The Offspring - Supercharged (2024)
The Offspring - Supercharged (2024)

Review von Marcell

The Offspring sind eine legendäre Band. Punkt. Dass das Zeug aus den 90ern überragend ist, muss glaube ich nicht weiter erklärt werden. Und auch wenn viele sagen, dass nach Conspiracy of One (das mit Dammit I Changed Again ein absolut unterbewertetes Meisterwerk auf Track 6 ausweist) nichts mehr gutes kam, muss ich doch in einigen Teilen dagegen argumentieren. Allein Songs wie Divided by Zero, Secrets from the Underground, das absolut sensationelle Slim Pickens Does the Right Thing and Rides the Bomb to Hell von Days Go By 2012 oder auch das wirklich gute Titellied vom letzten Album Let the Bad Times Roll zeigen, wie krass The Offspring immer noch Weltklasse sein können, wenn sie es wollen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Durchschnittsqualität über die Zeit sehr nachgelassen hat. Es geht mir dabei nicht mal um Totalausfälle wie Cruising California (Bumpin‘ in My Trunk) oder Lullaby sondern auch, dass viele der „punkigeren“ Songs einfach sehr belanglos klingen. Das Verhältnis ist also ambivalent und nichtsdestotrotz bin ich natürlich immer neugierig, wenn die Band ein neues Album rausbringt. Zum Beispiel wie jetzt mit Supercharged, das drei Jahre nach Let the Bad Times Roll für die Band erstaunlich schnell kam.

The Offspring (2024, Photo by Daveed Benito)
The Offspring (2024, Photo by Daveed Benito)

Direkt nach dem ersten Anspielen hatte ich gute Laune. Der Opener Look Out For #1 ist genau das, was ich mir von den modernen Offspring wünsche: ein extrem eingängiges Lied, das weder unverkrampft noch aufgesetzt rüberkommt und mit einer frischen und extrem guten Melodie drauf los brettert. Der Aufbau des Liedes startet dramatisch, verfällt jedoch nicht ins pathetische und mündet in einem überragenden Refrain. Dexters stimme klingt so gut wie eh und je und der Gitarrensound ballert auch. Da stört selbst die etwas alberne runtergepitchte Stimme im Pre-Chorus nicht. Bis jetzt also ein sensationeller Start!

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Light It Up ist dann ebenfalls richtig gut und sogar nochmal etwas direkter als der erste Song. Für mich ist es ein klassischer Offspring-Song, der auch Ende der 90er hätte erscheinen können, von vorne bis hinten aber fresh und auf keinen Fall wie ein dahingeworfenes Remake der alten Glanztage wirkt. Ich könnte an dieser Stelle schon vorsichtig optimistisch sein, dass dieses Album auf gesamter Strecke richtig gut ist.

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The Fall Guy an Position drei ist ebenfalls ein gutes Lied auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, dass die Parallelen zu The Kid’s Aren’t Alright schon sehr deutlich sind (Wohoos zwischen den Zeilen der Strophen, lang gezogene Melodien im Refrain – das altbewährte System halt). Trotzdem ein absolut solider Song, den man guten Gewissens öfter hören kann.

Danach sind die Hoffnungen auf ein rundum gutes Album aber auch schon wieder passè. Die Vorabsingle Make It All Right ist an Belanglosigkeit und Plastikpunk-Klischees kaum zu überbieten und ist mit den „Badabadabas“ fast schon unangenehm zu hören. Die erste Frage ist, wie man sowas als erste Single rausbringen kann? Die zweite, wieso dieser Song nicht wenigstens später auf dem Album hätte kommen können? Bis hierher war meine Laune nämlich echt gut und ich hatte große Hoffnungen, dass das Niveau der ersten drei Songs gehalten werden kann. Das klingt aber wie eine Foo Fighters-Coverband, in der Dave Grohl vorher nicht bei Nirvana gespielt hat.

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Da hilft es auch wenig, dass OK, But This Is The Last Time einen ganz netten Refrain, dafür aber auch nicht viel mehr, und Truth In Fiction einen schnell Beat zu bieten haben. Letzteres ist an sich sogar ein wirklich cooler Punksong, fällt in der Offspring-Diskografie aber auch eher in die Kategorie „einer von vielen und nicht gerade besonders“.

Come to Brazil finde ich dann wirklich lächerlich. Klar, es sei den brasilianischen Fans definitiv zu gönnen, dass The Offspring ihnen ein eigenes Lied gewidmet haben und ich will ihnen diesen Erfolg aufgrund ihrer bombastischen Stimmung bei Konzerten auch gar nicht klein reden, aber der Song an sich ist eine Totalkatastrophe. Der unnötig lange Aufbau mit den seltsamen Chören, der halbherzige und komische Metalbeat und der furchtbar uninspirierte Text setzen den Tiefpunkt sogar noch tiefer als bei Make It All Right. Klar, in Brasilien wird zu dem Song gefeiert werden (was auch absolut richtig ist) aber ich frage mich, warum sowas nicht als Bonustrack, spezielle Single-Auskopplung oder B-Seite erscheint. Allein wegen der musikalischen Qualität… Aber gut, weiter geht’s!

