Popperklopper ist wohl eine der Bands, die man an dieser Stelle nicht mehr groß vorstellen muss. Denn nahezu jeder der dem deutsch- und in diesem Fall auch englischsprachigen Punkrock zugewandt war oder ist, hat in den vergangenen dreißig Jahren irgendwann einmal Notiz von dieser Band nehmen müssen.
Dreißig Jahre und dann auch noch ihr neues Album Alles wird Wut, wenn das nicht einmal gute Gründe sind Carsten, Lars und Udo ein paar Fragen zu stellen! Darum nun ab ins Interview!
Es wird ja alles extremer, der Ton wird immer rauer und es entwickelt sich vieles einfach nur noch in Richtung Wut.
AFL: Ich grüße euch und steige direkt mal bei eurem Jubiläum ein…30 Jahre Popperklopper – wie fühlt sich das für euch an und seid ihr darauf auch etwas stolz, denn das schaffen ja gerade mit so wenigen Besetzungswechseln nicht gerade viele Bands?
Carsten: Tatsächlich fühlt es sich für mich überhaupt nicht wie 30 Jahre an, eher wie 20 oder so…es ist echt unglaublich wie die Zeit vergeht. Dass es die Band so lange geben wird, hätte sich am Anfang kein Mensch vorstellen können, da hat man eher immer nur für ein paar Monate oder so weitergedacht.
Also ja, so ein kleines bisschen Stolz ist schon dabei, wenn man selbst darüber nachdenkt was wir in all den Jahren zusammen gemacht und erlebt haben. Das mit der relativ stabilen Besetzung, denke ich, zeigt auch ganz deutlich wie man so was überhaupt über so lange Zeit am laufen halten kann. Denn alle in der Band waren immer Kumpels und ich kann mir eine Band auch nur so vorstellen. Würde man das mit irgendwelchen Mitmusikern durchziehen, mit denen man sich nicht zu 100% versteht, kann das auf lange Sicht eigentlich nicht gut funktionieren. Dafür verbringt man viel zu viel Zeit miteinander, da hätte man dann sicherlich irgendwann kein Bock mehr drauf. Momentan, und das schon seit einigen Jahren, fühlt es sich für mich jedenfalls richtig gut an, was z. B. die Kreativität und den Spirit innerhalb der Band betrifft.
Lars: Besonders abgefahren finde ich den Zeitraum, wenn man sich vergegenwärtigt was sonst so in der Welt in diesem Zeitraum passiert ist: Ende der deutschen Teilung, Zusammenbruch UdSSR, usw. und sofort. Da beschleicht einen schon so ein besonderes Gefühl von Historie. Auch bzgl der Musik, oder wie viele Bands kamen und gingen….
AFL: Passend zum Band-Jubiläum habt ihr nun auch euer zehntes Album (die Doppel-7“ “Nadel verpflichtet“ mitgezählt) „Alles wird Wut“ veröffentlicht, dessen Titel unweigerlich an euer 2000er Album „Alles wird gut“ erinnert.
Was unterscheidet euch und eure Denke heute am meisten zu den Tagen um die Jahrtausendwende?
Carsten: Genau, der Albumtitel ist eine Anspielung auf das Album „Alles wird gut“ zum 10jährigen und „Was lange gärt…wird endlich Wut“ zum 20jährigen Bandjubiläum. Insofern schliesst sich der Kreis jetzt zum 30jährigen.
Generell bin ich der Meinung, es hat sich nicht so schrecklich viel bei uns geändert, also jetzt was die Band und unsere Musik betrifft. Man denkt doch überwiegend noch über ähnliche Themen nach, bzw. regt sich darüber auf. Der Ablauf innerhalb der Band ist ähnlich wie damals, so mit Songwriting und so. Nur dass alles etwas strukturierter und zumindest etwas „professioneller“ gemacht wird. Man legt mehr Wert auf Sachen, die einem früher nicht so wichtig waren, z. B. wie man was in einem Text genau formuliert, oder wie die Songs ausgearbeitet und aufgenommen werden.
