Sspätestens seit ihrer Debüt EP Outgrown Things aus dem Jahr 2016, welche auf Spotify schnell zum Fan Favourite wurde, zählen die vier Jungs von Movements als echter Geheimtipp in der Hardcore Szene. Über ein Jahr später, und wir dürfen endlich ihr erstes Full Length Album Feel Something in den Händen halten! Die insgesamt 11 emotionsgeladenden und sehr persönlichen Songs gestatten einen intimen Einblick in die Köpfe der vier Jungs und regen ihre Zuhörer zum Nachdenken an.
We want our listeners to know that no matter what they’re going through there’s someone out there who understands. We want them to know they aren’t alone in their struggles, and no one should have to suffer alone. We don’t care if our music makes you feel sad, happy, angry, confused, or anything in between. All we care about is that it makes you Feel Something.
Den Einstieg in die Platte macht der Song Full Circle. Bereits hier wird schnell klar, worauf wir uns thematisch und gefühlstechnisch gefasst machen müssen: Full Circle beschreibt das Gefühl der Leere, der endlos erscheinenden Routine und dem Wunsch nach etwas anderem, etwas Neuem. Obwohl der Song langsam beginnt – die Vocals wirken fast schon beruhigend – ist der Refrain unglaublich kraftvoll und so spot on, sodass man sich eigentlich kaum einen besseren Opener für ein Album vorstellen kann.
Third Degree erzählt eine tragisch schöne Geschichte über verzweifelte Liebe und selbstzerstörerisches Verhalten, untermalt durch rohe, gefühlvolle Vocals und melodische Gitarren. Der Protagonist erzählt vom Ausgenutzt Werden in einer romantischen Beziehung. Und obwohl er sich bewusst ist, wie toxisch die Sache ist, möchte er dem ganzen kein Ende machen. Man bekommt beinahe den Eindruck, er genießt es insgeheim, sich schlecht zu fühlen.
Kommen wir nun zum dritten Song auf der Platte, welcher ganz nebenbei gesagt die erste Single Auskloppung des Albums war: Colorblind ist laut Frontmann Patrick Miranda (der interessanterweise wirklich farbenblind ist) ein Song für die Verliebten unter uns, ein Song über Beziehungen. Den Begriff der Farbenblindheit benutzt er hier als Analogie für die Liebe. Beim näheren Hinhören muss man aber erkennen, dass es in dem Song wohl eher um das Zerbrechen von Beziehungen geht. Der Protagonist beschreibt sich hier als selbstzerstörerisch, als Heuchler, als Zeitverschwendung.
Colorblind is one of the songs off of Feel Something that we felt best embodied the progression of our music. We wanted the first new song everyone heard to be a heavy hitting banger that would really hit the ground running, and set a tone for the rest of the record.
Dazu gab’s übrigens auch ein total schön gestaltetes Musikvideo das könnt ihr euch hier mal ansehen:
Daylily, der vierte Song auf dem Album, richtet sich an Mirandas derzeitige Partnerin, die in ihrer Vergangenheit mit diversen psychischen Krankheiten zu kämpfen hatte. Vom Sound her ist dieser Song definitiv ruhiger und softer als seine Vorgänger, dafür aber auch gefühl- und hoffnungsvoller. Die Lyrics treffen auf sehr persönlicher Ebene, die Line „I think it’s time you had a pink cloud summer“ beispielsweise bezieht sich auf etwas, was ihr Therapeut ihr immer sagen würde: Die guten Tage bezeichnete er immer als „pink cloud days“. Alles in Allem ist Daylily für mich eine wunderschöne Erklärung der Zuneigung, die vielen anderen Leuten sicherlich viel Zuspruch und Kraft gibt, die grauen, wolkigen Tage zu bewältigen.
Den fünften Song auf dem Album möchte ich gern besonders hervor heben. Deadly Dull, die zweite Single Auskloppung, ist genau wie Daylily wieder ein sehr persönlicher Song. Er erzählt vom Großvater seiner Freundin, der schwer an Alzheimer erkrankt ist und alles zu verlieren beginnt, was ihn einst ausgemacht hat. Nicht mal an den Tod seiner Frau kann er sich noch erinnern.
