Wenn eine Location wie das Backstage München unter der Woche nahezu ausverkauft ist, gibt es entweder etwas umsonst oder es treten Bands auf, die einen für ein paar Stunden vergessen lassen, dass man am nächsten Tag wieder arbeiten muss.
So hieß es Dienstag Abend, ab in die Landeshauptstadt, Alltag raus – Punk-Rock rein!
Propagandhi, Dead To Me und RVIVR hatten um 19 Uhr zum Einlass gebeten. Die Zeit bis 20 Uhr, zur ersten Band, wurde überbrückt in dem man das Refused Album The Shape Of Punk To Come über die Anlage rocken hat lassen. Gute Einstimmung.
Mit Livemusik wurde der Abend dann aber durch RVIVR aus Olympia, Washington eröffnet. Und um es vorweg zu nehmen – sie waren zweifelsohne der Gewinner des Abends!
Zu meiner Schmach muss ich gestehen, ich kannte die Band im Vorfeld nur davon, dass ich mich schon häufiger fragte wie der Bandname denn eigentlich ausgesprochen wird. Antwort bekam ich – Reveiver.
Dann fehlte nur noch die Musik, um mir ein endgültiges Bild von der Band machen zu können. Und die versetzte das Backstage zu diesem frühen Zeitpunkt schon in echte Feierlaune. Die Band wurde nach jedem Song zurecht mit Jubelstürmen abgefeiert. Wie gesagt, ich kannte ja bisher keinen Song der Band aber jeder einzelne davon hat schon beim ersten Hören echt mega Spaß gemacht. Folglich musste ich mir am Ende des Abends erstmal alle verfügbaren Tonträger der Band vom Merchtisch sichern. Musikalisch wird vielfältiger und melodienreicher Punkrock geboten. Für den guten Wiedererkennungswert der Band sorgt die grandiose Frontfrau Erica Freas, die mit einer echt sagenhaften Rockröhre ausgestattet ist, und der ich noch stundenlang hätte zuhören können. Die vom Publikum vehement geforderte Zugabe blieb leider aus.
Zum Set der nachfolgenden Band Dead To Me bleibt mir nicht allzu viel zu sagen. Anders als bei der Vorgängerband fehlte mir da die Eigenständigkeit im Sound. Der Auftritt war solide, haute aber nicht wirklich jemanden im Saal aus den Socken.
Zeit für Propagandhi, den Headliner des Abends. Die Band aus Winnipeg bzw. New York hatte natürlich schon mit den ersten Songs Failed Imagineer und A Speculative Fiction die Menge fest im Griff. Da die letzten Alben der Band doch eher auf ausgefeilter Songstruktur als auf Partyhits wie zu How To Clean Everything Zeiten aufgebaut sind, geht natürlich auch etwas von der Pogo- und die Partystimmung im Saal abhanden. Das Publikum wirkt bei einer Vielzahl der Songs schon mehr erstarrt und eher Kopfnickend auf Grund des technischen Niveaus der Band. Natürlich spielte die Band auch die Partybrecher wie Fuck The Border, Back To The Motor League oder Anti-Manifesto. Wie gewohnt ist diese Band live immer ein Erlebnis. Schon alleine was Neu-Gitarristin Sulynn Hago an der Klampfe abzieht ist echt krass.
Kleiner Wermutstropfen war für mich lediglich die Songauswahl. Die Setlist wurde nämlich im Vergleich zu den Auftritten im April diesen Jahres kaum verändert. Ich hätte mir gerne mal die anderen Songs vom letzten Album Victory Lap live gewünscht.
Nachdem das Set mit This Is Your Life beendet wurde, stiegen Sänger Chris Hannah und Drummer Jord Samolesky dann nochmal in die Menge um sich wie immer bei den Leuten zu bedanken. Jord meinte auf die Frage warum er denn eine klaffende Wunde am Oberschnekel habe, er hatte wohl bei einem der Songs etwas daneben geschlagen und statt der Drums den Oberschenkel erwischt. Autsch. Sah jedenfalls aus wie frisch weggegrätscht.
Die Chancen Propagandhi nächstes Jahr noch öfter live erleben zu können stehen übrigens sehr gut. Zusagen gab es schon für das Punk Rock Holiday in Slowenien und das Riez Open Air bei Trier.
Fazit: Auch unter der Woche öfter mal Konzerte besuchen und einen freien Tag einplanen. Das tut der Seele gut und verkürzt zudem die Arbeitswoche.