Ein großer Unterschied zu damals ist der Zeitfaktor, denn damals waren wir fast jedes Wochenende quer durch die Republik unterwegs und heute spielen wir aufgrund von Familie, Job etc. viel weniger Konzerte, was einerseits etwas schade ist, denn früher musste man sich selbst drum kümmern Konzerte klarzumachen und heute spielen wir von 50 Anfragen vielleicht 10. Andererseits ist das aber auch normal und gut so, denn ich glaube nicht, dass wir noch Bock drauf hätten jedes Wochenende im Auto zu verbringen. Ansonsten haben sich die Themen im Laufe der Jahre leider auch nicht zum postivien geändert, ganz im Gegenteil, man hat das Gefühl, dass es ständig weiter bergab geht, bezogen auf Politik, die Gesellschaft und die Menschheit im Allgemeinen.
Lars: Wie Carsten schon sagte: eigentlich hat sich da nicht so viel geändert. Ich finde die Zeit ist einer der wesentlichen Unterschiede…die Zeit beim Aufnehmen, beim proben etc.. Zeit ist für mich und uns ein unglaublich kostbares Gut geworden. 2000 hätten wir gar nicht genug spielen können….wir waren da laufend unterwegs und hätten am liebsten noch mehr gemacht. Das ist heute anders. Heute muß man sich die Zeit nehmen um was zu machen. Allerdings weiß man dadurch auch das Ganze anders zu schätzen.
AFL: Also gab es darüber hinaus keine bestimmten Gründe dafür, dass ihr die Nähe zu dem Albumtitel gewählt habt?
Carsten: Wie gesagt, durch die Anspielung auf die beiden Alben ist irgendwie dieses Wortspiel entstanden, was einerseits ganz witzig ist, aber auch wirklich gut den Nerv der Zeit trifft, wenn man sich manche gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in den letzten Jahren anschaut. Es wird ja alles extremer, der Ton wird immer rauer und es entwickelt sich vieles einfach nur noch in Richtung Wut.
„In einer perfekten Welt ohne Probleme würden wir also höchstwahrscheinlich Funpunk mit sinnlosen Schwachsinnstexten machen…„
AFL: Könnt ihr das Beschissenste und das Beste benennen, das euch in eurer Bandgeschichte passiert ist?
Carsten: Hmm….das Beste ist ja eigentlich, dass wir irgendwann überhaupt mal die Chance bekamen ein Album rauszubringen, was uns dann irgendwie in der Szene bekannt gemacht hat und ab da hat halt alles seinen Lauf genommen. Und dann natürlich so Highlights wie z. B. in Moskau zu spielen und die Leute vor der Bühne ausrasten zu sehen.
So richtig großen Mist haben wir zum Glück eigentlich nie erlebt. Was natürlich sehr runterziehend war, war dann wenn sich abgezeichnet hat, dass jemand die Band verlassen wird, was dann immer einen großen Einschnitt bedeutete oder wenn man irgendwo nach ewig langer Autofahrt zum Gig auftaucht wo nix geregelt ist. Im schlimmsten Fall sogar das Konzert garnicht stattfindet oder man ohne Kohle wieder heimfährt. Solche Sachen sind nicht gerade motivierend. Da waren dann schonmal Abende dabei an denen man anfängt alles zu hinterfragen, aber zum Glück waren das wirklich nur ein paar solcher Vorfälle.
Lars: Ich finde auch: Highlights waren die ersten Aufnahmen, das erste mal richtig auf Tour sein (damals mit Contempt) und natürlich die Konzerte im Ausland wie Schweden, Russland, London oder Malta.
AFL: Ihr wart schon immer eine Band die kein Blatt vor den Mund genommen hat und auf eigentlich jedem Album holt ihr zum Rundumschlag aus. Seid ihr es nicht auch manchmal leid immer wieder dieselben bzw. ähnlichen Probleme in der Gesellschaft anprangern zu müssen?
Carsten: Natürlich wiederholen sich manche Themen auch mal, aber das ist halt ein Zeichen dafür, dass sich vieles nicht zum Guten wendet, sondern im Laufe der Jahre vielleicht sogar noch viel schlimmer geworden ist. Dann kann man auch mehrmals einen Text über ein gewisses Thema schreiben, finde ich. Denn solange es was anzuprangern gibt, darf man nicht einfach still sein, dann muss es auch gesagt werden. Es mag vielleicht auch mal etwas frustrierend sein, wenn man feststellt, dass sich gewisse Themen immer noch verschlimmern anstatt verbessern. In einer perfekten Welt ohne Probleme würden wir also höchstwahrscheinlich Funpunk mit sinnlosen Schwachsinnstexten machen….hahaha….aber ganz im Ernst, solange so viel Scheisse auf der Welt passiert, gehen einem auch nicht die Texte aus, das hat ja auch was für sich…!
