Bei Massendefekt habe ich in den letzten Jahren das Gefühl, dass sie eine der konstantesten Punkrock-Bands in diesem Land sind – und damit meine ich nicht nur die regelmäßige Release-Rate von ca. zwei Jahren zwischen jedem Album, sondern vor allem die Qualität ihrer Musik. Die letzten drei Alben sind ausnahmslos hervorragende Platten, die (mal etwas poppiger, mal etwas dreckiger) zurecht dafür gesorgt haben, dass die Düsseldorfer momentan eine der gefragtesten deutschen Punkbands sind, die völlig zurecht jedes Jahr in immer größeren Hallen vor immer mehr neuen Fans spielt. Ich stelle nach mehrmaligen Durchhören des neuen Albums Zurück ins Licht an dieser Stelle mal die These auf, dass sich dieser konstante Erfolg nach der ganzen Corona-Sache genauso fortsetzen wird.
Das neue Werk der Band erfindet das Rad nicht neu, was aber auch gut ist. Warum sollten Massendefekt von ihrem, ich nenne es mal „Erfolgsrezept“, abrücken, wenn sie es seit Jahren schaffen, sowohl eingängige aber auch wuchtige Punksongs zu schreiben? Klar ist Zurück ins Licht nicht so poppig wie Echos (zugegebenermaßen mein Lieblingsalbum der Band), dafür aber nochmal ein Stück dreckiger als Pazifik und von der Produktion her absolut überragend.
Der beste Song ist ganz klar „Autopiloten“, der als Vorabsingle ordentlich Bock auf den Rest gemacht haben. In der ersten Hälfte des Albums sollte eigentlich jeder Massendefekt-Fan das finden, was ihm an der Band am besten gefällt. Zum einen sind da die eingängigen Lieder wie „Tun Was Ich Will“ oder „Freunde, dachte ich“, dann die etwas gefühlvolleren Sachen wie „Letzte Worte“, aber auch die Spaß-Songs wie „Neelassma“. Das große Highlight wartet dann aber auf Anspielstation acht mit „Totes Land“ – Junge Junge, was ein geiler Brecher! Der wird eines Tages live richtig abgehen.
Im unserem Interview hat der neue Gitarrist Nico erzählt, dass er direkt voll ins Songwriting eingebunden wurde und dabei eine Menge Ami-Punkrock à la Rise Against oder NoFX reingebracht hat. Genau das tut der Platte sehr gut und sorgt dafür, dass Massendefekt zwar Massendefekt bleiben, dabei aber immer noch erfrischend klingen. Hintenraus schwächelt das Album zwar minimal und man hätte „Daumen Hoch“ und „Vergiss Nicht“ vielleicht auch knackiger machen können, insgesamt ist Zurück zum Licht aber genau das, was man sich von einem starken Massendefekt-Album erhofft und wird mit Sicherheit noch mehr neue Fans ranholen und dabei trotzdem die treuen Anhänger mehr als zufrieden stellen.