Wir haben uns mit Lucifer Star Machine-Sänger Tor Abyss ein wenig über das am Freitag kommende Album The Devil’s Breath (VÖ: 03. April 2020) ausgetauscht. Wohin die Reise geht und wie der Weg dorthin war, lest ihr hier:
AWAY FROM LIFE: Lucifer Star Machine veröffentlichen im April ihr neues Album. Wofür steht Lucifer Star Machine?
Tor Abyss: Wir standen schon immer für in-die-Fresse-Rock’n’Roll. Jedoch hatten wir mit diesem Album einen sehr hohen Anspruch und wollten noch mehr Wert auf eingängige Melodien und eine transparente Produktion legen. Wir sind aufgeschlossen was Musik betrifft und können uns auch von völlig anderen Richtungen wie z.B. Doo Wop, Country oder Northern Soul beinflussen lassen. Ich bin der Meinung, wenn etwas gut ist, ist es gut, vollkommen egal zu welchem Genre es gehört. Manche Songs auf dem Album sind daher schon fast poppig geraten aber gehen trotzdem richtig nach vorne. Ich bin mächtig stolz auf das Album und unsere Entwicklung. Es steckt viel Arbeit und Herzblut drin.
AFL: Ihr tragt allesamt Bandkutten und dazu gerne noch Caps im Stil kalifornischer Gangs. Wieso der Ganglook?
Tor Abyss: Natürlich weil es cool as fuck aussieht! Ich fand schon immer Bands geil, die einen theatralischen bzw. einheitlichen Look hatten, allen voran Turbonegro…also zu Apocalypse Dudes Zeiten zumindest. Ich wollte auch schon immer diesen Zusammenhalt haben. Dazu braucht man natürlich die richtigen Leute. Ich habe lange danach gesucht, aber jetzt habe ich die richtigen Jungs gefunden. Jeder hat nen ähnlichen musikalischen Background und den gleichen beschissenen Humor, ist kein Musik-Nazi und hängt sich rein um was zu reißen. Jetzt sind wir nicht nur ne Gang, ne, wir sind auch unbesiegbar, haha!
AFL: Der Look ist auch ähnlich dem der Hip Priests aus England. Lee Love, Gründungsmitglied der Hip Priests, und du, ihr habt zeitgleich in London gewohnt. Habt ihr euch da kennengelernt und besteht da eine Verbindung zwischen den Bands?
Tor Abyss: Wir haben, als wir noch in England ansässig waren, relativ oft mit den Hip Priests gespielt. Die Szene in UK ist relativ klein. Ich kenne Lee noch von seiner alten Band The Divine Brown. Austin war mit Nathan in einer Bands namens God‘s Chosen Dealers. Er hat mir damals ein Demo geschickt, weil sie mit uns spielen wollen. Ich kenn die Jungs also schon sehr lange, noch bevor es die Hip Priests gab. Sie und wir haben in London vor Ewigkeiten The Lords Of Altamont supported. Diese hatten den Look mit den Kutten. Hip Priests und wir noch nicht. Ich denke da ist die Idee entstanden. Lee und ich sind zwei Dickschädel. Es gab zwischen uns leider immer eine unausgesprochene Rivalität.
AFL: Die Band hatte sich ja bereits 2002 in London gegründet. 2012 bist du nach Hamburg zurück gekommen und hast dir 2014 eine rein deutsche Band zusammengestellt. Ihr wohnt nun nicht grade alle nah beieinander. Wie funktioniert das mit proben und songwriting?
Tor Abyss: Nach der Neuaufstellung waren anfangs alle Mitglieder aus Hamburg, aber das ging nicht lange gut.
Besetzungswechsel gab es bei uns viel zu viele. Jetzt wohnen drei der Jungs in Braunschweig, einer in Fulda und ich in Hamburg. Das läuft aber alles ohne Probleme. Wir haben nen WhatsApp Chat und sind so gut wie jeden Tag in Kontakt. Wir proben meistens nur bevor wir auf Tour gehen. Das neue Album wurde, bis auf wenige Ausnahmen, per WhatsApp geschrieben. Wir haben Aufnahmen von Ideen hin und her geschickt und ergänzt. So sind die Demos für das Album entstanden.
