Endlich mal ne Buch-Review meinerseits. Und dann hab ich auch gleich noch ein wirklich witziges Exemplar erwischt. Das Buch heißt Lachen für Linke und wurde von einem gewissen Schning verfasst. Über den Autor gibt es ein kleines Absätzchen am Anfang des Buches aber viel erfährt man nicht über den Witzbold, welcher dieses Buch verfasst hat. Oder auch die Witzboldin, denn selbst das ist hier nicht klar definiert. Aber das klärt sich im Buch dann relativ schnell, dass die Person männlich ist. Geboren in Eisenach im Nazi-Terror dieses Gebiets, schulisch nicht direkt erfolgsgekrönt und mit einer On-Off-Beziehung mit dem Jobcenter, so wird die Vorstellung auch schon humorvoller Art gehalten.
Was haben aber die vielen Geschichten und Anekdoten zu bieten? Nun, es sind Erzählungen aus dem Leben des Autors, welche in witziger Weise reflektiert werden. Aber nicht nur. Auch seine durchaus ernsten Stellen finden sich in diesem Buch wieder. Dinge, mit denen man vielleicht auch selbst konfrontiert war. Auch mir ging es so, dass ich an manchen Stellen lachen wollte, mir das aber irgendwie nicht gelang, denn ich fühlte mich der Situation durchaus ernsthaft verbunden. Klar, ich bin nicht im Osten der Wende aufgewachsen, aber dennoch gibt es auch im bayrischen Hinterland gewisse Tücken. Vor allem in den Neunzigern.
Ich werde einen Teufel tun und euch jetzt die einzelnen Kapitel zusammenfassen, denn den Lesespaß darf ich euch nicht nehmen. Ich hab mir ein Kapitel raus gepickt, das mir persönlich sehr gut gefallen hat und mir selbst Erlebnisse meiner Jugend hervorgerufen hat.
„Gera“: Die Schilderung des alltäglichen braunen Sumpfes in Thüringen fährt mir immer wieder eiskalt den Rücken runter. Wenn dann schon eine Besuchsfahrt zur Freundin dazu führt, dass man sich gebückt durchs Gebüsch manövrieren muss, um nicht einer Horde Faschos in die Arme zu laufen. – Ende der 90er und Anfang der 2000er hatten wir in einem Nachbarkaff so einen „Naziwirt“. Auch ich kenne die Situation, wenn man aus dem Laden kommt, einen Slime-Pulli anhat und sich dann an ein paar Zwei-Meter-Riegeln vorbei schleichen muss, nur um nicht die Fresse voll zu bekommen. – Aber auch in dieser Erzählung kommt trotz allem Entsetzen immer wieder ein Schmunzeln auf. „Ich packte das Stuhlbein wieder zurück in die Jackentasche, BFE-Bullen und Greiftrupps gab es zwar auch damals schon, aber nicht auf dieser Demo. Es war eher ein Unentschieden.“ So easy going und locker eine eskalierende Situation zu umschreiben, da liest sich auch eine Prügel-Situation zwischen Faschodemo und linker Gegendemo völlig entspannt.
Definitiv ein gelungenes Buch, das ich hier in Händen halte. In einer unnachahmlichen Art und Weise erzählt es sozusagen die Geschichte nach der Wende aus der Sicht eines Punks in Ostdeutschland. Gespickt mit Situationen, in die man sich selbst reindenken kann, aber auch absurde Schilderungen, die zum Schmunzeln anregen. Absolut empfehlenswert. Das Werk ist im bookra Verlag erschienen. Lachen Für Linke – Der Titel triffts.