Parkway Drive - Darker Still

Review von Bennie:

Es ist lange her, dass ich ein Studioalbum der Australier Parkway Drive besprochen habe. Altlas oder Ire war das, glaub ich. Mir gab die Band irgendwann nichts mehr, denn an Metalcore hab ich mich in den letzten Jahren sattgehört. Für die Band um Aushängeschild Winston McCall lautete die Devise: Less Hardcore, more Crowd. Wenn man früher noch unbekümmert zwischen den Genres hin- und hergependelte, orientiert man sich heute am klassischen Metalgenre. Melodische Hooks, Ohrwurmrefrains nebst brachialen Moshparts sind die Zutaten, um ganz große Hallen zu füllen. So wie beim Livealbum Viva The Underdogs, das eindrucksvoll ihren Headlineraufritt auf dem Wacken Open Air vorstellt. Und genau dieses Album brachte mir Parkway Drive zurück in den Player. Für einen Spottpreis erstand ich damals die DVD/CD-Kombination und war total geflasht. Live ist das schon oberamtlich, was der 5er aus Byron Bay da auf die Beine stellt und abfeuert. Dementsprechend gespannt war ich auf das neue Album und ich muss sagen, es gefällt mir wirklich gut.

Beim Opener Ground Zero dachte ich beim Sprechgesang-Intro erst, das man wieder Casper am Start hätte. Aber es ist Mr. McCall himself, der für da sehr variationsreich seine Stimme vorstellt. Nach einer knappen halben Minute explodiert er mitsamt seiner Band und leitet ein Album ein, was genau das liefert, was ich eben ansprach: Geile Melodiehooks wie auf Glitch, meinem persönlichen Albumhighlight, großartige Refrains wie bei The Greatest Fear und Moshparts a la Like Napalm, wo ganze Hallen bzw. Festivals durchdrehen werden. Bleibt noch kurz der Titeltrack anzusprechen, der ein wenig aus dem Rahmen fällt. Hier zeigen Parkway Drive zum ersten Mal ihre durchgehend melodische Seite, denn eine Ballade hatte man noch auf keinem Album.

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Neben dieser neuen Gangart fallen auf Darker Still zwei Dinge auf, die ich so bislang von den Australiern nicht kannte: Zum einen orientiert man sich stilistisch zunehmend am Crossover (Sprechgesang-Elemente, Grooveparts etc.), was dem Gesamtkonzept hervorragend steht. Zum anderen hat das neue Werk hintenraus schon einige Längen. Da zünden einige Stücke nicht mehr so wie auf der ersten Hälfte. Summa summarum aber ein kleines Ausrufezeichen einer Band, die ich echt schon abgeschrieben hatte. 


Review von Tobias

Ach Parkway Drive… irgendwo auf dem Weg der letzten Jahre habt ihr mich verloren…

Parkway Drive (Photo by Dave Lepage)
Parkway Drive (Photo by Dave Lepage)

Killing With A Smile klang mir bei Veröffentlichung ein wenig zu perfekt für ein Debüt. Die Tour 2006 mit Remembering Never und Shai Hulud hat mich dann eines Besseren belehrt, alleine als Winston McCall 20 Minuten nach seinem eigenen, mitreissenden Set im Pit bei den anderen Bands auftauchte und einfach grundsympathisch war. Horizons und Deep Blue sind grandiose Metalcore Alben mit fast Klassiker-Status. Die Home Is for the Heartless DVD hat dann noch mal dazu beigetragen, dass Bild einer Band bestehend aus Surfer Dudes, die einfach ihren Traum leben, zu bestärken. Auf Atlas begann vorsichtiges Experimentieren, das über die folgenden Alben immer weitere Wege ging und nun bei Darker Still ein Album hervorbringt, das nahezu nichts mehr mit den Ursprüngen von Parkway Drive zutun hat.

Genretechnisch kann man das „Core“ getrost streichen und wir nennen das ganze mal einfach Epischer Stampf-Metal. Facts first: 10 Songs plus ein Interlude in 47 Minuten werden dieser Tage über Epitaph Records weltweit und in Australien sogar über das selbstbetitelte eigene Label veröffentlicht. Für Vinyl Liebhaber gibt es den absoluten Overkill mit 20 (!) verschiedenen Farbvarianten. Braucht man ehrlich gesagt dann auch nicht.

Drei Songs wurden vorab veröffentlicht (Glitch, The Greatest Fear und Darker Still), die schon einen recht guten Eindruck gegeben haben, was mit dem neuen Album auf die Hörer*innen zukommt.