AFL: Auf eurem neuen Album sind Songs drauf die bereits vor bis zu fünf Jahren veröffentlicht wurden. Seht ihr das Album als Präsentation des Gesamtwerks der deutschen Besetzung?
Tor Abyss: Wir hätten die drei Songs auch weglassen und ein Album mit 10 Songs veröffentlichen können. Hätte auch gereicht. Aber die Songs gab‘s nur auf 7“ Vinyl bzw. super-limitierten 10“ Lathe Cut und wir dachten einfach sie sollten auf nem Album sein. Wir haben sie deshalb re-mixed und re-mastered und dem Sound des Albums angepasst.
AFL: Das Video zu Baby When You Cry ist schwer dramatisch. Ein junges Mädchen, totaler Aussenseiter, wird von allen ausgelacht und steht am Ende vor dem Suizid. Wie persönlich ist diese Nummer?
Tor Abyss: Sie ist nicht direkt persönlich aber ich fand das Thema wichtig. Mobbing hat starke Auswirkungen auf die Seele und viele junge aber auch bereits ältere Menschen gehen daran zu Bruch. Das Thema ist allgegenwärtig und für viele Betroffene ist es schwierig um Hilfe zu fragen oder gar aus der Situation auszubrechen. Ich scheue mich nicht mehr auch ernste Themen aufzugreifen. Unsere ersten beiden Platten waren eher banal aber ich entwickle mich gerne weiter.
AFL: 2018 hat Gods Candy Records eine EP zu Evil Blood veröffentlicht. In naher Vergangenheit hatten viele Bands Probleme mit dem Label und das auch teilweise öffentlich ausgetragen. Lief das bei euch alles glatt?
Tor Abyss: Ich habe das auch öffentlich ausgetragen. Kannst du auf unserer Facebook-Seite nachlesen. Der Typ geht leider gar nicht. Anfangs lief alles super. Er hat die EP erstmal als 10“ Lathe Cut Picture Disc veröffentlicht. Das sollte nur Promo-Zwecken dienen. Die Auflage war limitiert auf nur 50 Stück. War auch alles gut soweit und ich dachte er ist super cool. Der eigentliche Release sollte an Halloween 2018 stattfinden. Glow-In-The-Dark-Vinyl in mehreren Farben, Cover mit Prägedruck…er hat gesagt, dass er jede Veröffentlichung so besonders wie nur möglich machen will. Dann absolute Funkstille. Jede meiner Nachrichten wurde komplett ignoriert und glaube mir, ich bin bis zum Schluss freundlich geblieben. Selbst als ich geschrieben habe, dass er mir keine andere Wahl lässt, als an die Öffentlichkeit zu gehen, gab es keine Reaktion. Wir hatten den Release angekündigt und wurden von allen Seiten gefragt was denn nun los ist. Wir hatten noch dazu Kohle in ein Video gesteckt, um den Release zu promoten. Ich kann verstehen, wenn jemand Probleme hat und ich bin der Letzte mit dem man nicht reden kann, aber dann soll er das einfach kommunizieren. Bis heute gab es keine Stellungnahme. Fick den Typen. Ich hoffe nur dass nicht noch mehr Bands auf ihn hereinfallen.
AFL: Euer Cover wurde von Lukasz Jaszak entworfen. Lukasz ist in erster Linie als Fotograf bekannt. Wie habt ihr zueinander gefunden?
Tor Abyss: Łukasz hat bisher bei drei von vier Alben das Cover und Layout gemacht. Nur bei Rock’n’Roll Martyrs habe ich es selbst in die Hand genommen. Der Kontakt kam damals vor etwa 16 Jahren über unser damaliges Label Noisemaker zustande. Das wäre mir jetzt nicht bewusst, dass Łukasz mehr als Fotograf bekannt ist. Seit ich ihn kenne, hat er schon immer beides gemacht, also war Grafiker und Fotograf.