Für mich ging es dieses Jahr das vierte Mal zum Back to Future-Festival in die sächsische Provinz nach Glaubitz!
Tag 1 – Donnerstag, 12. Juli
Die Wetterprognosen für das Back to Future 2018 sahen optimal aus. Am Donnerstag verzog sich der Regen und die Temperaturen stiegen! Ich hatte allerdings noch mit den Ausläufern einer Sommergrippe zu kämpfen. Aber nach kurzem Überlegen dachte ich mir, dass der fiesen Ermattung nichts besser entgegentreten kann als Punkrock Wellness – Und los!
Den Auftakt lieferten die Punkrocker von Demerit aus China. Überzeugender Streetpunk, bei dem viel Können dahintersteht. Sie lieferten auf jeden Fall als starker Opener mit einem knackigem Brett ab! Anschließend musste ich erstmal zurück zum Zeltplatz und mein Zelt aufbauen, denn wir hatten das Timing der Anfahrt etwas schleifen gelassen. Aber pünktlich zu den California-Punks aus Dresden, also pünktlich zu Strongbow, stand das Zelt und ich war wieder an Board. Trotz zweier Ersatzmusiker klangen die Herren eingespielt und in bester Laune. Das Konzert ging gut ins Ohr und hat Laune gemacht.
Anschließend kam dann Richie Ramone dran, aber das war ziemlich lahm, so dass ich nur von außerhalb des Zeltes etwas zuhörte und in den ersten Plausch mit alten Freunden gefallen bin. Pips and Pints habe ich dann auch sausen lassen (müssen), weil die Grippe sich doch noch bemerkbar machte und habe mich kurzerhand in meinen Schlafsack gepackt und genächtigt.
Tag 2 – Freitag, 13. Juli
Eingeschlafen in einem kühlen Schlafzimmer – aufgewacht in einer Sauna, komisch! Bei Zeiten war die Nachtruhe vorbei. Die Sonne prasselte und Temperaturen stiegen! Nach einem ausgiebigen Frühstück kam dann endlich der Wellness-Teil zum Punkrock dazu, also auf ins Glaubitzer Waldbad! Dort erwartete mich eine recht lange Schlange von Gleichgesinnten am Einlass. Nach ca 20 Minuten Wartezeit konnten wir es uns dann auf der Wiese im Halbschatten gemütlich machen und uns im kühlen Nass erfrischen!
Im Bad war alles da was man braucht: Wasserrutsche, Sprungturm, Volleyballfeld und ein Pavillon unter dem Instrumente standen, denn die ominösen Badmatadore gaben dort einen Auftritt der ungewöhnlicheren Art. Es waren die Back to Future-Allstars der Lokalmatadore im Freibad-Outfit und mit einem neu zusammengestellten Set. Davon lies ich mich im Wasser frisbee-spielend berauschen und fand es hier und da sogar ganz lustig. Dann noch eine Runde Volleyball und ein wohlverdientes Schläfchen und ab ging es wieder aufs Festivalgelände, denn die Berliner Gothic-Wave-Punks von Totenwald starteten auf der Main-Stage! Ich empfand es als sehr angenehm, weil die Musik in Kombination mit der Show einen ganz eigenen Charme entwickelte. Das hat mich durchaus beeindruckt. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht mit der dagewesenen Menge an Menschen um 16.00 Uhr gerechnet – nicht schlecht!
Die Dorks und Rude Pride habe ich mir geschenkt, um am Zelt noch etwas zu verschnaufen, Dosenbier zu schlürfen und Unsinn zu erzählen. Da das auch wunderbar geklappt hat bin ich wieder zurück aufs Gelände und habe mir die Pestpocken angesehen. Die haben sich gut gelaunt durch ihr Set gerumpelt, so dass es doch irgendwie sympathisch rüberkam. Sie sind sich also treu geblieben. 😉
Anschließend verbrachte ich die Zeit mit dem Ausprobieren diverser kulinarischer Köstlichkeiten und mit Vinyl shoppen! Weiter ging es dann bei mir mit Bad Co. Project. Die alten Herren haben gezeigt wie viel Oxymoron noch in ihnen steckt, nicht der Oberhammer, aber ziemlich gut. Als nächstes spielten Knochenfabrik und waren tatsächlich weniger betrunken als ich angenommen hatte. Oder vielleicht war ich betrunkener als ich angenommen hatte? Naja egal, sie spielten die Klassiker und es war eine ausgelassene Stimmung! Am Schluss brachten sie noch eine herzerweichende Ballade, das Toni Schuhmacher Lied. Ich habe mich sehr amüsiert! Nach langer Umbaupause gaben sich Anti-Flag die Ehre. Ich fand die Bühnenshow etwas übertrieben und zu einstudiert. Die Ansagen waren thematisch gut, aber für meine Begriffe viel gepose. Davon ganz abgesehen hat es mich musikalisch auch nicht wirklich mitgenommen, also eher mau. Also erstmal eine Pause am Getränkestand und warten auf Spider. Die Kalifornier sind kurzfristig für die erkrankten Pisse eingesprungen und klangen vielversprechend. Um 2.15 Uhr war es dann auch soweit und dem verbliebenen Publikum wurde ein feines Hardcore-Punk-Brett geboten! Die Leute nahmen das auch dankbar an und gingen um diese späte Uhrzeit auch noch gut ab. Danach ging es aber ab ins Bett, denn um 11.00 Uhr standen bereits wieder die P.I.Y. Punkrock-Karaoke im Waldbad in den Startlöchern.