A mind once sharp and full now clouded and deseased
Mit wehmütigen Gitarren und herzzerreißenden Lyrics versucht Frontmann Miranda uns ein Bild davon zu machen, was diese Krankheit aus einem Menschen macht. Er beschreibt, wie sie einem alles nimmt, bis nichts mehr übrig ist, bis man nicht mehr man selbst ist. Traurig fragt sich Miranda, ob er selbst eines Tages auch so enden wird, wenn er alt und grau ist. Und seine Worte wiegen schwer: Man fühlt förmlich den Schmerz in seiner Stimme. So einen Song aufzunehmen fiel der Band sicherlich nicht leicht.
Als nächstes folgen die zwei Songs Fever Dream und Suffer Through. Für ein bisschen mehr musikalische Abwechslung sorgt hier wohl der Song Fever Dream, der einzige Akustik Song auf der Platte. Wie in Full Circle geht es in den beiden Songs wieder um Gefühle der Verzweiflung und Leere und den Wunsch nach einem Ausweg aus der faden Routine. Besonders bei Fever Dream lösen die düsteren Lyrics zusammen mit der monoton klingenden Akustikgitarre ein Gefühl der Bedrücktheit im Zuhörer aus. Miranda singt mit solch einer Seelenruhe in seiner Stimme, dass man fast erschaudert. Obwohl es dem einen oder anderen thematisch vielleicht langsam ein bisschen langweilig wird, sind beide Songs für mich dennoch sehr gelungen und haben einen wohlverdienten Platz auf dem Album.
Kommen wir nun zu einem meiner Favoriten: Der fünfeinhalb minütige Song Deep Red ist mit seinem fast schon sexy Sound eine wirklich erfrischende Abwechslung für die Ohren. Bass und Gitarre klingen grob und wild, es geht um die Aufregung über eine neue Liebe und darum, sich Hals über Kopf in jemanden zu verlieren und endlich wieder etwas zu fühlen. Wieder wird die Analogie mit der Farbenblindheit verwendet: „I see in shades of grey, I’m going blind again/ But when it comes to you my world is red“. Der Song endet abrupt. Es scheint einem fast wie ein düsteres Erwachen. Mit ruhigen, wackeligen Tönen klingt der Song langsam aus.
Under the Gun kann fast als Gegenstück zu Deep Red angesehen werden. Als starker Kontrast. Während Deep Red von Neu Entfachter Liebe erzählt, geht es hier um das hässliche Ende einer Beziehung, welche ohnehin zum Scheitern verurteilt war. Der Sound ist roh und grob, Mirandas Screams nehmen definitiv das Zentrum des Songs ein. Man bekommt das Gefühl, er wolle mit seinen harten Worten nicht uns, sondern sich selbst überzeugen. Wieder endet der Song abrupt. Vorsichtig setzt der Song Submerge ein. Wie Fever Dream ist auch Submerge wieder ein langsamer Song mit Akustik Vibes. Diesmal stehen Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit im Fokus. Es scheint, als wolle Miranda uns in drei Songs eine Geschichte von Liebe, Trennung und Schmerz erzählen. Wirklich ein sehr gelungenes Dreigespann.
Schweren Herzens kommen wir nun zum letzten Song des Albums, The Grey. Langsam und leise beginnt dieser Song, doch spätestens beim Refrain hat er den Zuhörer in seinen Bann gezogen. Die Gitarren klingen stark reduziert, dafür rücken die Drums in den Vordergrund. Das und die mit Bedacht platzierten Screams untermalen die starken Emotionen in den Lyrics. Schmerzvoll verabschiedet uns Miranda mit den Worten „all I can do is hope for a change“
FAZIT
Egal, wie viele graue, wolkige Tage man auch bewältigen muss, wichtig ist am Ende des Tages nur eins: Dass man überhaupt noch etwas fühlt und weiß, dass man noch da ist. Movements haben mit ihrem Debüt Feel Something ein wirklich tiefgreifendes und „echtes“ Album geschaffen, das seinen Zuhörern zu verstehen gibt: Du bist nicht allein.
Wenn’s euch auch gefallen habt, könnt ihr die Jungs nächsten Monat hierzulande antreffen. Denn da sind Movements auf Tour mit den großartigen Knuckle Puck!
[…] Im Oktober 2017 haben Movements außerdem ihr Debütalbum Feel Something rausgebracht, davon zu lesen gibt’s hier. […]