Kraftklub – Keine Nacht Für Niemand (CD/LP – 2017 – Vertigo)

…denn bei uns klauen alle diese schwedischen Bands.

Diesmal war es umgekehrt, diesmal hat sich die „Band mit K“ an anderer Stelle bedient. Bereits im Titel „Keine Nacht für Niemand“ findet sich eine Hommage an Ton Steine Scherben, im Verlauf der Platte finden sich Background-Beats, auf die sich wunderbar Fanta 4 rappen lässt sowie mehr oder minder übernommene Textzeilen beispielsweise von den Ärzten oder Deichkind an Stellen von unterschiedlicher Bedeutungsschwere. Musikalisch muss man als Hörer wohl auch etwas offener für andere musikalische Nuancen im Vergleich zu dem Klang der Vorgängeralben sein.

Aber nochmal von vorne:
Die „Band mit K“ startet mit einem Lied eben diesen Namens. Klassisch Kraftklub, klassischer Opener. Wird auch live zweifelsfrei gut funktionieren! Bei „Leben ruinieren“ darf dann jeder selbst mal versuchen „Die da“ drüber zu rappen. Der Selbstversuch glückte! In „Chemie Chemie Ya“ besingt die Band zwar den Albumtitel und zudem mal wieder Berlin auf eine für Kraftklub äußert fluffige Art und Weise, allerdings leider auch nicht besonders prägnant. Was nach dem letzten Akkord bleibt ist lediglich das „Chemie, Chemie Ya“. In „Am Ende“ wird es um Felix Brummer regelrecht sentimental. Kein Liebeslied!

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„Fenster“ ist wohl allen Aluhutträgern und besorgten Wutbürgern gewidmet. Starkes Lied, starker Text, wichtige Message – wichtig genug, dass Farin Urlaub persönlich den durch Moll-Akkorde eingeleiteten letzten Refrain des Liedes mitsingt. Der Schlussteil scheint ihm auf den Leib geschneidert! Großartige Nummer!
Nach einem der Albumshighlights geht es sentimental weiter. „Fan von dir“ wird von Streichern getragen. Aber singt Herr Brummer nun von einer Frau, einem Mann oder gar von einem Fußballverein? Es bleibt Interpretationsspielraum. Mit „Hausverbot“ geht es im Kraftklub-Standard weiter hin zu einem nächsten außergewöhnlichen Stück dieses Tonträgers: „Dein Lied“. An diesem Werk werden sich wohl die Geister scheiden. Wenn das Lied mit dem rücksichtsvollen Understatement in den Strophen und der klaren Ansage im Refrain aus so manchen Jugendzimmern schallt wird dies in so manchen Eltern wohl irgendwas zwischen Verwunderung und Empörung hervorrufen. Politisch korrekt ist anders, hier aber durchaus überraschend und unterhaltsam!

Bei „Sklave“ funktioniert im Refrain gut was auch schon in den 80ern bei den Ärzten gut funktioniert hat: die Zeile „Lass mich dein Sklave sein“ in neuem Kontext. Sowieso klingt auch musikalisch auf diesem Album einiges nach den 80ern und sogar nach NDW. Aber wer vorher „Hure“ singt, der muss in „Venus“ eben auch „Fick“ singen. Als vorletztes Lied gibt es dann doch noch eine „Nacht“ für uns (Hallo!) um als Hörer dann mit „Liebe zu Dritt“ musikalisch etwas ratlos in die Stille nach dem Tonträger entlassen zu werden. Was soll bloß dieses fast 2-minütige Gewummer am Schluss?

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