Get Some ist musikalisch so unspektakulär wie der Songtitel, erinnert im Refrain aber wenigstens für ein paar Momente an Bad Habit. Trotzdem leider auch hier eher unterer Durchschnitt. Hanging By A Thread ist dann ein Hybrid aus Punk, Rockhymne und Metalsong, was immerhin für interessante Abwechslung sorgt. Da sich der Song aber auch nicht entscheiden kann, was er denn nun sein will, ist dies auch nichts, was auf lange Sicht hängen bleibt. Immerhin liefert You Can`t Get There From Here zum Abschluss nochmal eine sehr einprägsame Melodie ab und ist ein wirklich cooler Song. Definitiv das Highlight des Albums neben den Tracks 1-3.

Insgesamt bleibt nach dem extrem starken Start am Ende eher ein fader Beigeschmack. Es ist nicht so, dass alle Songs schlecht sind (außer Make It All Right und Come To Brazil), wirklich gut sind sie aber auch nicht (außer die erwähnten vier). In ganzer Länge werde ich das Album also kaum hören. Dafür landen Look Out For #1, Light It Up, The Fall Guy und You Can`t Get There From Here in meiner Best Of Offspring-Playlist. Der Rest leider nicht.

2 von 5 Sternen


Review von Gripweed

Also ich habe mich gerne zu nem Doppelreview breitschlagen lassen, weil ich schon viel Bock auf das Album hatte und mir sicher war, das ich mit Gunnar unterschiedlicher Meinung sein würde. Denn aus meiner Sicht lohnt sich nur dann ein Doppelreview. Gunnar musste zurückziehen, was nun den Nachteil hat, das Marcells Review nicht nur gut zu lesen ist, sondern sich auch ziemlich mit dem deckt, was ich vorhatte zu schreiben. Aber wir wollen ja die Leserschaft nicht enttäuschen und so schreib ich jetzt einfach das Gegenteil von Marcell…

Nein, Spaß. ich schreib vielleicht einfach, was ich von Offspring halte und dann noch ein paar Sachen zum Album, dann wird sicherlich ein Schuh daraus:

Ich muss zugeben, ein riesiger Offspring-Fan war ich nie. Wie so viele kam ich mit Self Esteem zur Band, steckte aber zu dem Zeitpunkt in einer tiefen Black-Metal-Phase, so das ich die Smash eigentlich nie als das Überalbum wahrnahm, das es ist. An die BM-Phase schloss sich eine Underground-Punk-Phase an, in der ich eigentlich immer noch festsitze, auch wenn immer mal wieder andere Stile wichtiger und unwichtiger wurden. Ein gewisser Hass auf alles kommerzielle blieb mir immer haften. So war ich dann erstaunt, als ich Ignition kennen lernte. Offsprings Vor-dem-Hype-Album und aus meiner Sicht immer noch das stärkste, insbesondere wegen L.A.P.D. Später fand ich noch einige Songs von der Americana ganz nett, insbesondere The Kids Aren’t Alright, klar als alter The-Who-Fan. Ansonsten fand ich immer, das Offspring im Vergleich mit Green Day, die ja gleichzeitig ihren Hype hatten, etwas abstinken, sich zu wenig entwickeln. Sie haben halt mit Dexter Holland schon einen super Sänger. Viele Songs nach der Americana sind mir aber nicht im Ohr.

Was an Supercharged erstmals auffällt ist die Tatsache, das es nur 10 Songs sind. Trotz der geringen Laufzeit von 32 Minuten kommen einem die Songs dadurch etwas zu lang vor. Insbesondere das Metal- und Hard-Rock-lastige Come to Brazil mit seinen 4:19. Es sei daher hier das Video zur portugiesischen Version des Songs gefeaturet:

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Mir fehlt tatsächlich so etwas wie Hits auf dem Album. Keiner der Songs schafft es Spannung aufzubauen. Es wirkt alles etwas generisch. Gute Ansätze sind durchaus da, aber entweder die Songs sind zu lange oder zünden einfach nicht. Manche wirken sogar wie eine Karikatur auf alte Tugenden, zum Beispiel The Fall Guy, auf das man problemlos auch The Kids Aren’t Allright singen könnte, ohne das es auffallen würde. Schlimm ist die Ballade OK, But This Is Last Time, dafür finde ich Truth in Fiction ganz nett.

Insgesamt komme ich zum gleichen Ergebnis wie mein Kollege. Ach, wären sie doch nicht erwachsen geworden. Darauf ein Come Out and Play.

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2 von 5 Sternen

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Gripweed
Gripweed ist Wikipedianer mit Leib und Seele und das, was man gemeinhin als Musiknerd bezeichnet. Musikalisch ist er in vielen Genres beheimatet, wobei er das Exotische und Unbekannte den Stars und Sternchen vorzieht. Eine Weile bloggte er auch auf blogspot.de und war Schreiberling des leider eingestellten saarländischen Webzines Iamhavoc. nach dessen Einstellung wechselte er mit Max zu AWAY FROM LIFE.
offspring-supercharged-doppelreview-20242 mal 2 Sterne... da sind wir uns recht einig.

3 Kommentare

  1. Tja, leider muss ich dich enttäuschen Gripweed, dieses mal wären auch wir einer Meinung gewesen. Wobei das Album von mir vielleicht auch nur einen Stern bekommen hätte, denn mit Ausnahme des Openers sind alle Tracks für mich mehr als unter aller Würde.
    Nach Let The Bad Times Roll, bei dem mich wenigstens die Hälfte des Albums voll überzeugen konnte, hätte ich definitv was besseres erwartet!

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