Lars: Ja, leider sind diese Themen nach wie vor top-aktuell. Aber belanglose Funtexte liegen uns halt auch nicht so….Aber natürlich wär es uns auch lieber wenn sich die Dinge zum Besseren geändert hätten….
AFL: Die Probleme in dieser Welt und unserer Gesellschaft sind so vielfältig und ich kann oftmals gar nicht soviel fressen wie ich kotzen möchte, wenn ich diese Ignoranz und den Neid sehe. Könnt ihr die Probleme auf ein Grundübel runterbrechen, also quasi das größte Krebsgeschwür in unserer Gesellschaft benennen?
Carsten: Egoismus, fehlende Mitmenschlichkeit, Ellenbogengesellschaft…..oder halt „keine Gefühle, ich bin Kapitalist“
Udo: Egoismus und Intoleranz sind meiner Meinung nach das grösste Übel. Dazu kommt in Zukunft vermehrt eine fehlende politische Bildung, was es wieder sehr leicht macht Leute zu falschen Ideologien zu verleiten
Lars: Der Mensch als solcher ist einfach zu egoistisch und egozentrisch. Immer nur gucken was die anderen haben, neidisch sein, bloß nicht was für andere machen, es sei denn man kann einen Vorteil daraus ziehen…ist schon ziemlich fies.
AFL: Auch Patti Pattex von Cut My Skin singt wiedermal einen Song auf eurem neuen Album, welcher mir überaus gut gefällt. Was verbindet euch mit ihr und wie kam es eigentlich zu eurer Zusammenarbeit?
Carsten: Wir sind mit Patti seit Mitte der 90er befreundet, als wir zusammen mit ihrer alten Band „Scattergun“ einige Konzerte zusammen gespielt haben. Wir treffen uns auch mehr oder weniger regelmässig auf irgendwelchen Konzerten, meistens wenn wir in Berlin sind. Da singt sie dann auch immer 1-2 Songs bei uns mit. 2003 haben wir ja schon ein komplettes Album „No compromise“ mit ihr zusammen aufgenommen und jetzt zum 30jährigen dachten wir, wir könnten nochmal was machen, weil sie auch richtig Bock drauf hatte.
Lars: Wir hatten schon länger mit Patti darüber nachgedacht nochmal was zusammen zu machen und nun war es endlich soweit! Generell haben wir ja immer wieder Gastsänger-/innen mit an Bord gehabt, wie zB. meine Schwester Heike, Paul von Dumbell, Tommy Molotow, Dirk von Slime, Matze von Rejected Youth und nun aktuell wieder Patti und die Jungs von Alarmsignal und Fahnenflucht.
AFL: Wo du eure Labelkollegen gerade ansprichst…neben dem eben bereits benannten „Rebel Heart“ sind meine Favoriten auf dem Album „Bomben für die Welt“ und eben „Wir sind mehr (Ein Lied in A, f und D)“, zu dem ihr euch ja auch Unterstützung von euren Label-Kollegen von Alarmsignal, Fahnenflucht und Missstand geholt habt.
Fühlt es sich manchmal seltsam an, dass ihr mit euren Label-Kollegen fast die letzten Überlebenden (etwas überspitzt gesehen) klassischen Deutsch-Punk-Bands seid?
Carsten: Was jetzt so Deutschpunk im Allgemeinen angeht krieg ich davon seit einigen Jahren nicht mehr sooo viel mit, außer natürlich die Bands die auf dem gleichen Label sind oder halt Bands mit denen wir zusammen Konzerte spielen oder die man vielleicht mal auf nem Festival sieht. Sonst ist das echt selten, dass ich mir mal ne neue Deutschpunkband anhöre. Deshalb kann ich dazu jetzt garnicht so viel sagen. Ich finde aber auch, dass die Jungs von unserem Label (zum Glück) besonderen Wert darauf legen, dass sie halt nicht gerade jede drittklassige Rumpel-Kapelle rausbringen (so wie es leider manche andere Labels gemacht haben oder immer noch machen, keine Ahnung..). Denn durch diese Schwemme an schrottigen Bands ist ja auch der Begriff Deutschpunk nicht erst seit gestern teilweise ziemlich in Verruf geraten. Also ich meine es geht jetzt nicht darum besonders gut spielen zu können oder so, es gab oder gibt ja auch Bands die musikalisch nicht gerade sehr talentiert sind, aber trotzdem geile Songs schreiben. Wenn die Mucke halt Schrott ist, ist es so. Und davon gibt es echt jede Menge…das ist aber auch alles nur meine Meinung und mein persönlicher Geschmack. Ja, und ich würde uns auch nicht unbedingt so als ganz klassischen Deutschpunk bezeichnen, aber das kann ja jeder so sehen wie er möchte.
