In unserer Rubrik Mein Label! stellen wir euch Labels und allen voran die Personen dahinter näher vor. Diese sind schließlich dafür verantwortlich, dass wir überhaupt noch physische Tonträger von unseren geliebten Bands zu hören bekommen. Darüber hinaus unterstützen diese auch zunächst kaum bekannt erscheinenden Bands dabei, ihre Musik uns zugänglich zu machen. Nicht zuletzt das ist es ja auch, was unsere Szene zusammen hält und besonders macht!
In dieser Ausgabe möchten wir euch Michi und sein Label Dedication Records näher vorstellen. Das Label wurde erst vor ziemlich kurzer Zeit gegründet. Weshalb sich Michi für ein Label entschieden hat und wieso eher auch vor finanziellen Risiken nicht zurückschreckt erfahrt ihr in in unserem Interview.
Interview mit Michi von Dedication Records
„Man macht immer weiter – ich zumindest feier alles, was keinen Verlust macht, wie einen mega Deal.“
AFL: Kannst du dich und dein Label einmal kurz vorstellen? Seit wann gibt es DEDICATION RECORDS, welche Musikrichtung veröffentlichst du und wie viele Releases hast du seit der Gründung bisher herausgebracht? Vielleicht kannst du ja einmal kurz auf die Entstehungsgeschichte und den bisherigen Lebenslauf von DEDICATION RECORDS eingehen!
DR: Also mein Name ist Michael, ich bin bald 44 Jahre alt und habe Dedication Records im Januar 2017 gegründet. Mein Hauptaugenmerk liegt bei Hardcore, Metal, Metalcore & Punk (eher Hardcore-Punk). Bisher habe ich fünf Releases veröffentlicht, aber in den nächsten Monaten geht es ganz schön rund.
Jetzt im März kommt beispielsweise ein Labelsampler mit allen Band, die ich bisher veröffentlicht habe, bzw. noch werde. Dass sind nun schon 16 Bands. Ich denke es ist ein toller Sampler geworden, der viele Titel enthält, die erst im Laufe des Jahres rauskommen. Im April kommen dann drei weitere Veröffentlichungen. Im Mai wieder zwei. Das macht dann Stand Mai elf Veröffentlichungen, die ich mit DEDICATION RECORDS herausgebracht habe.
Alles angefangen hat es mit der 7inch der Band Foxglove aus Gütersloh. Die 7inch war aufgenommen und ich hatte deren Sänger Zosch gesagt, dass ich ein Label machen möchte und ob sie etwas bei mir rausbringen wollen. Und Zack, da war DEDICATION RECORDS geboren.
Wenn die Kosten gedeckt sind, bin ich zufrieden.
AFL: Wann und weshalb hast du dich letztendlich dazu entschieden ein Plattenlabel zu gründen und FOXGLOVE damals herauszubringen? Gab es irgendein Label, das dich inspiriert hat DEDICATION RECORDS zu starten oder was waren deine Beweggründe?
Die Entscheidung das Label zu gründen, kam 2017 recht spontan. Ich habe schon immer Musik geliebt und es war immer mein Traum ein Label zu haben. Ich war 2016 recht schwer krank und dann habe ich mir einfach gesagt, so; das machst du jetzt. Ich dachte mir, wenn ich scheitern sollte, habe ich es wenigstens versucht.
Ein Label welches mich schon inspiriert hat war in jedem Fall „ Fat Wreck Chords“ und „Lost & Found“ – letztere natürlich nicht in allen Punkten. Das Prinzip von Fat ist super, man tut was man liebt und ist glücklich. (Ich weiß zwar nicht, ob das immer noch so ist, aber so war es wohl mal) – Lost & Found nur wegen der Veröffentlichungen, die haben damals schon tolle Sachen gemacht und auch tolle Sampler, Bands die man niemals sonst bekommen hätte. Mit den Bands soll das ja nicht alles so dolle gelaufen sein wie man hört, die Sachen die sie an den Start gebracht haben, waren aber toll, habe da so ne kleine Sammelmacke.
