Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich Madball zuletzt in einem Club spielen sehen habe. Offensichtlich muss es schon einige Zeit her sein, denn erinnern kann ich mich nicht genau. Nicht, dass ich die vier New Yorker Buben nicht auf den gängigen Festivals oder Hallen-Festival-Touren ab und an mal wieder gesehen hätte, aber: Ein kleiner, stickiger Kellerladen, 300 schweißtriefende Gäste, es tropft von der Decke – und dann noch in unmittelbarer Nähe meines Zuhauses?! DAS ist doch mal eine willkommene Abwechslung.
Mit For the Cause bringen die Jungs auch gleich einen neuen Longplayer mit über den Teich. Reinhören konnte ich erst just vor der Show und die sehr unterschiedlich ausfallenden Reviews ließen mich nicht minder neugierig werden, was mich heute auf der Bühne erwarten würde. Verstärkung aus Ludwigshafen und Schweinfurt sollte mich begleiten und so ging es um halb 8 los von Offenbach nach Mainhattan.
Einlass sollte, trotz sehr spät und gefühlt gar nicht bekannt gegebener Vorband, bereits um acht Uhr sein. Als wir unsere Wartezeit vor dem Nachtleben an der Konstablerwache vertraten und uns die Zeit mit kühlen Getränken versüßten, kristallisierte sich heraus, dass bereits Eyes Of Tomorrow aus dem Ruhrpott die Bühne vorgewärmt hatten. Sehr schade! Blieb mir doch die letzte Chance bereits verwehrt den Vierer, der sich unter anderem aus Ex-Mitgliedern der Bands Still Screaming und City to City zusammensetzt, live zu sehen. Zumal deren kürzlich erschienene Debüt-EP gerade schon wieder ausverkauft ist. Nun ja, der Tag wird kommen, da werde ich es schaffen.
Nach weiteren Erfrischungsgetränken hieß es dann „Los runter, Madball fängt an!“. Dem Lockruf folgten auch ziemlich alle Gäste des mehr als gut gefüllten Nachtleben. Doch zur Überraschung der Gäste folgte eine weitere Wartepause von circa 40 min. Die Band kam wohl mit etwas Zeitverzug in der Hauptstadt des Verbrechens an. Die weiter aufgeheizten Gemüter, konnten aber ihre aufgestaute Energie zeitnah loswerden, denn dann ging alles recht schnell.
Der erste Song, Heaven and Hell, hatte noch nicht ganz angefangen, schon wurde aus dem stickigen Menschenbrei eine brodelnde Masse. Der Band eilt der Ruf voraus, live immer wieder ein Erlebnis zu sein und auch nach fast einem Jahrzehnt wurde ich nicht enttäuscht: Alles beim Alten – zum Glück!
Für den bereits vor einigen Monaten ausgeschiedenen Mitts schlug wieder Dominik von Born from Pain sein Plektrum auf den Sechssaiter. Man merkte der Band an, dass sie offensichtlich Bock hatte zwischen den Festivals auch mal auf einer kompakten Bühne aufschlagen zu können.
Neben hauptsächlich älteren Songs fanden auch Stücke vom neuen Release wie Freight Train oder Rev Up ihren Weg in die Setlist. Über den Sound der neuen Sachen kann man selbstverständlich streiten (bei welcher Band in der Liga scheiden sich nicht die Geister bei einer Veränderung?). Als Mensch, der eine Affinität zu Oi! Und Punk hat, kommen mir die vielen Singalongs und catchigen Riffs sehr entgegen. Nichts, was es nicht in fast vierzig Jahren Hardcore nicht schon gegeben hätte, aber der neunziger Einschlag ist definitiv rauszuhören und wer auf den Style steht, dem wird’s gefallen
Nach einer knappen Stunde war der Spaß auch schon wieder vorbei. Die Crowd vor der Bühne schien ausgetobt und der Laden war verhältnismäßig schnell geleert; was mich zum Fazit führt:
Madball war vor knapp 15 Jahren einer der ersten Hardcore-Bands die ich live gesehen habe und auch nach all der Zeit haben mich Freddy, Hoya, Mike und Dominik absolut nicht enttäuscht. Viele Hits, eine nach wie vor beeindruckende Energie und Bühnenpräsenz und ein sympathisch-authentisches Auftreten machen Madball nach wie vor zu einer der „Must-See-Bands“ der Szenegrößen.
Info: Bei dem Bild handelt es sich um ein Symbolbild von einer vergangenen Madball-Show, das von Michelle Olaya geschossen wurde. Der Beitrag wurde von Gastautor Tritschi von Veilside verfasst.