Winston McCall sagt selbst dazu:

There are compositions and songs that we’d never attempted before – or, to be more accurate, which we have attempted in the past, but not had the courage, time or understanding to pull off.

Und damit hat er recht.

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Ground Zero beginnt mit einer Spieluhr-Melodie (!), über die McCall dann mit fast brechender Stimme singt:

The fights, the falls, the scars and broken bones
Beneath it all, the cracks begin to show
The hurt, the hate, we’re no better off alone
Than a time bomb
Don’t let it explode

Zwar wird das „explode“ am Ende in bester Manier geschrieben und die gesamte Band setzt ein, aber es wird schon alleine in diesen ersten 25 Sekunden deutlich, wie weit Parkway Drive ihre eigenen Stilgrenzen gedenken zu verschieben.

Markant in vielen Songs die oktavierte Lead Gitarre über vielen Teilen, ein Stilelement, das ansonsten ja auch gerne von Iron Maiden genutzt wird. Winston McCalls Stimme ist variabler denn je, eigentlich haben alle Songs große, hymnenhafte Refrains wie gemacht für die großen Hallen und Festivals, die die Australier ja mittlerweile regelmäßig spielen.

Ground Zero und die folgenden Like Napalm, Glitch und The Greatest Fear passen in dieses Raster und sind allesamt Midtempo Stampfer ohne große Tempovariationen. Auf Breakdowns folgende mitreißende Moshparts waren schon auf dem Vorgänger Revenerance Mangelware und fallen auf Darker Still komplett hinten hinüber.

Der Titelsong beginnt mit einer über einer Akustik Gitarre gepfiffenen Melodie, die sich auch gut auf einem Soundtrack zu einem Western wiederfinden könnte. Hat zwar nichts mit dem Text und Inhalt zu tun, ist aber eine Assoziation die, einmal da, nicht mehr loslässt. Der Song selbst ist eine Ballade mit einem extrem starken Metallica Vibe, was insbesondere am Schlagzeugpattern liegt. Aber auch McCall Stimme hat offensichtlich den ein oder anderen Song von James Hetfield studiert. Ansonsten bedienen sich Parkway Drive hier an der Trickkiste ganz epischer Metal-Momente inklusive einem Solo Einstieg à la von Guns N’ Roses und einem Refrain, dessen Pathos auch Manowar gut stehen würde.

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Muss man sich trauen; trauen sich Parkway Drive hier mit voller Ernsthaftigkeit.

Schon auf Ire gab es mit Writings On The Wall einen Song im Stile von King 810. Auf Darker Still ist dies If A God Can Bleed, bei dem die Lyrics wieder in einer Mischung aus Flüstern und Raunen dargeboten werden. Leider auch hier, unterstützt von der monotonen Melodie im Instrumental-Refrain, der Tiefpunkt des Albums.

Das folgende Soul Bleach streckt dann in der Strophe ein wenig die Fühler in Richtung Slipknot aus. Land Of The Lost und das abschließende From The Heart Of The Darkness passen sich in das Album ein und liefern den epischen Abschluss, ohne noch gänzlich neue Akzente zu setzen.

Soundtechnisch ist Darker Still über alle Zweifel erhaben. Das darf man auch erwarten, bei einer Band von dem Stande, den Parkway Drive auf ihrem siebten Album mittlerweile erreicht haben. Fett, modern, transparent kommt die Produktion ohne Ausnahme daher,.

Fazit

Parkway Drive haben den Schritt gewagt, sich vollständig von ihren Ursprüngen zu emanzipieren. Das kommt freilich nicht überraschend, sondern ist die logische Konsequenz aus den Entwicklungen der letzten Jahre. 

Das ist ok, wird aber nicht jedem Fan der ersten Jahre gefallen, die sich wieder mehr „Core“ wünschen. Anderseits werden Parkway Drive mit Darker Still mit Sicherheit wieder neue Hörer*innen, insbesondere aus der ungleich größeren Metalszene, hinzugewinnen. Denn Darker Still ist in erster Linie ein Metal Album. Parkway Drive wildern in ganz vielen Bereichen dieses Genres und verschieben damit ihre eigenen Stilgrenzen weiter nach außen als jemals zuvor.


Tracklist

  1. Ground Zero
  2. Like Napalm
  3. Glitch
  4. The Greatest Fear
  5. Darker Still
  6. Imperial Heretic
  7. If a God Can Bleed
  8. Soul Bleach
  9. Stranger
  10. Land of the Lost
  11. From the Heart of the Darkness
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– Playlist: Happy Release Day

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