Unplugged und doch so viel Energie
Ausgerechnet in einem Jahr, in dem kaum Konzerte stattfinden konnten, nahm die Münchner Band Marathonmann mit Freunden ein Live Akustik Album auf.
Aus der Not heraus setzten sich Johnny und Michi im April 2020 zusammen und spielten ein paar Songs nur mit Akustikgitarre ein. Daraus entstand schnell die Idee das Ensemble zu vergrößern. So wechselte Johnny ans Piano, während Saskia (Geige) und Elisa (Cello) noch dazu kamen. Sänger Michi stieg vom Bass auf die Gitarre um. Dieser sagte mir zu diesem kreativen Entstehungsprozess:
Die Umstellung die Songs unplugged zu spielen in neuem Gewand ging irgendwie leicht von der Hand. Das Gefühl war einfach großartig und irgendwie hat sich alles perfekt zusammengefügt.
Diese Leichtigkeit und Spielfreude zeigt sich in allen zwölf Songs auf dem neuen Album Alles auf Null, das am 9. April bei Redfield Records erscheint. Die neu arrangierten Songs funktionierten auf den wenigen Live Shows in 2020 so gut, dass Marathonmann das Ganze nach Abschluss nicht einfach in Vergessenheit geraten lassen wollten. Und so wurde bei jeder dieser Shows mitgeschnitten und der Grundstein für die erste Live Akustik Platte der Band gelegt.
Echtes Live Feeling mit viel Herz
Das Album zieht einen mit ruhigen Tönen, intensiven Texten, echtem Live Feeling, mehrstimmigem Gesang und wunderbaren Musikarrangements der Streicher mitten hinein in diese besonderen Abende und ist ein Lichtblick in einer schwierigen Zeit. Die sonst eher schnelleren und schwungvollen Songs harmonieren hervorragend im neuen Gewand – mit neuer Aura aber gleichem Herzen sozusagen. Stücke wie Hinter den Spiegeln und Die Bahn packen mich emotional noch mehr als in den bisherigen Versionen, da der Fokus sehr auf die Lyrics gelegt wird.
Auf Alles auf Null zeigt Marathonmann eine Songauswahl quer durch alle ihre bisherigen Alben und es ist so stimmig und perfekt im Zusammenspiel. Das Album schließt mit Die Stadt gehört den Besten, dem kraftvollen Hit des Debütalbums. Das Stück vermittelt so viel Positives und ist ein wahrer Hoffnungsschimmer für kommende Live Shows.
Auch das Artwork ist wieder einmal besonders mit ganz persönlichem Bezug zur Band. Denn es zeigt die Urgroßmutter von Sänger Michi und strahlt eine ganz besondere Ruhe aus und eine gewisse Nachdenklichkeit. Er selbst sagt dazu:
Irgendwie fasst dieses Foto 2020 für mich gut zusammen. Diese Entschleunigung, dieses in sich gehen, dieses Licht in der Dunkelheit.
Schöner kann man es nicht sagen und es zeigt auch den Kern dieses besonderen Albums aus einem besonderen Jahr. Tiefgehende Texte verpackt in ruhige, in den Bann ziehende Musik, zum Träumen wenn die Welt mal wieder zu laut wird. Von mir eine absolute Empfehlung an alle, die es auch gern mal ruhiger mögen.
Tracklist
- Holzschwert
- Nie Genug
- Hinter den Spiegeln
- Flashback
- Abschied
- Die Bahn
- Rücklauf
- Wir sind immer noch hier
- Blick in die Zukunft
- Wo ein Versprechen noch was wert ist
- Am Ende nichts
- Die Stadt gehört den Besten
Wieder einmal trifft sie den Nagel auf Kopf. Besser kann man dieses Album nicht beschreiben. Ein vortrefflicher Kommentar….chappeau!