Refused - War Music (2019)
Refused - War Music (2019)

Eine Band, die vor mehr als 20 Jahren den Post-Hardcore erfunden hat, wie will die bitte noch etwas herausragendes leisten? Dass sie nicht tot sind und immer noch in der Liga der Hardcore-Legenden mitspielen, haben Refused mit ihrem Comeback-Album Freedom im Jahr 2015 bewiesen. Also: Aber noch einmal die Frage: Was soll da jetzt noch kommen?

Genau das hier: Das neue Album der schwedischen Hardcore-Legenden heißt War Music und liefert genau die Energie, den Revoluzzer-Spirit und die in die Magengegend hauenden Riffs, die man seit jeher von Refused gewohnt ist. Und dennoch scheint vieles anders.

Schon nach den ersten Tracks wird klar: War Music ist wahrscheinlich das vielschichtigste Album, das Refused bis dato veröffentlicht haben. Meine Ohren bekommen einen Querschnitt dessen zu hören, was die Refused Mitglieder, allen voran natürlich Dennis Lyxzén, jemals musikalisch auf die Beine gestellt haben.

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Da ist das obligatorisch episch-wütende Rev001, das mit Eleganz und gleichzeitig brachialer Gewalt den perfekten Opener liefert (Dass Refused wissen, wie man ein Album beginnt, ist spätestens seit dem Freedom Opener Elektra klar.)

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Dann ist da I Wanna Watch The World Burn, das an INVSN erinnert. Das chaotisch-vertrackte Damaged III, oder Death In Vännäs tragen eine Spur The International Noise Conspiracy in sich. The Infamous Left oder Turn the Cross liefern rohen Hardcore Punk, wie man ihn von Lyxzén’s und Ex-Refused David Sandströms Band AC4 kennt. Und nach vorne treibende Songs wie Blood Red, Violent Reaction oder Malfire, klingen wie eine gelungene Mischung aus allem.

Refused (Pressebild, 2019)

Beim Schreiben merke ich, dass Refused wahrscheinlich die einzige Band ist, deren Songs ich mit ihren eigenen oder denen ihrer Nebenprojekte vergleiche. Aber so ist das, wenn man eine Marke für sich ist.

Auch Dennis Lyxzéns Stimme ist markant wie eh und je. Er beweist wieder einmal, dass er von souligem Gesang bis hin zu kratzbürstigem Geschrei alles kann. Dabei klingt er bei allem, was er tut authentisch. Selbst Songs, die ich so nicht erwartet hätte, wie etwa The Infamous Left, brennen sich für mich sofort als Refused typisch ein.

Wie zu erwarten war, ist auch War Music weitaus mehr eine Ansammlung an wahnsinnig kraftvollen Songs. Refused liefern erneut ein links-politisches Statement ab. Dabei zeigen sie sich nicht einfach nur wütend, sondern entschlossen, etwas an der aktuellen politisch-wirtschaftlichen Lage zu ändern:

„We still believe that capitalism is cancer
and we still believe it can be cured.
We still believe that the patriarchy is cancer
and we still believe it too can be cured.
We still believe in the power of art to transform and expand the mind.
And last but by no means least:
We still believe in the total violent obliteration of the one percent.
Blood red until we’re fucking dead.
Let’s go.“ – Refused

Wie wichtig Refused ihre Messages sind, und der Wunsch verstanden zu werden, macht das Lyric Sheet deutlich, dass durch Erklärungen und Zitate von Pussy Riot, über Karl Marx und Berthold Brecht bis hin zu Oscar Wilde komplettiert wird. Aber auch strittige historische Persönlichkeiten, wie RAF-Terroristin Ulrike Meinhoff, werden hier zitiert. Genau an diesem Punkt wird es mir etwas zu heftig. Und auch in den Refused eigenen Texten der Songs geht es mir teilweise zu gewalttätig und ideologisch zu. Während ich den Wunsch nach einer Revolution wie in Rev001 noch nachvollziehen kann, wird mir der Aufruf nach Blut auf den Straßen (I Wanna Watch The World Burn) zu viel.

So sehr ich auch die Idee der Katharsis verstehe und dass man alles zerstören muss, um aus den Trümmern etwas neues aufzubauen – das hier geht mir zu sehr von der metaphorischen Ebene weg.

Ein Fazit zu War Music zu formulieren, fällt mir sichtlich schwer, denn musikalisch bin ich begeistert. Heftige, druckvolle Drums, derbe Riffs und eine rabiate Stimme lassen einem kaum eine Atempause. Revolutionär klingt das auf jeden Fall. Auch die grundlegende politische Ausrichtung sollte bei Refused nicht überraschen, aber diesmal scheinen sie mir den Bogen inhaltlich etwas zu überspannen.

So viel ist aber klar: Refused schaffen es wieder einmal mit ihrem aktivistischen Hardcore Sound eine neue Richtung einzuschlagen.

Mit War Music veröffentlichen Refused erstmals auf dem Label Spinefarm. Das zehn Titel und 34 Minuten kompakte Album, das am 18. Oktober 2019 erscheint, promoten die Schweden im November im Rahmen ihrer Co-Headliner Tournee mit Thrice auch in vier deutschen Städten:

Refused mit Thrice live 2019

04.11.2019 Köln, Carlswerk
05.11.2019 Hamburg, Große Freiheit
11.11.2019 München, Tonhalle
12.11.2019 Berlin, Huxleys

Tracklist

  1. Rev001
  2. Violent Reaction 
  3. I Wanna Watch The World Burn 
  4. Blood Red 
  5. Malfire 
  6. Turn The Cross 
  7. Damaged III
  8. Death In Vännäs 
  9. The Infamous Left 
  10. Economy Of Death
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– Playlist: Happy Release Day

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