Dead kommt mit leichten Western-Anleihen daher, zu Unterstützung wurde die italienische Band Fleshgod Apocalypse mit ins Boot geholt. Nach nicht mal einer Minute drehen Kreator von Null auf 100. Hate Über Alles knallt so richtig und konnte auch schon als Videoauskopplung überzeugen. Definitiv einer der stärksten Songs des Album, welcher zudem beweist, dass Kreator auch nach jahrzehnten der Musik keinen Deut an Kraft verloren haben. Kreator waren schon immer gesellschaftskritisch und viel mehr als nur einfaches Geschrei. Mit Hate Über Alles bringt es Mille aber auf den Punkt und zeigt klare Kante:

Die Leute schreien sich nur noch an und gehen sich direkt an die Gurgel. So wird Hass zum Druckmittel: ‚Wenn ihr nicht macht, was wir sagen, wählen wir AFD‘.

Killer Of Jesus schließt sich dem hohen Tempo an. Trotz Trash-Metal gelingt es Kreator immer wieder Melodien zu erschaffen, die zwangsläufig im Kopf bleiben. Wenn dann das Gitarrensolo querbeet durch den Song pflügt, dann ist das ein Gefühl des Genugtuung. Crush The Tyrants walzt sich durch den Gehörgang, verblasst aber sofort, wenn Strongest Of The Strong anläuft. Trotz Gemächlichkeit entwickelt der Song einen unglaublichen Sog, der den Song zu einem wahren Fest werden lässt. Hier passt einfach alles. Die Doublebass, das Gitarrenspiel, der Basslauf von Frédéric Leclercq, welcher von Dragonforce zu Kreator gewechselt ist und das interessante Ende des Tracks. Live verspricht die Nummer enorm viel Potenzial.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein Album hat starke und schwache Songs. Become Immortal gehört zu Zweiterem. Die Nummer will mich nicht wirklich abholen. Die Bridge vor dem Solo ist nett, reicht aber leider nicht, um mich zu überzeugen. Glücklicherweise steht als nächstes Conquer And Destroy an. Neben Hate Über Alles und Strongest Of The Strong gehört diese Nummer zu meinen Highlights. Nach einem ruhigen Gitarrenspiel wird einmal „Conquer And Destroy“ geshoutet und ab geht die Lutzi. Zwangsläufig fühle ich mich ein stückweit an Pleasure To Kill erinnert, besonders wenn das Solo einsetzt. Eine feine Nummer, die hoffentlich auch auf der Bühne gespielt wird.

Die dritte und bisher letzte Videoauskopplung Midnight Sun konnte mich musikalisch wiederum bisher nicht packen. Das Video, mit der offensichtlichen Anspielung auf den fantastischen Film Midsommar, weiß zu überzeugen. Die Nummer an sich ist auch fein, ebenso das Feature mit Sofia Portanet, aber beim Refrain verliert mich Kreator dann leider vollständig.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Gleiches gilt für Demonic Future, eine wirklich schnelle Nummer. Aber mir fehlt der Moment, wo ich den Song greifen kann, der Wow-Moment. Vielleicht wirkt die Nummer auf CD oder Vinyl nochmal anders, rein digital ist da leider nicht so viel zu holen. Pride Comes Before The Fall beginnt wieder ruhig mit klarem Gesang, welcher absolut zu überzeugen weiß. Mille weiß, wie das Interesse geweckt werden kann und schreckt glücklicherweise dabei auch nicht vor klarem Gesang zurück. Außerdem glänzt Pride Comes Before The Fall mit einem großartigen Riff und der fein eingesetzen Doublebass. Im Mittelteil wird der Song dann etwas ruhiger, aber es wäre nicht Kreator, wenn dann ordentlich für das Solo aufs Gaspedal getreten werden würde.

Dying Planet bildet den Abschluss des Albums und thematisiert den Klimaschutz. Trotz der relevanten Thematik lässt mich die Nummer musikalisch kalt. Vergleichend bildete auf Gods Of ViolenceDeath Becomes My Light den Abschluss, der dort auch deutlich gelungener war. So schwankt Hate Über Alles zwischen großartigen Werken, wie bei Kreator gewohnt, und dann aber auf der anderen Seite einigen Nummern, die mich nicht zu überzeugen wissen. Vielleicht auch weil das Vorgängeralbum Gods Of Violence so verdammt stark war. Mille meint:

Musikalisch wollte ich ein bisschen greifbarer und kompakter werden. Wir wollten eingängige Songs schreiben, die die Leute live feiern können. Im Thrash oder generell im Metal sind vermeintliche Genre-Regeln bisweilen wichtiger als die Qualität der Songs. Mir persönlich ist das Genre im Grunde aber egal, es gibt nur gute und schlechte Songs.

Seit dem Sommer 2019 wurde an Hate Über Alles gearbeitet, bedingt durch die Pandemie wurde die Veröffentlichung verschoben und nun ist es bald soweit. Hate Über Alles ist ein Album, wie man es aus dem Hause Kreator erwarten würde. Durch einige externe Genreeinflüsse gewinnt die Platte an Vielfältigkeit, welche aber dann auch nicht immer ganz zu überzeugen wissen.

Hate Über Alles erscheint am 10. Juni 2022 über Nuclear Blast auf CD, Vinyl und digital.

Tracklist

  1. Sergio Corbucci Is Dead
  2. Hate Über Alles
  3. Killer Of Jesus
  4. Crush The Tyrants
  5. Strongest Of The Strong
  6. Become Immortal
  7. Conquer And Destroy
  8. Midnight Sun
  9. Demonic Future
  10. Pride Comes Before The Fall
  11. Dying Planet
- Werbung -
– Playlist: Happy Release Day

Beitrag kommentieren

Bitte gebe dein Kommentar ein
Bitte gebe dein Name ein