AFL: Du betreibst DEDICATION RECORDS sicher nicht hauptberuflich, oder? Wäre es für dich ein Traum irgendwann einmal das Label bzw. den Mailorder als deinen fest Job zu betreiben oder soll es lieber ein Hobby bleiben?
Nein leider reicht es in keinem Fall um davon zu leben, wenn die Kosten gedeckt sind und genug Geld für Platten da ist, bin ich zufrieden. Ich habe natürlich den Traum das Irgendwann mal hauptberuflich machen zu können, bzw. halbtags.
AFL: Gibt es eine bestimmte Message beziehungsweise bestimmte Werte, die du mit DEDICATION RECORDS vertrittst und auch nach außen hin verbreiten möchtest? Welche drei Adjektive beschreiben dein Label deiner Meinung nach am besten?
D.I.Y / Fair zu Bands und Geschäftspartnern / mit dem ganzen Herz dabei – Dedicated halt!
AFL: Der Name ist also Programm – klasse! Was sind die größten Probleme ein Label allein als 1-Mann-Gesellschaft zu betreiben? Wo würdest du dir allgemein am meisten Unterstützung erhoffen?
Es ist schon eine Menge Arbeit – auch wenn es schöne Arbeit ist! Du musst dich einfach um alles kümmern, von den Künstlern, Konzerte, Platten, Merch, Homepage, Buchhaltung bis zum verpacken der Pakete. Zum Glück habe ich eine tolle Familie und Freunde, die immer dabei sind! Ob es Hilfe bei Steuer und kaufmännischen Sachen ist oder einfach packen und Merch machen bei Shows.
Für mich ist die oberste Priorität, dass ein Release die Kosten reinbring. Alles andere ist Zugabe, der aber auch zu 100 Prozent in die Bands und das Label geht.
AFL: Wenn du dir eine Band oder ein Release heraussuchen könntest, das du über DEDICATION RECORDS veröffentlichten könntest, welche Band bzw. welches Release wäre es und warum?
Es gäbe zwei Bands die mir da sofort in den Kopf kommen SHELTER und IGNITE. Beides sind Band, die ich über alles liebe. Die Message, die Musik, die positive Botschaft – einfach der Hammer.
AFL: Wie wirst du allgemein auf neue Bands aufmerksam bzw. wie läuft so ein Singing bei DEDICATION RECORDS ab? Auf was legst du bei Bands wert und welche Tipps kannst du Bands geben, die bei einem Label anfragen? Erzähl uns mal mehr über den allgemeinen Ablauf bis letztendlich das fertige Release im Plattenladen zu finden ist!
Wie es bei anderen so läuft kann ich gar nicht genau sagen, bei mir ist das immer eine Bauch / Herz Entscheidung. Ich sehe eine Band Live oder höre sie irgendwo und / oder bekomme ein Demo. Damit befasse ich mich erst ausgiebig und erst, wenn ich etwas oft gehört habe und bei mir der Funke über gesprungen ist, kommen die nächsten Pläne. Der Funke kann aber nur überspringen, wenn die Mischung aus Musik und Band gut ist. Der Kontakt zu den Bands ist mir schon wichtig. Oft suche ich auch im Netz nach neuen Bands und bestelle mir erstmal nen Demo ohne zu sagen, dass ich ein Label habe, dieser erste Kontakt ist für mich extrem wichtig. Wenn dann alles passt, spricht man ab wie der Deal aussehen soll und ob man sich bzgl. der Veröffentlichung einig wird. Platte / Vinyl etc. Ich unterstütze die Bands dann bei allen Sache bis zum fertigen Album, einige brauchen dabei gar keine Hilfe, andere etwas mehr. Das alles macht mir aber mega Freude.
Als Tipp kann ich einfach nur geben, dass man den Labels / Leuten nett auf den Zünder gehen muss und halt ein geiles Stück Musik abliefern sollte.
AFL: Ohne Independent-Labels würde Hardcore-Punk Musik aussterben. Würdest du diese Aussage zustimmen oder ablehnen? Begründung!
