Knapp 15 Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung Antievolution vergangen. Manch eine Band hätte in dieser Zeit schon drei wenn nicht sogar noch mehr Alben rausgebracht. Für Propaganda Network ist das aber nichts. Was aber Propaganda Network allerdings nach der langen Durststrecke abliefert, kann sich definitiv sehen lassen. Ich will nicht sagen, dass sich dafür das Warten gelohnt hat, weil es doch schon eine sehr lange Zeit war, aber ein Brett ist Panik trotzdem geworden.
Mit Parole Parole Parole hat die Band sich mit Leichtigkeit in meine 10 Records to die for eingespielt, Panik ist da dicht dran. Das beweist gleich der Opener Auf Gut Glück, welcher zu den besten Songs gehört, die Propaganda Network bisher geschrieben haben. Ob die Nummer mit Maulsperre oder Konvexspiegel auf lange Sicht mithalten kann, das wird man sehen. Wahrscheinlich so in 15 Jahren.
Lange Zeit war ich in dem Glauben, dass Propaganda Network sich aufgelöst hätten. Teils war dies auch auch der Fall. Doch irgendwie hat die Idee Propaganda Network über ein Jahrzehnt überlebt. Im Proberaum wurde für sich weiter gemacht, weiter gearbeitet.
Das Ergebnis kann sich dabei auf jeden Fall sehen lassen. Der vor einigen Zeilen genannte Opener ist da glücklicherweise nicht die Ausnahme auf Panik sondern die Regel. In den 15 Jahren hat Propaganda weder an Aktualität noch an Aggressivität verloren. Ich würde sogar sagen, dass die Jungs noch wütender geworden sind. Wirklich wie die Faust aufs Auge passt da die Zeile aus Die Menschen, die die Stimmung des Albums perfekt wiedergibt.
Die Menschen brauchen nicht mehr Larifari Halligalli Wischiwaschi Pipapo
Die Menschen glauben nicht mehr dem Gelaber eurer Scheiße nach dem Griff ins Klo
Klaus trifft das gesamte Album über mit jeder Zeile ins Schwarze und verliert sich dabei nie in Phrasendrescherei oder Belanglosigkeit. Was er schon auf Parole Parole Parole und Antievolution bewiesen hat, treibt Klaus bei Panik zum Höhepunkt. Ausgereifte Texte und aufgehende Reime.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal erwähnen, was Propaganda Network überhaupt für Musik machen. Auf Panik wird Deutschpunk mit starken Hardcoreeinflüssen geboten. Fans von Fahnenflucht, Absturtz, Adam Angst, aber auch Alarmsignal und Pascow werden sich hier sicherlich wohlfühlen. Insbesondere Lippenstift, eine etwas ungewöhnlichere Nummer für Propaganda Network, sollte Pascow-Herzen höher schlagen lassen.
Aber Propaganda Network besteht nicht nur aus Klaus, da gibt es ja noch vier weitere Musiker. Da gibt es Daniel, der seine Ballerbude komplett ausnutzt und niederknüppelt. Eine Doublebass im Punk ist immer sehr willkommen. Da ist Ronny, der mit seinem Bass die Musik vor sich her treibt und auch auf der Bühne sich sehen lassen kann. Und natürlich Franco und Tim, die mit ihren Gitarren zusätzlichen Lärm erzeugen, aber auch mal ein Solo einstreuen.
Propaganda Network ist eine Einheit, die nahezu perfekt aufeinander abgestimmt ist. Panik ist das Ergebnis dieser Einigkeit und vermutlich auch harter Arbeit. Sie können sich nur sicher sein ist die einzige Nummer auf dem Album, die ein wenig aus dem Raster fällt. Trotz der starken Metal-Einflüsse will sich die Nummer nicht wirklich in die restliche Struktur einfügen. Es ist absolut keine schlechte Nummer, aber der Track hätte sich vermutlich auch sehr gut als Hidden Track geeignet. Das können die Propaganda-Jungs auch: Großartige Nummern als Hidden Track auf ein Album packen.
Ansonsten reiht sich ein Brecher nach dem anderen auf dem Album. Keine Lückenfüller, keine Ausfälle. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Propaganda Network sämtliche Lieder mit der Intention geschrieben haben, jeden einzelnen Song auch live präsentieren zu können.
15 Jahre musste gewartet werden, in Kürze erblickt Panik das Licht der Welt. Panik ist eine absolute Empfehlung für jeden Menschen, der Bock auf deutschsprachigen Hardcore-Punk hat. Propaganda Network verbinden mit dieser Platte Wut, Verstand und Leidenschaft für eine gerechtere Welt. Die Texte werden dabei von Musik unterlegt, die durchweg interessant bleibt, einen wirklich fetten Sound bietet und so das Album vor sich her treibt.
Panik erscheint am 18. August auf Vinyl, CD (im Digipack), Tape und digital. Vinyl und CD gibt es bei K-Klangträger im Shop, das Tape mit Download-Code bei Monasteria Recordz.
Tracklist:
01. Auf gut Glück
02. Leitwolf, -kuh, -bild
03. Die Menschen
04. Pudel
05. Salzgurkennase
06. Spasmen
07. Lippenstift (feat. Otti)
08. Flickenteppich
09. Wendekreis
10. Blutheulen
11. Panik
12. Lurch
13. Sie können sich nur sicher sein
14. Sämann
Propaganda Network Live
05.08.23 R.o.A Wagenplatz Rondenbarg / Hamburg
19.08.23 Maufen / Gersten (Emsland)
23.09.23 Lulus Rockkneipe Open Air / Meppen
20.10.23 Substanz / Osnabrück
Danke Flo für den allerersten Review zu unserem neuen Album!
Das dieser so positiv ausfällt, hätten wir nicht erwartet und das freut uns wirklich sehr.
Komm doch mal gerne zu einem Konzert auf ein Bier oder so demnächst 😉
Beste Grüße von allen Propas