Seit ich gelernt habe zu lesen, mochte ich eigentlich nur drei Arten von Büchern: Wissenschaft, Horror und Biografien. Das Buch von Monchi zählt sicherlich zu letzterem. Mit Einschränkungen, aber dazu später. Persönlichkeiten der Punkrock-Geschichte finde ich auch sehr faszinierend, auch wenn sie nicht alle so sind, wie sie „auf Platte“ oder live sind. Richtig gute Punkrocker-Biografien habe ich wenige gelesen. Oft neigen sie auch dazu, Schrott zu publizieren oder Themen aufzugreifen, die mich nicht interessieren. Ich hab versucht dieses Campino-Ding zu lesen, aber nach fünf Seiten hab ich aufgegeben. Wen interessiert bitte seine Liebe zum FC Liverpool? Monchis Buch hab ich jedenfalls bis zum Ende gelesen, das ist immerhin schon einmal ein gutes Zeichen.
„Niemals satt: Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage“
Wer Monchi bei Feine Sahne Fischfilet live gesehen hat, dem wird seine Leibesfülle aufgefallen sein. Der ein oder andere wird gedacht haben: „Wie lange noch bis zum Herzinfarkt?“ Nun, tatsächlich wäre das wohl nimmer so lange gut gegangen. Der Untertitel von Niemals satt sagt es bereits aus: „Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage.“ An dieser Stelle muss man darauf hinweisen, was dieses Buch nicht ist. Darauf weist er im Buch selbst hin und auch in diversen Interviews: das ist kein Siegerbuch. Es ist auch kein Abnehmbuch mit Diättipps, Kochrezepten auf Pfeffi-Basis und Sporttraining mit 180 Kilo. Auch wenn ich eher jemandem abnehme, das er weiß wie das Abnehmen geht, so ist dies kein Ratgeberbuch.
Monchi geht in dem Buch schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Er lässt keine Peinlichkeiten aus, die er erlebt hat, auch keine peinlichen Verhaltensweisen, die er an den Tag gelegt hat (Stichwort: „Vorscheißen“). Aber auch seine Eltern und seine Freunde fragt er, wie es soweit kommen konnte. Im Abstand von mehreren Monaten Pandemie und Lockdown sind dies nun seine Corona-Tagebücher, aber auch ein Rückblick auf den Umgang mit seinem Körper.
Wie bereits gesagt: ein schonungsloses Buch, aber dadurch, das er wirklich jeden Aspekt seines Lebens unter dem Gesichtspunkt „Gewicht“ betrachtet, wird das Buch leider besonders im Mittelteil etwas ermüdend. Ein paar mehr Geschichten aus Jamen, ein paar Ultra-Geschichten und ein bisschen mehr von seinen anderen Aktionen hätte ich schon gerne gelesen, als eine Selbstoffenbarungslektüre. Denn vor FSF hab ich jede Menge Respekt. Nicht nur Worte, auch Taten. Dorthin wos weh tut fährt die Band, nach Moria, jetzt gerade in die Ukraine (das war natürlich noch nicht abzusehen, als das Buch geschrieben wurde), aber das wären so Dinge, die ich auch gerne erfahren hätte.
Ansonsten muss man natürlich sagen: 182 Kilo am Anfang und ~120 Kilo am Ende, das ist schon was. Und da kann er gut stolz drauf sein. Zum literarischen Wert lässt sich sicherlich noch sagen, dass Monchi den Leser direkt anspricht. Sein Schreibstil ist unterhaltsam, sehr lesernah und auch gut zu lesen. Ich weiß nicht, ob er auch einen Ghostwriter hatte, liest sich aber eher so, als wäre das nicht der Fall. Das ist Segen und Fluch zugleich. So springt er recht häufig in den Zeiten. Kurz Ultra, dann zur Band und wieder zurück in die Kindheit. Dafür wirds aber auch nicht ganz vorhersehbar.
Insgesamt sicherlich eine Lektüreempfehlung, auch wenn es mich nicht ganz so begeistert, wie beispielsweise die von Dave Grohl und Jürgen Drews, deren Schreibstil so ähnlich sind (die ich aber wiederum musikalisch beide nicht so mag).
PS: Ja, die von Drews hab ich wirklich gelesen und ich gebe zu, ich fand sie großartig.