Tag 2 – Samstag, 14. Juli
Als ich es dann gegen 12.00 Uhr ins Waldbad geschafft hatte war noch keine Spur von den Dresdnern. Die hatten es wohl am Vorabend beim Krach am Bach Festival etwas übertrieben und verspäteten sich. Nach einer Runde Badespaß trudelten die etwas erschöpften Herren dann ein und es begann die 1-Mann-Rock’n’Roll-Maschine Ernstl mit seinem Solo-Projekt und heizte für die Punkrockkaraoke ein. Danach wurde die P.I.Y.-Rakete gezündet und explodierte mit gut drei Stunden Karaoke-Spaß. Bei guten 32 Grad und Sonnenschein blieb kein Punkerherz unberührt, denn die Punkrockkaraoke im Waldbad ist immer wieder ein Fest!
Aufgrund der prallen Sonne entschied ich mich noch länger im Bad zu bleiben und die ersten Bands sausen zu lassen. Am Zeltplatz gegen späten Nachmittag angekommen war, skandierte meine Zeltkumpanen nach einer Runde Flunkyball. Nach einigen Belehrungsversuchen und Hinweisen auf mein fortgeschrittenes Alter (haha!) ließ ich mich schlussendlich zu einer Runde überreden. Und zu einer zweiten. Ich war tatsächlich etwas stolz auf mich, dass ich das ohne größere Blessuren überstanden habe! Aber genug auf dem Zeltplatz abgehangen, ab aufs Festival-Gelände. Als ich ankam gaben die Back to Future-Dauergäste, die Lokalmatadore, ihr Bestes und das Publikum feierte kräftig. Mit der lang nachhallenden Hymne Viva Lokalmatadore verabschiedeten sie sich und die Hillybilly Moon Explosion legten auf der Tent Stage los. Das begutachtete ich nur von draußen mit einem leckeren Burger und einem kühlen Bier. Weiter ging es für mich dann mit Dritte Wahl, auf die ich mit gemischten Gefühlen gewartet habe. Letztes Jahr habe ich sie im Schlachthof Dresden seit einigen Jahren mal wieder live gesehen und war sehr enttäuscht. Es hatte mehr von Rentner-Rock, als von allem anderen. Doch beim Back to Future haben sie nochmal einen Zahn zugelegt und sich ganz ordentlich präsentiert. Die Hits kamen, die Stimmung war gut und ich war wirklich positiv überrascht! Als nächstes kamen für mich dann Feine Sahne Fischfilet aufs Programm.
Ich hatte anfängliche Zweifel, ob die großen Feine Sahne es noch packen das kleine Punkfestival mitzureisen, doch sie waren elektrisierend! Mit berührenden Ansagen und krachenden Songs vereinnahmten sie die Menge im Handumdrehen. Das war wirklich ein sehr gutes Konzert. Allerdings gab es dort sehr viel Freisuff in Form von Pfefferminzlikör und anderen Späßen, weswegen ich Bonecrusher nur noch mit einem Auge sah und dann zeitnah im Zelt verschwunden bin. Hupsi! Aber nichtsdestotrotz ein sehr gelungener letzter Tag Punkrock-Wellness.
Mein Fazit:
Das Back to Future überzeugt durch die familiäre Atmosphäre und dem Begegnen auf Augenhöhe aller Menschen vor Ort. Punkrock-Wellness ist dafür eine sehr treffende Beschreibung und macht den einzigartigen Charakter des coolen Festivals im Sachsensumpf aus. Es gab keinen Stress und keine Trottel. Die Securities waren keine Hohlbirnen mit Stiernacken, sondern entspannte Dudes und alle Anflüge von Grauzonentum, Rassismus, Sexismus, Homophobie und weiterem ausgrenzendem und diskriminierendem Verhalten wurde ohne Diskussion bereits im Vorfeld und vor Ort konsequent Einhalt geboten, sodass es (wie ich es mitbekommen habe) keinen Ärger gab. Nächstes Jahr gerne wieder, bis dahin!
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