Lars: Sind wir das?? Weiss nicht so genau. Aber die anderen Labelbands machen halt gute Mucke. Also wenn das dann die einzigen wären, wäre das auch nicht schlimm:lieber Qualität als Quantität halt. Aber es gibt auch noch andere coole Bands die nicht auf unserem Label sind. 🙂
AFL: Was glaubt ihr ist denn der Grund dafür, dass die meines Erachtens nach besten Deutsch-Punk-Bands ausgerechnet bei Aggressive Punk Produktionen gelandet sind. Hohe Qualität oder auch Alternativlosigkeit?
Was das Thema Labels angeht habt ja gerade ihr öfter mal schlechte Erfahrungen gemacht.
Carsten: Wie gerade erwähnt denke ich liegt das wirklich zum grössten Teil an den Jungs vom Label selbst, wie sie die Bands auswählen, die haben scheinbar ein gutes Gespür was cool ist und was nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es weitaus mehr Bandbewerbungen bei AGP gibt, als sie Bands unter Vertrag nehmen. So schrecklich viele Sachen machen sie ja auch nicht, aber dafür machen sie es halt ordentlich, nicht Masse statt Klasse, sondern genau andersrum. Und sie haben sich ja auch ganz schnell einen guten Namen in der Szene gemacht. Für uns war es jedenfalls eine tolle Erfahrung als wir zu AGP gewechselt sind, denn wir haben uns vorher bei den anderen Labels nie so wohlgefühlt wie jetzt. Die Jungs wissen einfach was sie machen, es ist eine sehr ehrliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit, wir bekommen den nötigen Support etc. etc….also alles das, was bei uns in der Vergangenheit meist nicht gegeben war. Mir würde jetzt so auf Anhieb auch kein anderes potenzielles Label für uns einfallen.
Lars: Ich würde auch sagen: beides! Die Aggrojungs sind schon super und machen einfach gute Arbeit.
AFL: Oder hat Deutsch-Punk vielleicht auch ein Nachwuchsproblem? Ich habe auf Konzert oft das Gefühl, dass die Szene langsam stark überaltert.
Carsten: Auch hier wieder nur meine persönliche Meinung: meine Favoriten sind auch überwiegend immer noch die alten Helden der 80er. Das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass wir die Sachen in der Jugend jahrelang rauf und runtergehört haben. Heutzutage gibt es so unglaublich viel Musik und man hört sich meistens nicht mehr so intensiv in neue Mucke rein. In meinem Fall ist das (leider) selten geworden, dass ich mir ein neues Album wirklich über einen langen Zeitraum immer wieder anhöre. Es gibt natürlich auch immer mal wieder Ausnahmen. Vielleicht gibt es auch viel gutes neues Zeug, nur krieg ich das vielleicht nicht so mit, kann auch sein…auf unseren Konzerten bin ich jedenfalls immer froh wenn das von jung bis alt gemischt ist.
Lars: Wir hatten ja vor Kurzem unser 30-Jahres Festival. Und wie Du sagst: viele unsere Fans sind quasi mit uns gewachsen bzw gealtert. Ich würde tendenziell auch sagen, dass im Verhältnis weniger junges Publikum kommt….aber vielleicht ändert sich das nochmal. Würde mich freuen.
AFL: In euren Anfangstagen habt ihr ja bestimmt auch öfter mal gemeinsame Tagträume gehabt, nachdem ihr geprobt habt und beim Bier zusammen saßt. Also solch Gedanken wie es sich wohl anfühlt mal ein Album zu veröffentlichen, eine Tour zu fahren oder aber auch auf einer ordentlichen Festival-Bühne zu stehen. Ja und dann trat Hoehnie in euer Leben und es nahm seinen Lauf.
Habt ihr so etwas in der Art auch heute noch? Und was würdet ihr euch für eure Popperklopper-Zukunft wünschen?
