In der Kategorie Platten der Woche stellen wir – das sind Jule, Fischi, Gripweed, Sven und Brello – euch jeden Freitag ein paar Scheiben vor, die uns ganz besonders am Herzen liegen. Egal ob Klassiker oder Underground, ob Deutschpunk oder Post-Hardcore, Hauptsache es gefällt!
Ich hatte am Donnerstag ein fast schon religiöses Erweckungserlebnis. Keine Angst, ich will euch weder Jesus, noch Buddha, noch Xenu näher bringen. Mein neuer alter Erlöser heißt Milo und ist seit je her das Maskottchen und Sänger der Descendents.
Eigentlich habe ich so mein Problem mit alternden Punkbands. Oft wirkt das, sowohl live als auch auf Platte, komplett aus der Zeit gefallen und lustlos. Auf ihrem Berliner Konzert konnte mich der Nerdpunk der Descendents allerdings vom Gegenteil überzeugen. Jung, frisch, dynamisch! Deshalb diese Woche: Descendents und Astpai.
Descendents – Hypercaffium Spazzinate
Als Vorbereitung auf das Konzert habe ich mich vor allem den neueren Descendents-Platten gewidmet. Und ich muss sagen, das war mir auch schon vor dem Konzert klar, die letzte Scheibe Hypercaffium Spazzinate aus dem Jahr 2016 muss sich im Vergleich mit den Klassikern wirklich nicht verstecken. Descendents haben in all den Jahren nichts von ihrer Energie, ihrer Songwriting-Brillianz und ihrer Attitüde verloren.
Sich einzelne Songs auf Hypercaffium Spazzinate herauszugreifen fällt wirklich schwer. Eigentlich jagt hier mal wieder ein Hit den nächsten. Angefangen mit dem Opener-Brett Feel This, über Ohrwurmpunksongs wie On Paper, Shameless Halo oder Without Love, bis hin zu Einminutenkrachern wie Human Being oder Grindstone spielt das Album wirklich in der Championsleague.
Astpai – True Capacity
Im Zuge meines Descendents-Revivals sollte man auch zumindest eine der beiden Vorbands vom Donnerstag erwähnen. Meine Meinung zu A Wilhelm Scream möchte ich lieber unerwähnt lassen. Dafür würde ich euch umso mehr Astpai ans Herz legen. Die Österreicher liefern relativ klassisch poppigen Punk. Eher schwermütig, mit viel musikalischer Raffinesse. Ein bisschen Post-Punk, ein bisschen Pop-Punk, ein bisschen Emo-Punk. Alles in allem eine sehr stimmige Mischung. Definitiver Anspieltipp!