Kurze Vorgeschichte:
Es war 2010 oder 2011, als mich ein mir bekannter Skinhead ansprach. Er wusste, dass ich Hardcore-Konzerte veranstaltete und fragte, ob ich ihm bei der Organisation eines Oi! Konzertes helfen könnte. Er hatte Kontakte zu diversen Bands, aber keinen Plan, wie man eine Show organisiert. Ich sagte ihm damals zu. Ich weiß nicht mehr alle Bands, die an dem Abend spielten. Jedenfalls waren das eine Gewohnheitstrinker und das andere war eine Band aus Paris namens Maraboots. Maraboots mit ihrem Sänger Victor hauten mich förmlich um. Wie wenig konnte ich damals wissen, dass aus Victor mal Wattie werden sollte und er Frontman von einer der größten Oi! Bands Europas sein wird. Funfact, im Publikum war damals ein Renee namens Diana. Diana gehört heute Randale Records – der Rest ist wohl Geschichte.
Lion’s Law
Wie oben erwähnt, wurde aus Victor Wattie und Lion’s Law wurde geboren. Die Pariser Streetpunk/ Oi! Band brauche ich kaum noch einem vorzustellen. Durch unermüdliche Touren und verdammt gute Songs erspielten sie sich über die Jahre einen Namen in der Szene. Live immer top. Menschlich immer sympathisch.
Evermore
Vorab gab es bereits die erste Single Sewer Rats und die machte Lust auf mehr. Der Song ist großartig. Wie eigentlich alle Songs auf dem Album besticht er durch Melodien, hymnische Refrains und übertrieben geilen Gitarrenriffs. Im krassen Gegenzug zu den Melodien steht Watties Stimme. Ich finde die diesmal irgendwie rauer, angepisster und wütender als sonst. Das könnte aber auch vor allem an den Inhalten der Texte liegen. Ganz klar gibt es auf Evermore Hymnen wie zum Beispiel Brothers, Sewer Rats, oder dem Titeltrack Evermore, aber nicht mehr unbedingt in so einer „Partystimmung“, wie es der Fall bei For My Clan oder Lafayette oder ähnlichem ist. Die Welt ist am Arsch, und das Besingen Lion’s Law auf Evermore. Ob es um die Gentrifizierung von Paris geht oder eben den desaströsen Zustand der Erde wie in The World is On Fire. Allzu viel Hoffnung versprühen sie auch nicht gerade mit dem Song Evermore. Hier singen die Pariser, dass sie das Träumen aufgegeben haben und keine Pläne für eine Zukunft in dieser verrückten Welt haben.
Klar dürfen auf einem Oi!-Album auch die Skinhead-Themen nicht fehlen. Die kommen in Form von Crucified und The Code, was ein richtiger Banger geworden ist. Überraschend ist dann noch das Flog Of Seagulls Cover von I Ran. Hätte mir auch nicht vorstellen können, dass das in einer Punkversion funktioniert.
Fazit
Trotz der seriösen Themen dürfte Evermore das bisher beste Album von Lion’s Law sein. Die Band verbindet alles, wofür sie bekannt und beliebt ist, und pusht es noch eine Stufe weiter. Der aktuelle Zeitgeist wurde hier eingefangen und für immer auf Vinyl gepresst. Trotz dass Hauptsongwriter Louis die Band verlassen hat, hat die Band hier in kollektiver Arbeit etwas Großartiges geschaffen. Zu früh für Album des Jahres? Vielleicht! Ich sage trotzdem mal: Höchstwahrscheinlich!
Tracklist:
- Paris
- Brother
- Lonely road
- Back in time
- Sewer rats
- Extinction
- The World is on Fire
- Ouverture
- Crucified
- The code
- Before your eyes
- Carved into stone
- Evermore
- The City that Never Dies
- I Ran (A Flock of Seagulls Cover)