Loikaemie sind einfach eine Bank! Soviel kann ich schonmal vorweg nehmen. Es ist ja eh kein Geheimnis, dass die Band wie kaum eine zweite die Oi!-Szene hierzulande massiv geprägt hat. Nun bin ich zwar kein Fan der allerersten Stunde und kam erst relativ spät dazu, mittlerweile fasziniert mich die Legacy, die Live-Energie und die aufgenommene Musik aber ungemein. Es ist also absolut fantastisch, dass die Band nach ihrem großen Comeback 2022 nun auch endlich wieder ein Studioalbum veröffentlicht hat – immerhin 16 Jahre nach dem selbst-betitelten Album von 2007.
Menschen startet hervorragend und so wie man es von Loikaemie erwartet: mit klarer politischer Haltung gegen Nazis, Schwurbler und alle anderen Verwirrten. Was aber gleich beim ersten Song Wenn wir alle so wären auffällt: Loikaemie gehen das ein oder andere musikalische Experiment ein – in diesem Fall leichte Uptempo-Beats in der Strophe. Vielleicht würde mancher sagen, dass das nicht zu 100% als Oi!-Track über einen drüber rumpelt und es sich an manchen Stellen gar „poppig“ anhören könnte. Ja, das Album ist melodisch und ja, genau das mag ich an Menschen.
Die Platte lebt vor allem von den Texten, aber auch von einem musikalischen Facettenreichtum, das dafür sorgt, dass es zu keiner Zeit langweilig wird. Oft geht es sehr direkt zu Sache wie z.B. in Ewig, Meins und nicht Deins oder dem Titeltrack. Manchmal kommen aber auch die erwähnten Uptempo-Beats durch, die wirklich frischen Schwung in die Bude bringen (z.B: im sehr coolen Lumpenmann).
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Drei Songs stechen für mich aber besonders aus dem ohnehin schon super hohen Niveau heraus: Zum einen ist da Nicht die Falschen hassen. Dieser überragende Punkrock-Song hat alles, was ich mir für einen tollen Track wünsche: einen starken Text, vor allem aber eine grandiose Gitarrenmelodie und einen Refrain, der seit Wochen nicht aus meinem Kopf verschwinden will. In die gleiche Kategorie fällt Was soll die ganze Scheisse?. Auch hier trifft toller Text auf 110 Prozent Energie und eine Melodie, bei der ich jetzt schon weiß, dass live alle komplett durchdrehen werden. Der dritte Song im Bunde meiner jetzt schon persönlichen All time favorite-Loikaemie-Songs ist Einer von vielen. Musikalisch werden viele bestimmt erstmal von den etwas ruhigeren Tönen erstaunt sein. Das selbstreflektierte Stück wird mit der Zeit aber zu einer gigantischen Hymne, die sich immer weiter aufbaut und in einem glorreichen Refrain endet, der bei mir dafür gesorgt hat, dass ich den Song nach dem ersten Mal hören direkt 4-5 Mal wiederholt habe – was für ein Hit!
Aber auch alle anderen Songs sind klasse und sorgen dafür, dass man sich schnell wundert, dass einem die 38 Minuten Laufzeit wie 15 Minuten vorkamen. Meiner Meinung nach ist es das kurzweiligste Loikaemie-Album und auf jeden Fall ein Anwärter auf die Platte des Jahres. Es war zu schade, dass ich die Berlin-Show im Oktober verpasst habe (mit unserem Stäbruch Festival war ich aber auch sehr gut versorgt). Ich bin mir sicher, dass dort schon vor Release einige Songs von Menschen live gespielt wurden und mit Sicherheit ordentlich abgingen. Ansonsten freue ich sehr, wenn ich die Band im nächsten Jahr hoffentlich irgendwo live erwische. Ich bin mir nämlich zu 100 Prozent sicher, dass diese Songs, die auf Platte schon so wahnsinnig abgehen, auch vor Publikum total stark sind.