Carsten: Ja, richtig, genau so wie du das beschreibst. Das sind am Anfang natürlich unglaubliche Erfahrungen, erstes Album, erste Tour etc. Alles völliges Neuland und ein riesiges Abenteuer. Mittlerweile kennt man das halt alles sehr gut, vieles ist relativ schnell Routine geworden, aber es gibt immer noch so kleine Abenteuer/Highlights wenn man nicht genau weiß was einen erwartet und es dann richtig cool wird. Z.B. wenn man irgendein geiles Konzert gebucht hat, z.B. in einem Land wo man noch nie gespielt hat und man natürlich überzeugen will. Oder man spielt auf was Grösserem, ner grösseren Bühne….wobei insgesamt doch eher die kleineren Clubshows eher so unser Ding sind…jetzt ist auch gerade wieder so ein Highlight, wenn nach 2 Jahren intensiver Arbeit das neue Album endlich rauskommt, also die Reaktionen zu sehen, was ist gut, was ist schlecht und so…für die Zukunft wünsche ich mir eigentlich nur, dass unsere Mucke weiterhin gut ankommt, dass die Leute was damit anfangen können, dass es weiterhin so Spaß macht Konzerte zu spielen, dass man weiterhin kreativ bleibt und dass es nicht irgendwann langweilig oder belanglos wird. Denn dann wäre es höchste Zeit ganz schnell aufzuhören.
Udo: Ich bin ja jetzt erst seit 2 Alben dabei, aber der ganze Prozess bis das Album fertig ist, macht wahnsinnig Spaß. Wenn die Songs das erste mal geprobt werden und man sie dann von mal zu mal mehr wachsen hört ist irre. Da wird bei der Entstehung auch schon viel zusammen gesponnen wie man noch mehr aus einem Song rausholen kann.
Lars: Die Ziele sind so gesehen etwas „kleiner“ oder erreichbarer geworden….aber trotzdem hat man da noch Träume und Ziele…
AFL: Aber nochmal zurück zu eurem Album, zu welchem ihr jüngst eure Release-Party geschmissen habt, zu der auch Rasta Knast geladen war. War es eine gelungene Sause und wie fühlte es sich an, die neuen Stücke endlich dem Publikum zu präsentieren? Seid ihr davor immer noch groß nervös und aufs Urteil gespannt oder ist es euch eher wichtig selber mit dem Material zufrieden zu sein?
Carsten: Ja, es war ein richtig cooler Abend! Jede Menge alte Bekannte getroffen und 3 befreundete Bands dabei, super! Charge 69 hatten wir z.B. schon seit Ende der 90er oder so nicht mehr gesehen. Stimmung war auch super, wobei es nachher doch echt spät geworden ist, wir haben ein extra langes Set gespielt, und das war schon anstrengend, für uns und auch für die Leute. Aber alles in allem ein sehr gelungenes Fest bis spät in die Nacht. Die neuen Songs kamen auch richtig gut an, auch wenn vielleicht noch nicht jeder alle Songs gekannt hat, da das Album ja erst am gleichen Tag rauskam. Aber das geht ja heutzutage so schnell. Jemand meinte zu mir, er hätte sich das Album schon nen Tag vorher runtergeladen…es ist schon sehr interessant zu sehen wie die neuen Songs ankommen. Natürlich will man in erster Linie selbst mit dem Kram zufrieden sein, aber es ist halt auch schön wenn es den Leuten gefällt. Und dann Live-Premiere für die neuen Songs und dazu noch beim Heimspiel zuhause, ja, könnte sein dass man da schon zumindest ein wenig mehr aufgeregt ist als sonst, obwohl aufgeregt kann man eigentlich auch nicht wirklich sagen, vielleicht etwas konzentrierter oder so…wenn man dann erstmal richtig dran ist läufts auch wie immer…
Udo: So eine gewisse Grundaufregung habe ich zumindest vor jedem Konzert. Ich muss gestehen, dass sie an dem Abend etwas grösser war. Vor heimischer Kulisse, zum ersten mal die neuen Songs und das lange warten bist es endlich losging, haben doch einges dazu getan meine Nervosität zu steigern. Aber wie der Carsten schon sagte, als es erst mal los ging…
Lars: Zu Hause spielen ist aber immer irgendwie was Besonderes. Da ist man schon etwas aufgeregter als sonst…
AFL: Welcher Song gefällt euch denn am Besten auf eurem neuesten Werk?
