Nowherebound sind zurück und mit im Gepäck haben die sympathischen Texaner ihre inzwischen sechste Platte. Auch mit Mourning Glory (auf Ring Of Fire Records und Brokensilence) bleiben sie dem schnodderigen und melodischen Südstaaten Punk treu.
Wie immer geht es um Freundschaft und das Tourleben. Aber diesmal sind die Jungs und das Mädel aus Austin eine Spur lauter – im politischen Sinne. Der aktuelle Zustand in den USA und weltweit treibt sie dazu an, gegen die Missstände Stellung zu beziehen.
Anderthalb Jahre hat sich die Band ins Studio zurück gezogen, komponiert und vertont was das Zeug hält und die Mühe hört man durchaus raus. Die 19! Songs des Doppelalbums klingen ausgereift und überzeugen durch ausgefeiltes Songwriting, soweit das für Punkrock noch erlaubt ist.
Vom ersten Lied an ist ordentlich Tempo und Druck in dieser Platte. Die raue Stimme von Sänger Chris Klinck, treibende Riffs – mal schneller mal langsamer ziehen sich durch das gesamte Album. Und es gibt ordentlich Abwechslung auf die Ohren. Passend zum Bandnamen nämlich sind Nowherebound ungebunden und lassen sich auf kein Genre festschreiben. Von klassischem Punk, über Folk, Ska und sogar Hardcore bieten sie auf Mourning Glory alles, was die Gitarre und die kratzige Stimme hergeben.
Klassisch punkig geht es in Six Hearts On Fire, Unbreakable oder The Hideout zu. Mit Songs wie dem Akustik Track Southpaw oder This Ship Can Float On Hope zeigen sich Nowherebound hingegen von ihrer Country / Folk Seite. Man fühlt sich an irische Kneipen-Punk-Schlager a la Dropkick Murphys erinnert.
Selbst Ska-Stücke, wie das gut gelaunte Feather Fist gibt es auf Mourning Glory zu hören. Dabei beherrschen Nowherebound ihr Handwerk. Nichts klingt gestellt oder gewollt. Vielmehr wird deutlich, wie vielseitig Punk sein kann und welche Spielarten es gibt. Gekonnt switchen Nowherebound in Feather Fist von der Strophe im Ska-Beat in schöne rotzigen Party-Punkrock Refrains.
Einer meiner Favoriten ist La Frontera. Mit fetter Hardcore Power treibt der Song nach vorn und lässt einem keine Atempause. Dem setzten Nowherebound glattere, beinahe schon radiotaugliche Stücke entgegen, wie No Horse oder The One. In The One veredelt die weibliche Stimme von Chelsea Barbo den ansonsten rau vorgetragenen Song.
Meine Angst, ganze 19 Tracks in einem Rutsch durchhören zu müssen, bestätigt sich nicht. Dank der Vielfalt der Songs, wird mir nicht langweilig. Immer wieder gibt es etwas neues zu entdecken. Hier bekommt man für sein Geld also ordentlich was geboten – nicht nur in Bezug auf die Masse, sondern auch hinsichtlich der Klasse. Ich frage mich, wie Nowherebound es erstens schaffen, solche eine Vielzahl an guten Songs rauszuhauen und zweitens dabei noch jedes Side-Genre zu beherrschen. Die Songs setzen sicherlich keinen Meilenstein, aber sie sind eine frische und originelle Abwechslung. Vor allem weil sie zeigen, was Punk alles sein kann.
Nowherebound zeigen, wie alles mit einander verbunden ist. Dabei wirkt das Album keineswegs chaotisch oder ziellos. Im Gegenteil: Mourning Glory scheint dem Konzept zu folgen, dass es so vielseitig, offen und punkig-anarchisch wie möglich zugehen soll. Ich würde sagen: gelungen!
Tracklist
- Frankfurt Am
- Mourning Glory
- Six Hearts On Fire
- No Horse
- South Paw
- Unbreakable
- Feather Fist
- The One
- A Blessing And A Curse
- By Art Or Design
- Shields & Colors
- Love To All
- The Hideout
- This Ship Can Float On Hope
- Tattoo’d Sunshine
- Forever Blue
- La Frontera
- Leap Of Faith
- Jp Magic