100% richtig! Ohne kleine Labels, für die die Künstler nicht nur ein Produkt sind, gäbe es unsere Szene nicht mehr. Dies gilt sowohl für Konzerte als auch Platten. Für mich ist die oberste Priorität, dass das Release die Kosten reinbringt, die es gekostet hat, alles was da drüber kommt ist ein Bonus, der aber auch zu 100% in die Bands und das Label geht. Ich bin mir sicher, dass unsere Musik, bis auf ganz wenige Ausnahmen, für die Majors nicht wirklich interessant ist.
AFL: Bitte vervollständige folgenden Satz: Ein gutes Label zeichnet aus, …
…dass es wie eine Familie ist.
AFL: Du erwähntest ja bereits, dass es auch ein Risiko ist ein Label zu gründen. Was sind die großen Risiken und Probleme, die bei einem Label anfallen und warum ist für dich der Aufwand trotzdem wert?
Ein großes Risiko ist in jedem Fall, dass man nie einschätzen kann, ob ein Release, eine Show oder Tour zündet und dass am Ende ein großer Defizit entsteht, dass einem im schlimmsten Fall dann kaufmännisch den Hals bricht. Ein gute Instrument ist halt der Preorder in dem man dann das neue Album mit tollen Extra anbietet um dann abschätzen zu können, wo die Reise hingeht. Das ist bei Shows echt schlimm. Die Leute kaufen immer weniger die Karten im Vorverkauf um sich alles offen zu halten oder da es ja eh nicht ausverkauft ist. Das ist ja auch im Prinzip ok, verursacht nur immer schlaflose Nächte, wenn du da 1.000 Euro fixe Kosten hast und 10 Karten im Vorverkauf, dann bangt man schon. Die Leute die selber Konzerte machen, werden wissen was ich meine. Aber man macht immer weiter – ich zumindest und feiert jede Veranstaltung mit einer „0“ wie einen mega Deal.
AFL: So sollte es sein und kenne das was du ansprichst selbst zu gut! Sammelst du eigentlich selbst Vinyl? Falls ja, was sind deine wertvollste Vinyl bzw. was war deine teuerste Vinyl, die du dir zugelegt hast?
Ja, ich sammel selber auch schon ewig, ich weiß gar nicht, ob ich so schrecklich wertvolle Sachen habe, ich wollte meine Sammlung schon immer mal bei Discogs einpflegen, aber dafür habe ich leider nie Zeit, lieber selber Platten machen. Bei mir ist eher die Menge an Platten, die ich kaufe, das Problem.
AFL: Du hattest ja bereits erwähnt, dass bei dir einiges an neuen Releases anstehen. Was für Releases veröffentlichst du denn bei DEDICATION RECORDS in der nächsten Zeit? Und was sind deine allgemeinen Zukunftspläne?
Wie eben schon erwähnt, steht im März der Labelsampler an um die gesamten Bands mal vorzustellen, das ist auch eher als Promo zu sehen, super viel Musik für nen ganz kleinen Taler.
Im April erscheinen die Debütalben von Ewig.Endlich und Tarasque als Vinyl und als CD in toller Aufmachung. Ewig.Endlich. ist deutschsprachiger Black Metal / Post Hardcore der, wie ich finden einen echt umbläst. Tarasque aus Münster machen Sludge / Doom für Freunde von Crowbar etc. ein Fest, die dritte VÖ für April ist dann die neue EP der Metalcoreband – Traced by Enemies und die dann kommt noch die Debüt CD von Bad Assumption.
Des Weiteren wird es dann diese Jahr noch die EP von Slepping God, eine neue Manifestation LP und noch so einiges anderes geben, seit gespannt!
AFL: Vielen Dank für das Interview! Hast du sonst noch irgendetwas, das du hinzufügen möchtest oder irgendwelche Abschlussworte?
Danke, dass ihr mir die Möglichkeit gebt, mich und mein Label einmal vorzustellen, ansonsten kann ich nur sagen: geht auf Konzerte, unterstützt kleine Bands, sorgt dafür, dass es diese tolle Szene auch in 100 Jahren noch gibt und das unsere Musik sich nicht nur auf digitalen Plattformen abspielt.
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