Carsten: Ich hab diesmal tatsächlich einige Favoriten auf dem Album, will jetzt nicht alle nennen, meistens kristallisiert sich das dann nochmal etwas später raus was letztendlich die richtigen Favoriten sind. Neben den von dir genannten offensichtlichen Hits wie Wir sind mehr oder Bomben für die Welt finde ich z. B. auch Kein Land in Sicht, Auf ins Wunderland oder Nicht tot genug sehr gut gelungen, weil wir da teilweise mal ein bisschen unsere typischen Pfade verlassen haben und das Ganze trotzdem in unseren gewohnten Sound eingebaut haben, also jetzt nicht auf Teufel komm raus etwas komplett anderes gemacht, sondern im möglichen Rahmen etwas mehr Abwechslung mit reingebracht haben. Ich denke das werden wir auch in Zukunft noch weiter ausbauen.
Lars: Ja, das sind auch meine Favoriten!
Udo: Meine Favoriten sind „Kein Land in sicht“, „Sick Society“ und „Nicht Tot genug“
AFL: Ich mag besonders eure Wechsel zwischen Deutschen und Englischen Texten, gerade weil sie sich auch musikalisch immer etwas abheben. Hattet ihr schon einmal über ein komplettes Album auf Englisch nachgedacht?
Carsten: Es gibt ja schon ein Album komplett auf Englisch und zwar „No compromise“ von 2004 (auf dem einige Songs von Patti gesungen wurden). Generell finde ich auch, dass es das Ganze ein wenig abwechslungsreicher macht, wenn zwischendurch ein englischer Song auftaucht. Und es gibt so Songs von uns, die kommen auf englisch einfach besser rüber, üblicherweise aber nicht zwangsläufig sind das eher so klassische 77er-Nummern.
Lars: Die Texte schreiben wir eigentlich immer drauflos wie es einem einfällt und später werden sie dann nochmal überarbeitet. Dann kann es sein dass der Text auf englisch oder deutsch daher kommt. Je nach Lust und Laune.
AFL: Uppsss…schlecht vorbereitet. Darum schnell ablenken und zur nächsten Frage:
Anfang November spielt ihr ja auch auf unserem Stäbruch-Festival. Auf was dürfen wir uns denn freuen?
Carsten: Wir freuen uns schon tierisch auf euer Festival, waren ja noch nie da, haben aber schon viel davon gehört. Eine große Herausforderung war es unser Set auf 35 min zusammenzukürzen, gerade jetzt mit den neuen Songs. Aber dafür gibt es dann auch ein Vollgas-Set ohne Pausen oder viel Gelaber. Und ich denke angesichts der anderen Bands werden wir mit unserem Sound vielleicht etwas Abwechslung in den Abend bringen, da die meisten anderen Kapellen ja viel HC-lastiger sind…wir hoffen ja nicht, dass uns dann zum ersten Mal vorgeworfen wird, dass wir zu lasch wären, haha!
Lars: Es gibt 30-Jahre Popperklopper auf 35 min komprimiert:)
AFL: Nun lasse ich euch die letzten Worte, bevor wir uns im November wiedersehen. Was wollt ihr uns noch mit auf den Weg geben?
Carsten: Ja, erstmal vielen Dank fürs Interview und für die Einladung zu eurem Festival! Und ansonsten freuen wir uns auf alle, die den Weg zu einem unserer anstehenden Konzerte zum neuen Album finden! Zwischendurch werden wir in den kommenden Wochen anfangen an neuen Songs zu basteln…da hat sich schon wieder einiges an Ideen angesammelt.
Udo: Dass Ihr genau so weiter macht. Glaube die Szene ist auf liebevolle, unabhängige und informativ gemachte Magazine wie ihr es seid angewiesen. Daumen hoch!
Lars: Wir sehen uns!!
Wie bereits im Interview erwähnt, spielen sie auch auf unserem Stäbruch Fest, wo sie sich die Bühne u.a. mit Bands wie Agnostic Front, The Take und Siberian Meat Grinder teilen werden.
Wer das leider verpassen muss, kann sie dann auch hier noch live sehen:
08.11.2019 ORWOhaus – Berlin
09.11.2019 Stäbruch Festival – Untererthal
21.12.2019 Fabrique im Gängeviertel – Hamburg
10.01.2020 Sonic Ball Room – Köln
15.02.2020 Speicher – Husum